Volltext: Branntweinwirtschaft und Volksernährung [30]

Der Zweck der steuerlich so günstige» Behandlung des der 
giillten Branntweins ist der, seinen Absatz zu heben. Die Spiritus 
Zentrale ist mm von sich aus in dieser gleichen Richtung noch 
weiter gegangen," indem sie nicht nur durch eine weit ausgedehnte 
Propaganda und eine unmittelbar bis an den letzten Verbraucher 
reichende Absatzorganisation den Verbrauch von Brennspiritus zu 
steigern suchte, sondern auch eine weitere Verbilligung seines Preises 
dadurch bewirkte, daß sie den vergällten Branntwein unter dem 
Einstandspreise abgab und sich durch eine entsprechende Erhöhung 
des Verkaufspreises des unvergällten Branntweins schadlos hielt. 
Diese Politik entsprach der Ueberlegung, daß bei dem ständig ab 
nehmenden Trinkverbrauche nur durch eine Vergrößerung des Ver 
brauchs für Brenn-, Leucht- und technische Zwecke eine Absatz 
steigerung möglich sei. 
Es leuchtet ein, daß nach Kriegsausbruch die im Frieden 
geforderten Verkaufspreise trotz des zunächst gleich gebliebenen Ab 
schlagspreises auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden konnten. 
Vor allem mußte der Brennspiritus teurer werden. Die Vertriebs 
organisation, die sich von den einzelnen städtischen Abfüllstellen tief 
in das flache Land hinein erstreckte und jedem, Verbraucher seinen 
Bedarf bis ins Haus zuführte, litt unter dem Mangel an Arbeits 
kräften und dem starken Abgang au Pferden. Auch dem Klein 
Handel gegenüber erschien eine Erhöhung des Zwischengewinns von 
4 auf 4'/z Pfennig für das Liter als billig. Ein weiterer Um 
stand, der auf den Verkaufspreis des Brennspiritus verteuernd 
wirkte, bestand darin, daß der Bundesrat die aus der Betriebs 
auflage gewährte Vergütung von 28 Mark auf 21 Mark herunter 
gesetzt hattet), sodaß also dem Vorjahre gegenüber für den Erlös 
von Brennspiritus ein Ausfall von 7 Mark entstand. 
Zum Ausgleich der Mindereinnahmen und der Mehrausgaben 
wurde im Herbst 1914 eine Erhöhung der Verkaufspreise in der 
Weise vorgenommen, daß für unvergällten Primasprit frei Berlin 
^ (statt bisher 62,50 Mark) 69, -- Mark, 
für 95 prozentigen Brennspiritue, für die Literslasche 
(statt bisher 38 Pfennig) 0,41 „ 
gefordert wurden. 
.. 9 In den folgenden Jahren betrug die Vergütung für vollständig 
vergällten Branntwein: 
1915,16 
1916/17 
191748 
23 Mark 
20 „ 
24 ..
	        
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