Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Das Treffen bei Gumbinnen 
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den linken Flügel Apraxins im Schutze der heimischen Wälder zu umfassen 
und aufzurollen. Aber die dünne Gefechtsfront zerriss, und die Überlegenheit 
der russischen Laubitzenbatterien brachte die preußischen Kolonnen in Ver- 
Wirrung. Da brach Lehwald das Gefecht, das ihn 4000, die Russen 7000 
Mann gekostet hatte, ab und bewerkstelligte einen geordneten, vom Feinde 
nicht gestörten Rückzug. Apraxin wagte nur langsam und zögernd zu folgen 
und kam nicht bis zur Weichsel. Der strategische Zweck seiner Offensive war 
vereitelt, das Ziel nicht erreicht worden. 
Die Erinnerung an das Treffen vom 10. August 1757 ist hier wohl am 
Platze, da es trotz der kleinen Verhältnisse gewisse Grundzüge mit den 
Operationen im Sommer 1914 gemein hat; die Russen sind wiederum in 
der Überzahl, wieder mit mächtiger Artillerie ausgerüstet und ebenso schwer¬ 
fällig in der Bewegung, die Preußen wieder darauf angewiesen, ihre 
Manövrierfähigkeit zu entfalten und dem Feind möglichst Abbruch zu tun. 
Angesichts der starken russischen Streitkräfte, die auf der Linie Eydt- 
kuhnen—Insterburg heranrückten, schien auf deutscher Seite der Rückzug 
geboten, aber der preußische Angriffsgeist forderte zunächst Landein nach 
vorn, ehe man hinter die Angerapp zurückfiel. Gelang es, den Gegner zur 
Entwicklung seiner Massen zu zwingen, so wurde in jedem Falle wertvolle 
Zeit gewonnen. 
Am 17. August griff das I. Armeekorps den anrückenden Feind bei 
Stallupönen an. Die Last des Kampfes wurde von der 1. Division getragen. 
Im zähen Kampf behauptete sich die Division gegen die Übermacht und 
entrang ihr im stürmischen Angriff, der bei Nausseden, ösüich von Stallupönen, 
in die russischen Stellungen einbrach, zahlreiche Gefangene und Maschinen¬ 
gewehre. Unterdessen fochten die Regimenter 44 und 33 gegen die weit 
nach Süden ausgreifende linke Flügelgruppe der russischen Angriffsarmee 
und bereitete ihr bei Mehlkehmen und Goldap erhebliche Verluste und 
Aufenthalt. Als die Russen ihre Massen entwickelt hatten und die weit¬ 
gespannte Linie Pillkallen—Stallupönen—Goldap erreichten, ging das 
I. Armeekorps kämpfend auf Gumbinnen zurück. In breiter Front folgten 
die Russen und drangen am 18. August gegen die Linie Gumbinnen— 
Goldap vor. 
Das Treffen bei Gumbinnen 
Generaloberst v. Prittwitz beschloß, dem Feinde mit versammelten 
Kräften nochmals Lalt zu gebieten, um Francois' I. Korps zu entlasten, 
und zog zu diesem Zweck alle verfügbaren Truppen heran. Nur das XX. Korps 
blieb als Grenzschutz auf seiner Grundlinie gegen den Narew und Warschau 
stehen, das XVII. Korps aber wurde mit der Eisenbahn herangeholt und 
marschierte am 18. August hinter der Augerapp auf.
	        
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