Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1,1917)

Í08 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914 
stattfinden müssen, wurde der Vormarsch durch Belgien zum Grundgedanken 
der Angriffsbewegung. 
Der Vormarsch ergab eine ungeheure Vorbewegung vom rechten 
Flügel aus, die sich bei gutem Gelingen zu einer Äberflügelung und Am¬ 
fassung des Gegners gestalten mußte. Am die Armee stoßbereit dicht an den 
Gegner heranzubringen und die von Metz nach Aachen reichende Angriffs- 
front vor Störungen ihrer wichtigsten Verbindungen in der Anmarschlinie 
zu sichern, rückten schon am Abend des 1. August Teile des VIII. Armee¬ 
korps in das Großherzogtum Luxemburg ein und nahmen von den Bahnen, 
Brücken und strategischen Punkten Besitz. Am Vormittag des 2. August 
befand sich das gesamte Verkehrsnetz Luxemburgs iw deutschen Länden und 
diente nun der 5. Armee zur Bereitstellung gegenüber der Linie Longwy— 
Audun. Damit war die Angriffsfront auf der Grundlinie Aachen—Mal¬ 
medy—Luxemburg—Metz ausgerichtet. 
Stand Metz als eigene Feste am linken Flügel dieser Linie, so drohte 
gegenüber dem rechten Flügel das starke Lüttich auf der Gegenseite und sperrte 
den Zugang zum belgischen Maastal, wo die freie Bewegungslinie erst 
begann. Nur ein Vorgehen, das wie ein Donnerkeil einschlug, konnte hier 
Bahn brechen und den Erfolg des deutschen Aufmarsches sichern. 
Der Landstreich 
Am 4. August wurden zwei Friedensbrigaden mit etwas Kavallerie 
und Artillerie unter der Führung des Generals von Emmich gegen die Festung 
geschleudert. Teile des VII., IX. und X. Armeekorps rückten nach. Zn 
immobilem Zustand, ohne ihre Ergänzungsmannschaften und die volle 
Kriegsausrüstung abzuwarten, traten die Regimenter an. Es galt, Lüttich 
im Landstreich oder durch gewaltsamen Angriff zu nehmen. 
Leiß brannte die Augustsonne, als die deutschen Truppen im Gewalt¬ 
marsch durch das waldige Lügelland drangen. Die Grenze wurde bei Aachen 
und weiter südlich in der Richtung auf Verviers überschritten, Kavallerie- 
spitzen, Kraftwagen und Panzerzüge stießen gegen die belgische Maaslinie 
vor. Auf den Löhen, die Lüttich umgaben, wurden belgische Truppen fest- 
gestellt. Es waren Teile der 3. Leeresdivision und der 16. Brigade, die 
von General Leman zur Verteidigung herangezogen worden waren. Sie 
schanzten an den Dörfern zwischen den Forts. Einzelne deutsche Kolonnen 
waren schon auf dem Marsch auf Widerstand gestoßen. Die Landstraßen 
waren ungangbar gemacht, Bäume gefällt, Gräben ausgehoben und Barri- 
kaden errichtet worden. Ehe die Spitzen vorn mit dem Feind in Berührung 
kamen, flackerte hinter ihnen und in der Flanke schon der Kleinkrieg auf. 
Belgische Gendarmen und Radfahrerkompagnien nährten ihn mit großem 
Geschick. Die Dörfer spien Feuer, aus den Kornfeldern und dem Anterholz
	        
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