Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die letzten Kämpfe vor Lublin und Grubieszow 307 
sümpfe zu werfen. Es war der 4. September. Die 3. Armee war um diese 
Zeit schon von Lemberg abgezogen und hinter den Wäldern und Teichen 
von Janow und Grodek versammelt, die 4. Armee seit vierundzwanzig 
Stunden vom geschlagenen Feind gelöst, herumgeworfen und zu einer zweiten 
Schlacht bei Lemberg bereitgestellt und die 2. Armee im Begriff, sich als 
Stoßgruppe am Dnjestr zusammenzuballen. Der Erzherzog endlich war auf 
der Verfolgung der Armee Plehwe mit dem II. und XIV. Korps vor 
Grubieszow angelangt. Es war also von österreichisch-ungarischer Seite alles 
eingeleitet, beit Entscheidungskampf mit versammelten Kräften aufzunehmen 
und die über Lemberg vorrückenden russischen Ostarmeen mit der 2., 3. und 
4. Armee anzugreifen. 
Die Lage wäre leidlich aussichtsvoll gewesen, wenn die Russen sie hin¬ 
genommen hätten. Aber das war nicht der Fall. Sie hatten jetzt das Gewicht 
nach Norden gelegt und gingen gerade in diesem Augenblick auf dem ganzen 
rechten Flügel bis zur Mitte der allgemeinen Schlachtordnung zum General¬ 
angriff über. Ihre verstärkte und wieder zu Kräften gekommene 4. Armee 
ging mit Angestüm gegen die 1. Armee vor, und ihre 5. Armee, die bei Zamose 
und Komarow außer Gefecht gesetzt worden war, erschien plötzlich wieder 
handelnd im Felde und brach mit starken Kräften aus Grubieszow und Krylow 
über den Bug vor. Bon Osten griff Rußkis 3. Armee an, die siegreich 
aus Lembergs Toren heraustrat, und von Süden nahte Iwanow mit der 
8. Armee, deren Amfassungsflügel von dem feurigen Brussilow geführt 
wurde. 
Nun war Dankl von vorn und in der rechten Flanke, der Erzherzog von 
drei Seiten und — was das bedenklichste war — Auffenberg im Rücken 
bedroht. Gelang es General Everth, die Armee Dankl zu schlagen und in 
die Tanewzone zu werfen, so war nicht nur Dankl selbst verloren, sondern 
auch die große Amfassung der Habsburgischen Streitmacht vom rechten 
Flügel aus geglückt. Wurde der Erzherzog von der 5. russischen Armee er¬ 
drückt, so brachen die Russen in den Rücken Auffenbergs, und griff die nördlich 
Lemberg vorgehende 3. russische Armee dann um Auffenbergs linken Flüge! 
herum, so war nahezu die ganze k. u. k. Leeresmacht zwischen San und We- 
reszyca zu einer Verteidigungsschlacht mit halbverwandter Front gezwungen. 
Dann kämpfte, abgesehen von der 5. in Serbien gebundenen Armee, das 
gesamte Feldheer Osterreich-Angarns in der Nähe von Przemyfl in ähnlicher 
Lage um Ehre und Leben, wie die böhmische Armee am 3. Juli 1866 bei 
Königgrätz gefochten hatte. 
Alles kam darauf an, wie lange Dank! standhielt. And er hielt mit der 
!. Armee noch drei Tage stand, obwohl der Erzherzog ihm nicht mehr 
helfen konnte, sondern selbst auf zwei Fronten verzweifelt kämpfen mußte, 
um den Vormarsch der Russen zu verzögern und langsam weichend die 
Lücke zwischen der 1. und 4. Armee zu gewinnen und zu schließen.
	        
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