Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die letzten Kämpfe vor Lublin und Grubieszow 305 
die Russen ihre Angriffsarmeen neu zusammenstellten und die umfassende 
Bewegung gegen Lemberg und die dahinter beengte Armee des Erzherzogs 
Friedrich in die Wege leiteten. 
Zwischen Weichsel und Bug hatten inzwischen die Kämpfe keinen 
Augenblick geruht. Die Entwicklung erfuhr jetzt auf der Nordfront durch 
die Abberufung der 4. Armee eine jähe Anterbrechung, schien aber noch 
aussichtsvoll für die Österreicher, wenn dem Gegner die Kräfte nicht zu 
rasch nachwuchsen. 
Erzherzog Josef Ferdinand sah sich am 2. September vor die Aufgabe > 
gestellt, mit zwei schwachen Korps und zwei Kavalleriedivisionen die ge¬ 
schlagene 5. Armee in der Richtung auf Grubieszow zu verfolgen und dem 
Feinde Fechterkünste vorzumachen, um ihn zu verhindern, der kehrtschwenken¬ 
den Armee Auffenberg in den Rücken zu fallen. 
Die letzten Kämpfe vor Lublin und Grubieszow 
General v. Dank! hingegen kämpfte im Raume Lublin immer noch um 
neuen Sieg. Der 1. Armee fiel jetzt eine schwere Aufgabe zu. Sie kämpfte 
nach dem Ausscheiden Auffenbergs aus der nördlichen Front in viel höherem 
Maße als Teil des Ganzen, und zwar als linke Flügelgruppe und Flanken¬ 
schutz im Norden. General v. Dankt hatte am 2. September nach dem 
Abstoppen des Angriffs am Chodelabschnitt das Gewicht wieder aus den 
rechten Flügel verlegt, wohin er die Kavalleriedivision vom linken Flügel 
nachzog. Am endlich gegen Lublin durchzudringen und den Stellungskampf 
durch einen Angriff zu entscheiden, warf er das X. Korps gegen die Äöhen 
und die Waldstellungen, welche die Russen nördlich von Fajflawice ein¬ 
genommen hatten. Links anschließend griff das V. Korps mit der Flügel¬ 
division das befestigte Chmiel und die flankierenden Löhen an der Straße 
Chmiel—Lublin an. 
Noch einmal rollten die Angriffswellen der Przemyfler und Preßburger 
Regimenter gegen die Erd- und Baumschanzen der zähen Verteidiger, die 
sich der Amfassung ihres linken Flügels durch Abbiegen der Front zu er¬ 
wehren trachteten. Schon schien der Angriff sich im Erfolg zu vollenden, da 
tauchten halbrechts wieder russische Verstärkungen auf, setzten bei Dorohucza 
über den Wieprz und gingen gegen Piaski und Fajflawice vor. Auch bei 
Zulin wurden russische Reserven sichtbar, die sich zum Flankenangriff an¬ 
schickten. Das strategische Eisenbahnnetz, auf das so viele Millionen ftan- 
zösischen Goldes verwendet worden waren, tat seine Dienste. 
Drohend erhob die Gefahr ihr Laupt. Kein Erzherzog war mehr zur 
Stelle, um der Amfaffung zu begegnen. Es blieb Dankl daher nichts mehr 
übrig, als das vom Kreuzfeuer gepeitschte X. Korps nach Lopiennik zurück- 
Stegemanns Geschichte des Krieges. I. 20
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.