Volltext: Die Hauswirtschaft im Kriege [25]

fmuen zu stärkerem Zuckerverbrauche, besonders als Ersatz für das 
mangelnde Fett, zu bringen, wie es im Anfang des Krieges volks 
wirtschaftlich dringlich und möglich erschien, als andersartige be 
hördliche Maßnahmen den Zucker für die Haushaltung ganz bedeutend 
beschränkten und der Zuckerverbrauch hinter den der Friedenszeiten 
zurückgehen mußte. Das bedingte für die Hausfrauen neue Ver 
fahren des Haltbarmachens von Obst durch zuckerloses Einkochen, 
Dörren und die Verwendung von Süßstoff an Stelle von Zucker. 
Kaum hatten sie sich damit vertraut gemacht, als auch der Süßstoff 
für längere Zeit aus dem Handel verschwand und Obst nun mit 
Rüben, Wurzeln, Zuckerrübenschnitzeln und ähnlichem vermischt 
werden mußte, um einen Brotaufstrich zu ergeben, der einigermaßen 
genießbar war. Süße Früchte, wie Süßkirschen, Himbeeren, Brom 
beeren, Birnen, Zwetschen, erzielten eine große Nachfrage, und die 
Großstädter zogen in Haufen auf das Land, um, soweit es sich um 
Wildobst handelte, dieses dort selbst zu pflücken. Da aber auch die 
Bevölkerung des platten Landes und der kleinen Städte mehr Ge 
fallen an diesen Dingen fand, so wurden in manchen Gegenden diese 
Früchte restlos aufgebraucht, ja, manche Sorten, wie Blaubeeren, 
blieben der Großstadt ganz fern und wurden von den Pflückern 
selbst verwendet, besonders im Jahre 1917, als der trockene Sommer 
eine schlechte Ernte dieser Früchte zeitigte. 
Vom Wildgemüse haben sich hauptsächlich Pilze in 
weiteren Kreisen Eingang verschafft, während Löwenzahn, Melde, 
Brennessel, Sauerampfer und ähnliche Sorten doch immer nur auf 
einen kleinen Kreis von Liebhabern beschränkt blieben. Dahingegen 
nahm das Bestreben, in den Besitz eines kleinen Stückchens Landes 
zu kommen, immer mehr zu. Besonders die Gemüse- und Kartoffel 
knappheit des Winters 1916/17 war hierin ein strammer Erzieher, 
der besser wirkte als alle Ermahnungen. Trotz aller Erschwerungen 
beim Bezug von Dünger und Saatgut wurden zahllose 
Schrebergärten neu angelegt und gepflegt. Mit rührender 
Geduld arbeitete die Kriegerfrau der Großstadt mit ihren heran 
wachsenden Kindern in diesen kleinen Gärtchen, auch die älteren 
Arbeiter, die Urlauber und Verwundeten lernten den Spaten ge 
brauchen und dem Boden die Aussaat anvertrauen. Manche Städte 
nahmen sich dieser im Anfang recht Hilflosen an, indem sie, wie auch 
manche Hausfrauenvereine, Saatgut beschaffen halfen, das Land 
pflügen ließen oder, wie z. B. Hamburg, durch Anstellung einer 
Gärtnerin von seiten feiner Patriotischen Gesellschaft, für gründliche 
Anleitung und Belehrung Sorge trugen. So wurde erreicht, daß
	        
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