Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die Kämpfe bei Przemyslany—Rohatyn (zweite Phase) 39! 
General v. Boehm-Ermolli sah sich außerstande, mit den ihm zugeteilten 
Kräften die Schlacht wiederherzustellen. Er mußte jetzt für sich selbst und die 
Sicherung der Dnjestr- und Wereszycalinie sorgen, die von einer frischen rus¬ 
sischen Kampfgruppe bedroht erschien. Starke russische Kolonnen bewegten sich 
am Dnjestr aufwärts und zwangen Boehm-Ermolli, seine Truppen westlich 
von Stryj zu versammeln, um die Südflanke der Lemberger Mittelstellung 
und die rückwärtigen Verbindungen des Äeeres bis zum San sicherzustellen. 
Als der 30. August graute, schwoll das russische Artilleriefeuer von 
Rohatyn bis Kurowice zu unerhörter Gewalt an. Die Reservebatterien 
waren aufgefahren und schmetterten mit der Divisionsartillerie vereinigt 
Lage um Lage in die österreichischen Stellungen. Dann setzte auf der ganzen 
Linie der Jnfanterieangriff ein. Diesmal mit Aussicht auf Erfolg, denn 
die übermüdeten, durch starke Verluste geschwächten Verteidiger waren am 
Erliegen. Trotzdem wurde es noch einmal Mittag, bis die Verteidigung zu-^ 
sammenbrach. Sie wurde weder überrannt, noch von Mut verlassen, sondern 
durch die am Vorabend eingeleitete, in der Nacht zur Reife gediehene Um¬ 
fassung des Südflügels des XII. Korps aus dem Äalt gedrückt. Die Russen 
schwenkten gegen Firlejow—Strzeliska ein und griffen so tief in die entblößte 
Flanke, daß keine Ausnahmestellung mehr fruchtete. Auseinandergebrochen 
flutete das XII. Korps in zwei Teilen auf Bobrka und Lemberg zurück. Nun 
erwehrte sich auch das steirische Korps der Übermacht nicht länger. Die 
Russen packten es bereits von drei Seiten und brachen alsbald in seine rechte 
Flanke, die nach dem Ausscheiden des XII. Korps jedem Angriff offenlag. 
Anter dem doppelten Druck verließ das III. Korps die Äöhen zwischen 
Przemyflany und Kurowice, die es zwei Tage und Nächte gegen dreifache 
Übermacht gehalten hatte, und wich an der Straße Zloezow—Lemberg auf 
Gaje und Winniki, wo es dicht vor den Ortszugängen von Lemberg hinter 
den Bächen, die zum Peltew fließen, wieder' Stellung nahm. 
Die große Schlacht, die vom 26. bis 30. August ösllich von Lemberg 
ausgekämpft wurde, war für die Österreicher und Angarn endgültig verloren 
gegangen. Vergeblich waren die von General v. Brudermann auf dem 
linken Flügel der Ärmee angesammelten Streitkräfte, das XL Korps, die 
44. und 23. Lonvedinfanteriedivision, am 30. August ösllich von Kulikow 
und auf beiden Äsern des Peltew zum Angriff vorgeführt worden. Die 
Erfolge, die dort am 30. und 31. August über den rechten, ohnehin zurück¬ 
gehaltenen Flügel der Armee Rußki errungen wurden, hatten keinen Ein- 
fluß auf den Verlauf der Schlacht. Diese war am rechten Flügel der 3. Ärmee 
entschieden worden und endete mit der Abblätterung der ganzen Front und 
konzentrischem Rückzug auf Lemberg, der die Verbände durcheinanderrührte 
und in den Talkessel der offenen Stadt hineinpreßte. 
Siegreich standen die russischen Südarmeen auf dem rechten Äser der 
Gnila Lipa, Ostgalizien war in ihre Land gegeben, die Bukowina ihrem Ein-
	        
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