Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

110 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914 
Da keuchte von Aachen schwere Artillerie heran und fuhr in der Dämme¬ 
rung in Stellung. Zwei Infanterieregimenter trafen noch abends spät ein 
und warfen sich in den Kampf. Der Mond hing über dem Talkessel von Lüttich 
und übergoß die Landschaft, die Forts, die Stadt und die Flußläufe der Maas 
und Ourthe mit feinem silberbleichen Licht. Die deutschen Infanteriestellungen 
wurden unter heftigem Artilleriefeuer nach vorn geschoben und der Angriff 
noch einmal gegen die Zwischenräume der Forts vorgetragen. Leman warf 
die 12. und die 9. Brigade ins Feuer und rief die 15. Brigade von Luy 
zur Anterstützung heran, aber der deutsche Angriff war jetzt nicht mehr auf- 
zuhalten. Schon am 6. August räumten die belgischen Feldtruppen das rechte 
Maasufer, noch in der Nacht traten sie, von Kavallerie verfolgt, den 
Rückzug an und überließen die Festung auf den Befehl des Generals ihrem 
Schicksal. Von den Forts wurden noch in der Nacht die Festen Fleron, 
Embourg und Barchon in ihrer Widerstandskraft erschüttert. Gegen 1 Ahr 
erschien ein Zeppelinkreuzer über den schwarzen Wäldern des Ostens, senkte 
sich auf die Festung und warf Bomben größeren Kalibers über der Kartause 
und der Stadt aus. die panischen Schrecken erzeugten. 
Als der Morgen graute, war eine Lücke in den Fortsgürtel der Süd¬ 
ostfront gerissen, zwei Werke schwiegen. Jetzt mußte sich entscheiden, ob der 
gewaltsame Angriff glückte. Noch einmal traten die Deutschen zum Sturm 
an. Der Führer der 14. Brigade, General v. Wussow, fiel, General 
v. Bülow starb durch die Kugel eines Leckenschützen und vor der Eskarpe 
eines feuerspeienden Forts sank inmitten eines Läufleins Tapferer Prinz 
Friedrich Wilhelm zur Lippe neben der Fahne in den Tod. Da setzte sich 
Generalmajor Ludendorff an die Spitze der 14. Brigade, brach nördlich 
von der Feste Fleron durch und erreichte die Kartause. Lüttich war in 
deutscher Land. 
Die Bezwingung der Außenfesten 
Da die Festen, die auf dem rechten Äser noch standhielten, nun in der 
Flanke gefaßt werden konnten und von der erstürmten Kartause unter 
Feuer genommen wurden, erlahmte allmählich ihre Kraft. Durch ihre Kehlen 
drang der Sturm der deutschen Regimenter und pflanzte die Fahne aus 
die grünen Wälle. 
Zwei belgische Bataillone, die der Rückzugsbefehl nicht erreicht 
hatte, wehrten sich noch bis zum 13. August im Mündungswinkel zwischen 
Ourthe und Besdre und stahlen sich dann durch die deutschen Linien nach 
Avans und Namur. Das war alles, was von der Besatzung der Ost¬ 
front entkam. 
Die Festen auf dem linken Äser der Maas hielten indes noch unerschüttert 
stand. Auch sie stürmender Land zu nehmen, lag kein zwingender Grund vor, 
denn eine Entsatzarmee war nicht zur Stelle und die schwere Belagerungs-
	        
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