Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

234 Der Feldzug in Ostpreußen bis zum 15. September 1914 
werden. Doch es war, als schreckten selbst ihre Trümmer noch den Russen, 
der sich am frühen Morgen auf dem Schlachtfeld allein und die Stellung des 
XVIL Korps geräumt fand, aber nicht zu folgen versuchte. 
Die strategische Lage am August 
Mit 8000 Gefangenen kehrte die Armee Prittwih aus ihrem ehrenvollen 
Kampf zurück, bei dem die Erinnerung an das Treffen bei Großjägersdorf 
aus friderizianischer Zeit lebendig geworden ist. 
Aber die strategische Lage war ungünstiger als im Jahre 1757. Ähnlich 
nur das Verhalten der russischen Feldherren. Wie damals Apraxin gezögert 
hatte, die Preußen zu verfolgen, so beschränkte sich jetzt Rennenkampf daraus, 
seine Massen langsam in umfassender Bewegung über die Pissa und dieGoldap 
aus Insterburg und Angerburg vorzuschieben und die Straßen nach Königs- 
berg zu gewinnen. 
Der Führer der 1. Armee mochte sich der mühsamen Behauptung 
des Schlachtfeldes freuen, wähnte den Feind im Abzug auf Königsberg 
und sah seine Aufgabe jetzt in der Besetzung des Gebietes zwischen Memel 
und Lyck, um dann mit dem Belagerungspark vor die Festung Königs- 
berg zu rücken. 
Die kleine Feste Boyen bei Lötzen empfing schon am 23. August die 
Aufforderung zur Übergabe, blickte aber zwischen ihren blauen Masurenseen 
dem Ansturm der Russen mit nicht geringerer Zuversicht entgegen als 
das starke Königsberg am silberglänzenden Lass. 
Der russische Feldherr schlug sein Hauptquartier in Insterburg aus. 
Großfürst Nikolai Nikolajewitsch sandte tröstliche Botschaft nach Paris. 
Man kann annehmen, daß sie verheißungsvoll gelautet hat, denn die fran- 
zösischen Meldungen spiegelten alsbald den Eindruck dieser Kunde vom 
russischen Kriegsschauplatz wider. Der Großfürst-Generalissimus hat der 
ffanzösischen Regierung wahrscheinlich mitgeteilt, daß die Preußen ge¬ 
schlagen und auf dem Rückzug seien und daß ihre Lauptkräfte sich nach 
Königsberg geworfen hätten. Was nach Süden entkommen sei, werde dem 
Flankenangriff der 2. Armee erliegen, die der Weichselschranke schon näher 
stände als das kleine Preußenheer. Mit den Mienen des Siegers und den 
Gebärden des Eroberers, der in einem Wüstungskrieg begriffen ist, breitete 
sich die Armee Rennenkampf zwischen der Memel und den großen Seen aus 
und brandschatzte die Städte und Dörfer Litauens und Nadrauens weit 
hinaus bis Domnau, südwestlich von Königsberg. Die Masse des Leeres 
folgte nicht. 
Als bei Labiau und Wehlau die Königsberger Hauptreserve die Vor¬ 
huten der Belagerungsarmee mit Artillerie und Maschinengewehr empfing,
	        
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