Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Die Schlacht bei St. Quentin—Guise 157 
diesen Stellungen grub sich das Gardekorps ein und schlug am 30. August 
die wütenden Gegenstöße des verstärkten Feindes unerschüttert ab. Als 
der Feind gegen Mittag zurückging, stieß ihm General v. Plettenberg mit 
der Garde rasch gefaßt nach und besetzte die Linie Richaumont—Mar- 
fontaine—Rougeries—Lanneux du Gard. Die Franzosen gaben ihre ohn¬ 
mächtigen Amfassungsversuche auf und traten den Rückzug an. Roch im 
Weichen erlitten sie hier blutige Verluste. 
Zwischen Guise und St. Quentin fochten das X. Korps und das X. Re¬ 
servekorps, während das VII. Korps und Klucks IX. Korps südlich St. Quen- 
tin zur Amfassung ausholten und über Laneourt vorrückten. Am 30. August 
warfen die Deutschen den weichenden Feind auf Ribêmont und entrissen 
ihm La Fère. Im Bogen der Oise von Umklammerung bedroht, gab 
Lanrezac den Befehl zum Rückzug, der sich rasch nach Süden wälzte 
und die Straßen über Laon und Soissons einschlug. Wieder siegte das 
klassische Amfassungsmanöver („l’éternel mouvement tournant“), dem die 
an ihren Stellungen klebenden Franzosen nicht zu begegnen, wohl aber recht¬ 
zeitig zu entrinnen wußten. Im Oisebogen eingeklemmt und von mächtigen 
Streichen erschüttert, wußte Lanrezac keinen Ausweg mehr, als schleunigen 
Rückzug, zu dem er kaum noch den Befehl zu geben brauchte, da der tak¬ 
tische Entscheid inzwischen auch auf dem rechten Flügel und in der Mitte 
gefallen war. Die Armee strömte zurück und wälzte sich nach Süden. 
Die Schlacht an der Oise, die in den ersten vierundzwanzig Stunden 
eine günstige Wendung für die Franzosen zu nehmen schien, endigte also 
mit einem schweren Rückschlag, der dem Verfolger die Aisnelinie kampflos 
preisgab, von Ioffre aber klug benützt wurde, um die Armee dem Feinde zu 
entziehen. General Lanrezac legte den Befehl nieder. Nur Gardeschützen 
und Gardejäger kamen noch bei Leuilly, 11 Kilometer nördlich von Soissons, 
und bei Soissons selbst am 1. September ins Gefecht; am 2. September löste 
die Gardefußartillerie südöstlich Soissons bei Branges die letzten Schüsse. 
Die Schlacht bei St. Quentin—Guise erscheint in einem gewissen Gegen- 
satz zu den Operationen der 5. und 4. deutschen Armee, die nach der ersten 
Schlachtenfolge zwischen Consenvoye und Sedan in schweren Kämpfen um 
die Äbergänge der Maas rangen. Sie stellte sich als eine räumlich und zeitlich 
abgegrenzte Handlung dar, die die taktische Entscheidung in sich selbst trug. 
Zwei Tage wogte die Schlacht unentschieden hin und her, ehe die Franzosen, 
rechts beinahe siegreich, aber links umfaßt, den Kampf aufgaben und die 
Rückzugsstraßen über die Aisne zu gewinnen trachteten. 
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Die linke Flügelgruppe der englisch-flanzösischen Armeen hatte zum 
zweitenmal das Feld geräumt. In den Kämpfen bei Landrecies—Le Catean 
Cambrai, nördlich von St. Quentin, waren die Engländer, im Gefecht
	        
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