Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

153 
Die Schlacht bei Le Cateau und Landrecies 
Marschall French brachte sein I. Korps bei Landrecies auf dem rechten 
Flügel, das II. Korps bei Le Cateau in Stellung und wies eine erst vor 
zwei Tagen in Le Havre ausgeschiffte Ersatzdivision an, bei Cambrai und 
Seranvillers die linke Flanke zu decken. Die englische Reiterei und das ftan- 
zösische Kavalleriekorps Sorbet waren schon zu sehr geschwächt und er¬ 
schöpft, um dem Marschall noch von großem Nutzen zu sein. Wie es zu 
seiner Rechten stand, wo die Armee Lanrezac neuen Stand suchte, wußte er 
nicht. Doch überzeugte er sich schon am Abend des 25. August, daß seines 
Bleibens in der Linie Cambrai—Landrecies nicht war; er beschloß, den Rückzug 
am frühen Morgen fortzusetzen. Aber die Armee Kluck war schneller als dieser 
Gedanke. Die Briten sollten die paar Stunden Ruhe, die ihnen der Marschall 
gönnen wollte, nicht genießen. Der Feind nahm auf die Wünsche des braven, 
aber nicht gern gehetzten Expeditionskorps keine Rücksicht. Zehn Ahr schlug's 
von der Kirche zu Landrecies, in deren Gruftkapelle der Marschall Clarke, 
Herzog von Feltre, begraben liegt, und die englischen Truppen waren kaum 
untergebracht, da brach Klucks IX. Korps aus dem Walde von Mormal, 
den es im Gewaltmarsch durchquert hatte, und griff ohne Federlesen an. 
Daraus wurde ein Nachtgefecht mit allen seinen Schrecken und Verlusten. 
Die deutsche Spitzenbrigade geriet im Straßenkampf in heftiges Maschinen¬ 
gewehrfeuer und blutete stark, aber der rücksichtslose Angriff warf die Eng¬ 
länder aus allen Stellungen. 
Zwei französische Reservedivisionen, die endlich den Anschluß an die 
Armee French gefunden hatten, deckten den Rückzug, der sich im nächtlichen 
Dunkel bald in Flucht verwandelte. In Auflösung eilte Frenchs rechter 
Flügel auf Wassignies in der Richtung St. Quentin zurück. Bei Etreux 
setzte sich ihre Nachhut noch einmal, wurde vom Reserveinfanterieregiment 
Nr. 73 und anderen gefaßt und fiel ihrem Angriff zum Opfer. 
Das II. Britenkorps war bei Le Cateau—Cambrai zur Ruhe gegangen 
und erhielt die Nachricht vom Überfall und der Flucht des I. Korps erst, als es 
zu spät war, ohne Kampf nach Süden zu entweichen. Es wurde im Morgen¬ 
grauen des 26. August angegriffen. Von den Pommern und dem IV. Re¬ 
servekorps von vorn und in der linken Flanke gepackt, kämpfte es von Anfang 
an nur noch, um Zeit zum Rückzug zu gewinnen. Seine Artillerie tat ihr 
äußerstes und hielt vielfach ohne Bedeckung bis zum letzten Mann stand. 
Englische und ftanzösische Kavallerieregimenter, die sich kaum noch im 
Sattel halten konnten, stellten sich der deutschen Leereskavallerie entgegen, 
wurden jedoch von den Reitern Marwitzens und Richthofens aus dem 
Wege gefegt. Mit Mühe gelang es der Masse der Engländer, sich aus dem 
Kampfe zu lösen. Die bei Seranvillers aufmarschierte ftische englische Division 
wurde vom IV. Reservekorps erst nach hartnäckigem Widerstand aus dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.