Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Der Kampf um Lüttich 
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der Wälder knallten die Flinten. Blusenmänner und Frauen beteiligten sich 
am Kampf, der im Aufbrausen nationaler Leidenschaft und im Gefühl der 
Vergewaltigung des neutralen Bodens die Regeln der Menschlichkeit und 
der Laager Konvention außer acht ließ, den Freiheitskrieg des belgischen 
Volkes tief in Blut tauchte und nach furchtbaren Vergeltungsmaßregeln 
rief, die dem Lande stellenweise ihre Spuren durch Zerstörung von Wohn- 
stellen, Dörfern und Städten aufdrückten. 
Der Vormarsch der deutschen Truppen wurde dadurch blutig gezeichnet. 
Aber der Stoß der Angriffskolonnen drang durch die Volkserhebung durch, 
und ungestüm schoben sie sich zur Überrumpelung der Festung von Osten 
und Süden an den Fortsgürtel heran, während bei Vise, weiter unterhalb 
Lüttichs, im wilden Straßenkampf der Übergang der Maas erzwungen wurde. 
Eine Landvoll Reiter brach tollkühn durch die Zwischenräume der Lütticher 
Ostforts und preschte in die von keiner ümwallung geschützte Stadt. Im 
Galopp fegten sie durch die Straßen, warfen anreitende Lanciers über den 
Laufen und suchten sich des Kommandanten der Festung, General Leman, 
zu bemächtigen. Doch von Übermacht überwältigt und zersprengt, mußten 
sie bald von ihrem unerhörten Reiterstück ablassen; nur wenige kehrten zurück. 
Der Landstreich auf Lüttich war gescheitert. 
Der gewaltsame Angriff 
Run griff die Infanterie nach dem Gewaltmarsch von 40 Kilometern 
unverweilt an. In einem von Norden nach Süden gezogenen Lalbkreis 
wurde die Festung am 5. August von Liers, nördlich bis Boneelles, südlich 
der Stadt gewaltsam angegriffen. Mecklenburger Jäger standen auf dem 
rechten Flügel, an sie schloffen sich Rheinländer an, die sich gegen Wandre 
und Rabosee wandten. In der Richtung auf Fleron, in der Mitte der 
Aufstellung, griff die 14. Brigade an. Brandenburger und Lannoveraner 
fochten am linken Flügel um Embourg und Chaudfontaine. Die Besatzung 
wehrte sich in der Loffnung auf Entsatz mit starkem Mut. Der erste Ansturm 
wurde abgeschlagen. Anter schweren Verlusten kämpften sich die Angreifer 
im Laufe des 6. August allmählich an die Südostfront heran und hielten 
in den toten Winkeln fest, dagegen wurden die auf das linke Maasufer über- 
gegangenen Abteilungen bei Liers von den belgischen Lauptkräften zum 
Rückzug gezwungen. Die Reiterei war inzwischen nördlich von Vise über 
die Maas gegangen, hatte die belgische Flußverteidigung überflügelt und 
auf die Festung zurückgeworfen und fließ mit ihren Geschützen und Jäger¬ 
bataillonen ins Campinenland vor. Dort war noch nichts von der belgischen 
Feldarmee zu sehen. 
Der Tag verging, ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die deutschen Regi- 
menter schmolzen im Feuer. Ein Gegenangriff der 11. belgischen Brigade 
brach den stürmischen Anlauf und ließ ihn erstarren.
	        
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