Neusiedlung des Philipp L e d e r e r und der viel¬
leicht schon früher ansässigen, laut Daten aber erst
1879 sicher feststellbaren Familie Lö wit
(vielleicht Nachkommen des Abraham, bzw. Mejer
Lowit) ; der Ort zeigt in 18 Jahren bis 1890 die höch¬
ste örtliche Sterbeziffer der ganzen K. G. — 1873
B u d i 1 a u (bei Bohumilitz) gleichfalls als Neusied¬
lung des Joseph Fanti; 1877 in Wilkowitz ein
Juda F a n ti (1896 in Boschitz ein Glied der Fa¬
milie Isak Fanti als 4. Ast) ; 1881 finden wir in
C e s t i t z den 3. Ast der L e d e r e r, 1883 eine wohl
auch schon ältere Siedlung Malonitz (an der heuti¬
gen Bahn, zwischen Ckjn u. Wolin) der Familie Leo¬
pold B eck; die jährlichen Sterbefälle in der K. G.
waren gleichzeitig auf durchschnittlich über 5 ge¬
stiegen. 1884 erscheint laut Gräberverzeichnis in B o-
ß c h i t z der neue Name Ignaz G e r v i n k a, desglei¬
chen in Bohumilitz die Familie S k a 11. 1888
starb in Z d i k a u ein . . . Alina, 1889 in Hos¬
titz ein Glied der Familie Moriz K o h n (u. 1903 in
Pre ein Ignaz Kohn als 5. Ast dieses Stammes),
Dazwischen erscheinen noch die Namen Gregor (ab
1876 drei Verstorb.), je ein Bein k ele s (Lehrer,
1881), Stamper (1887) u. Bodner (1895).
Inzwischen hatte auch W. abermals neuen Zuwachs
bekommen und erscheinen spätestens ab 1881 die
Namen: Ignaz Karpeles, 1882 Salomon Hirsch,
1884 Mathias Fischi (s. Boschitz u. Hostitz), 1890
Abraham, bzw. Eduard D u b, 1894 Albert H o 1 u b.
Dagegen hatten Gkjn und die Judensiedlungen
um W. überhaupt durch Absterben u. Abwanderung
so abgenommen, daß sich das Schwergewicht der ver¬
bliebenen J. G. nach W. verschoben hatte. „Zuletzt,
durch viele Jahre46 hatte Gkjn laut Chronik nur noch
einen Vorbeter und Koreh namens Paul, bzw. Ema¬
nuel S i 11 i g. Erst als die K. G. 1890 gesetzlich ge¬
regelt wurden, hat „Ckjn44 wieder einen Rb. — Georg
(Gottlieb) Strans k y — angestellt, dem 1897 Moses
R e i 11 e r und 1903 Josef Bloch folgten; durch sie
begann zugleich 1896 in W. an beiden (von 3 Klassen
im J. 1837 auf zusammen etwa 13 angewachsenen)
deutschen Volks- u. Bürgerschulen die Erteilung mos.
Religionsunterrichtes. Die letzten Vst. der „K. G.
Gkjn" waren: Leopold Horner, Joseph Ignaz u.
Markus Lederer in Ckjn.
Der Gottesdienst an den hohen Feiertagen wurde
bis 1895 teils in Mietlokalen W., teils in Ckjn abge-
halten; während dieser Zeit funktionierten hier: Rb.
Stransky, genannte Herren S i t t i g und Baruch
Gans, von W. auch: Alois F antes, Bernard
Schwager, Salomon Hirsch u. Gustav F a n ti.
Mit Unhaltbarwerden der gottesdienstlichen Verhält¬
nisse in Gkjn mußte der ganze Kultusdienst nach W.
verlegt werden und wurde 1895 im Hotel „Habsburg"
am Waldekplatz ein großes Zimmer gemietet und hier
regelmäßiger Gottesdienst gehalten durch genannten
Herrn Schwager, während die Rb. (R e i 11 e r u.
Bloch) in Ckjn wohnhaft blieben.
Aus Neuwahlen am 4. Oktober 1896 ging dann
Alois Fantes in W. als Vst. hervor. Die erste Kül-
tusgemeindesitzung fand hier am 4. Jänner 1897 statt,
der K. V. bestand aus 9 Mitgliedern (sämtlich in W.).
Wie zu erwarten, wurde dann 1899 beschlossen, den
Sitz der K. G. überhaupt hieher zu verlegen, was
durch Statut vom 19. Juli 1900 von der k. k. Statt-
halterei in Prag bestätigt wurde. Damit hatte die
„K. G. C k j n44 als solche — eine über 200 Jahre alte
Stammsiedlung mit zahlreichen Zweigsiedlungen —
offiziell zu bestehen aufgehört. Den Gipfel ihrer Be¬
deutung als örtliche Siedlung und zugleich des begin¬
nenden Abstiegs kennzeichnet eine örtliche Höchst-
Sterbeziffer von 5 Personen im J. 1891, die bis 1909
auf 2 sank und bis 1930 auf Null; das bedeutet fast
eine doppelte Pause wie anno 1688/1700, bzw. einen
örtlichen Rückgang um etwa die Hälfte gegenüber der
Ursiedlung.
Die „Kiiltusgeiiimiiclc Winterberg".
Unter den ersten Vorstandsmitgliedern erscheinen
1897 auch Emanuel Klein und Dr. Josef R o b i t-
scher.
Mit der Verlegung des Sitzes war auch die vorder¬
hand letzte Siedlung zu dieser K. G. gekommen,
nämlich Außergefild (im Westzipfel derselben).
Der „Gefilder Wald44 wird von Jos. Puhani ischon
1366 als Besitz der Strakonitzer Johanniter erwähnt;
ein Streit mit Bergreichenstein darum endete 1383
damit, daß der Wald geteilt wurde, u. zw. Innergefild
zu Bergreichenstein, Außergefild zum Gute Groß-
Zdikau. Als auch schon ältere Judensiedlung gehörte
Außergefild ursprünglich zur J. G. Hartmanitz (durch
den Gerichtsbez. Bergreichenstein von der K. G. W.
getrennt) ; von dort scheint auch die in Außergefild
ansässige Familie Roth zu stammen, da ein Glied
derselben noch 1902 in Hartmanitz bestattet wurde,
während ein zweites schon 1899 nach Ckjn überführt
wurde, wo bis heute der einzige Friedhof der K. G.
besteht und als solcher benützt wird. 1899/1900 wurde
die Bahnverlängerung nach Wallern eröffnet.
1902 weist das Gräberverzeichnis den neuen Na¬
men Abraham (Alfred) Grotte in Z d i k a u aus.
1903 erfolgte ein Wechsel im Vorstande der neuen
K. G., indem am 3. Mai Emanuel Klein gewählt
wurde.
1906 erfolgte durch die Wahl Siegmund W e d e 1 e s
ein neuerlicher Vorsteherwechsel. Am 2. September
d. J. starb ferner der erste hiesige Vorsteher Alois
F antes.
Einen weiteren Fortschritt des hiesigen Judentums
bedeutete die Niederlassung der Fa. Jo s s & Lö¬
wenstein im J. 1907 7).
Ab 1. November 1910 war in Winterberg Rabbiner
w o 1 f f von Strakonitz Religionslehrer (vielleicht
wegen zeitweilig unbesetztem Posten), bis 1911 Julius
Löwenbein mit dem Sitze W. gewählt wurde und
dieser ab 1. November dieses Jahres auch den Schul¬
unterricht übernahm.
Die verschiedenen Einflüsse der Kriegs- und
N achkrieg s zeit berühren natürlich die jüdische
Geschäftswelt ebenso wie im allgemeinen. Schon un¬
mittelbar nach der Mobilisierung 1914 begannen die
„Angstkäufe44 und ihre bekannten Preiswirkungen.
Im Oktober trafen bereits die ersten, meist jüdischen
Kriegsflüchtlinge aus Polen, Galizien und der Buko¬
wina ein, wovon ein Teil auch in Steinbrenerschen
Druckerei- und Fabriksgebäuden untergebracht wurde.
Der örtliche Zuwachs durch sie betrug zirka 50 Fa¬
milien mit rund 300 Köpfen, in der ganzen K. G. zirka
400 Familien (also vielleicht 2000 oder mehr Per¬
sonen). Auch die Zahl der Schüler stieg durch sie be¬
deutend, in den deutschen Mädchenschulen allein
z. B. von 11 auf 27 jüdische Schülerinnen. Zwecks
Betreuung dieser Flüchtlinge wurde Rb. Löwen¬
bein, der schon fünf Monate als Fe'ldkurat gedient
hatte, vom Kriegsdienste enthoben. 15 dieser Per¬
sonen starben, u. zw. 8 im J. 1916 allein. Die Sterbe¬
ziffer der ganzen K. G. war dadurch während dieser
Zeit auf 25 gestiegen. 1916 erscheint durch Todesfall
der Name Fischer in Groß-Zdikau, seither
auch in W.; seit 1917 aus gleichem Anlasse der Name
Rudolf Kafka in Außergefild (durch 2 Ver¬
storbene).
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