Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die Kämpfe bei Zamosc—Komarow (zweite Phase) 289 
Unter diesen Eindrücken stand die oberste Leeresleitung Kaiser Franz 
Josephs, als die Armee Auffenberg am 28. August mit gewaltiger Kraft¬ 
anstrengung zum entscheidenden Angriff schritt. 
Immer noch wogte der Kampf um Tarnawatka, wo die Russen in ähn¬ 
licher Stellung wie vor Niedrzwica Duza an der Lubliner Straße beider¬ 
seits der Straße von Tomaszow nach Zamosc eingegraben standen. Von 
Komarow führten die Russen Verstärkungen heran, über Czartowczyk und 
Tyszowce brachen sie zum Gegenstoß vor und wälzten die ermatteten Ein¬ 
heiten des VI. Korps, die sich zur Abwehr in Bataillonsverbänden zu¬ 
sammenballten, in blutigem Kampf auf die Löhen nordöstlich von Jarczow 
zurück. Abgesprengte Kompagnien verteidigten sich in den umfaßten Stel¬ 
lungen mit Lingebung, bis sie die steigende Ruffenflut verschlang. Der rechte 
Flügel der Armee Auffenberg war in Gefahr, vollständig zu erliegen, die 
Schlacht verloren, die Armee gefährdet, wenn nicht in letzter Stunde Lilfe kam. 
Da machte sich am Abend des 28. August das Eingreifen des XVII. Korps 
geltend, das im Eilmarsch herankeuchte und über Jarczow in den Endkampf 
des VI. Korps eingriff. Der Durchbruch war verhindert. Am welchen Preis, 
zeigte die Opferung der 15. Division. Aber die Schlacht war keineswegs ge¬ 
wonnen, nur zur Rot die Lage bei Jarczow hergestellt, während bei Tarna¬ 
watka der Kampf ohne Ergebnis weiterbrannte. 
Der Anmarsch Erzherzog Joses Ferdinands konnte die Entscheidung 
bringen. Er führte zwei Divisionen seines Alpenkorps und die 41. Lonved- 
división über Belz und Uhnow zur Umfassung heran. Gelang es der Armee 
Auffenberg, in Verbindung mit der Armeegruppe des Erzherzogs, die 5. rus- 
sische Armee zu überflügeln und in beiden Flanken zu fassen, so mußte den 
Russen ihr erfolgreicher Widerstand bei Tarnawatka und mehr noch ihr 
überwältigendes Vordrängen auf Jarczow zum Verhängnis werden. 
Dann fingen sie sich in der doppelseitigen Umfassung und verfielen bei Komarow 
dem österreichischen Schwert. Siegeshoffnungen auf beiden Seiten: Die 
russische Leeresleitung rechnete den rechten Flügel der Österreicher als ge¬ 
schlagen und hatte Grund, von einer Durchbrechung in der Richtung auf 
Tomaszow und Rawa Rufta einen großen Erfolg zu erwarten, denn dieser 
Stoß spaltete die österreichischen Leeresmassen und führte in die Flanke der 
3. Armee, die südöstlich von Lemberg rang, zerschnitt also die Wurzeln 
der ösierreichisch-ungarischen Leereskraft; die österreichisch-ungarische Leeres¬ 
leitung hingegen hoffte auch am Abend des 28. August noch, die 5. russische , 
Armee entscheidend zu schlagen und die siegreiche Armee Auffenberg dann , 
rechtzeitig nach Osten herumzuwerfen, die Armeen Brudermann und Boehm- - 
Ermolli in letzter Stunde zu entlasten und den Russen auch bei Lemberg eine; 
'Niederlage zu bereiten. 
Zu unheimlicher Glut entbrannten die Kämpfe, die diese Entscheidung 
vorbereiten sollten. Die Schlacht zwischen Wieprz und Bug schwankte im 
Stegemanns Geschichte des Krieges. I. 19
	        
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