Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die Kämpfe bei Zamosc—Komarow (erste Phase) 285 
ungarische Nordgruppe von der Lemberger Armeegruppe Brudermann und 
der südlich von Lemberg in den Kampf tretenden 2. Armee abgerissen und ein 
Durchbruch Tatsache. Das wäre ein größerer strategischer Erfolg der Russen 
gewesen als die Amfassung der englisch-französischen Armeen an der Oise 
und Maas, die von den Deutschen um dieselbe Stunde eingeleitet wurde. 
Die Lage der österreichisch-ungarischen Nordarmeen hatte sich inzwischen 
auch auf dem äußersten linken Flügel getrübt. Die Armee Dankl war trotz 
großer Fortschritte auf ihrem rechten Flügel und in der Mitte bis jetzt nicht 
imstande gewesen, die von Westen geplante Amfassung Lublins durchzuführen, 
denn die Löhen von Chodel spotteten des Stirnangriffs, und General Dankl 
verfügte nach Einsatz der 12. Division dort über keine ftischen Kräfte mehr, 
um den Bogen weiter nach Norden zu schlagen. Während auf dem rechten 
Flügel der Armee Auffenberg und der allgemeinen Kampffront noch das 
XVII. Korps und das XIV. Korps des Erzherzogs eingesetzt werden konnten, 
mußte auf dem äußersten linken Flügel der Armee Dankl das schwache Flanken- 
korps Kummer herangeholt werden. Die Schlacht war in die Krisis getreten. 
Erzherzog Josef Ferdinand und General v. Kummer waren berufen, 
die Doppelschlacht zwischen Weichsel und Bug wiederherzustellen. Kummer 
erhielt Befehl, bei Jozefow den Abergang über die Weichsel zu voll» 
ziehen und bei Opole in das schwere Ringen der 12. Truppendivision ein- 
zugreifen; der Erzherzog warf sich bei Grodek und Iarczow in den Kampf. 
Die allgemeine Lage hatte also über Nacht und im Laufe des Vormittags 
des 27. August zwischen Weichsel und Bug eine Verschiebung erfahren. 
Die russische Übermacht drohte das Gleichgewicht der lebendigen Kräfte end- 
gültig zu zerstören und den Sieg davonzutragen. Auch die strategischen Aus¬ 
sichten der Russen erschienen plötzlich in hellerem Licht. Sie banden nicht nur 
die 1. und 4. Armee, sondern waren auch im Begriff, sie zu schlagen und 
hatten trotz der großen Verstärkungen, die sie zwischen Weichsel und Bug ver¬ 
sammeln mußten, noch starke Armeen zum konzenttischen Vormarsch auf 
Lemberg freibehalten. 
Aus Wolhynien und Podolien rückten mächtige Leeressäulen gegen i 
Lemberg heran und fielen die 3. Armee in ihren weitgespannten Stellungen 
zwischen Busk und Brzezany an, ehe die 2. Armee vollständig versammelt 
war. Am so mehr kam es für die Österreicher darauf an, die im Norden ein¬ 
geleiteten Schlachten rasch und glücklich zu Ende zu führen, bevor die riesen- 
haft klafternde russische Amfaffung das ganze österreichisch-ungarische Leer von 
Lublin bis Lalicz umspannte und in den Raum Lemberg hineinpreßte. Zum 
Abbruch der Schlacht zwischen Wieprz und Luczwa war es ohnehin zu spät, 
zu eng verklammert rang General v. Auffenberg mit dem Feind, der das 
VI- Korps vollständig zu vernichten drohte. 
Die oberste Leeresleitung entschloß sich, das äußerste aufzubieten, um 
die Krisis zu überwinden und zunächst die strategische Überlegenheit und
	        
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