Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Deutschlands Verhandlungen mit den Westmächten 359 
Deutschlands Verhandlungen mit den Westmächten 
(43) Äber eine Unterredung mit Sasonow am 25. Juli berichtet Buchanan 
an Grey (Blaubuch Nr. 7): 
„Seine Exzellenz (Sasonow) antwortete, daß Rußland Österreich-Ungarn 
nicht erlauben könne, Serbien zu vernichten, um die vorherrschende Macht auf 
dem Balkan zu werden, und wenn Rußland des Beistandes Frankreichs 
sicher sei, so würde es den Krieg nicht scheuen..." 
(44) Der russische Botschafter in Paris, Jswolski, berichtet am 
29. Juli (Orangebuch Nr. 55): 
„Viviani bestätigt mir soeben den festen Entschluß der französischen 
Regierung, in Übereinstimmung mit uns zu handeln. Dieser Entschluß 
wird von weitesten Kreisen und von den Parteien, die Sozialradikalen einge. 
schloffen, unterstützt, die ihm eine Erklärung überreichten, in der sie absolutes Ver¬ 
trauen und die patriotischen Gefühle der Gruppe ausdrücken. — Er fügte hinzu, 
daß Frankreich aufrichtig den Frieden wünsche, aber daß es gleichzeitig entschlossen 
sei, in voller Übereinstimmung mit seinen Verbündeten und Freunden zu handeln, 
und daß Freiherr v. Schön sich selbst davon überzeugen könne, daß dieser Entschluß 
die lebhafteste Zustimmung im Lande finde." 
(45) Äber diese Anterredung berichtet Grey selber am 29. Juli dem eng. 
lischen Botschafter Bertie in Paris (Blaubuch Nr. 87): 
„Nachdem ich heute Lerrn Cambon gesagt hatte, wie ernst mir die Lage 
erschiene, sagte ich ihm, daß ich heute dem deutschen Botschafter zu erklären be- 
abstchtige, daß er sich durch unsere Unterhaltungen nicht zu dem Gefühle falscher 
Sicherheit verleiten lassen solle, daß wir beiseite stehen würden, wenn unsere 
Bemühungen um die Erhaltung des Friedens, die wir gemeinsam mit Deutsch- 
land unternehmen, scheitern sollten. Dann aber sagte ich Äerrn Cambon, daß 
ich es für nötig hielt, ihn auch darüber zu verständigen, daß die englische öffentliche 
Meinung die gegenwärtige Lage ganz anders ansehe als die Marokkoschwierig¬ 
keiten vor einigen Jahren. Jetzt handelte es sich um einen Fall, in dem wir uns 
nicht für berufen hielten, eine aktive Rolle zu spielen. Selbst wenn die Frage eine 
österreichisch-russische würde, fühlten wir uns nicht berufen, eine Rolle darin zu 
spielen. Das wäre dann ein Balkanzwist oder eine Frage der Vorherrschaft 
zwischen Teutonen und Slawen, und wir waren stets darauf bedacht gewesen, 
. es zu vermeiden, wegen einer Balkanfrage in den Krieg hineingezogen zu werden. 
Für den Fall, daß Deutschland und Frankreich beteiligt würden, hätten wir 
uns noch nicht befragt, was wir tun sollten. Das wäre ein Fall, den man noch 
prüfen müßte. Frankreich würde dann in einen Streit hineingezogen, der nicht 
seinen eigenen Interessen galt, aber in dem infolge seines Bündnisses seine Ehre 
und seine Interessen es zur Teilnahme verpflichteten. Wir wären aller Verpflichtung 
ledig und wir hätten dann zu entscheiden, welche Laltung uns die britischen 
Interessen auferlegten. Ich hielt es für nötig, das zu sagen, da, wie er wisse, 
wir hinsichtlich unserer Flotte alle Vorsichtsmaßregeln ergriffen und ich im Be- 
griffe war, den Fürsten Lichnowsky zu warnen, nicht darauf zu zählen, daß wir 
beiseite stehen würden, aber es wäre nicht korrekt, wenn ich Äerrn Cambon
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.