gelegten erhöhten Altarraume und der Toralade
bietet. An den drei Seiten zieht sich, von hohen
Säulen getragen, die erste Frauengalerie entlang und
schlanke Säulen stützen die hochgelegene zweite
Frauenempore. Hoch über dem Mittelschiffe wölbt
sich der Hohlraum dier Kuppel. Die Synagogenein¬
richtung wurde zum größten Teile von Mitgliedern
der Gemeinde kostenlos beigestellt und wertvolle
Spenden bildeten den Grundstock der edlen „heiligen
Geräte und des heiligen Schmuckes".
Im Verlaufe der Jahre wurden einige kleinere bau¬
liche Veränderungen, besonders im Treppenhause,
notwendig und die Synagoge, welche nach ihrer Fer¬
tigstellung viele Jahre ohne den Schmuck einer wür¬
digen Wand- und Deckenbemalung verblieb — ver¬
mutlich aus Mangel an Mitteln — erlangte ihre ganze
Schönheit und eine faszinierende Wirkung erst später
durch die reiche Innenausstattung, über die wir bald
im Verlaufe dieser Darstellung berichten werden.
Noch fehlen Beheizung, Malerei und elektrisches
Licht. Gaskandelaber und Wandgaslampen bieten die
notwendige Beleuchtung.
Inzwischen hatte Kreisrabbiner David Pick mit
seinem letzten Gebete seine Seele ausgehaucht
(1878) und am 2. April 1879 trat sein Nachfolger
Dr. A. Rosenzweig sein Amt an.
Wir haben schon in der übersichtlichen Darstellung
der Rabbinerfolge über sein ernstes und zielbewußtes
Wirken in Teplitz gesprochen und aus seiner Feder
Worte des Abschiedes kennen gelernt.
Das Jahr 1885 zeigt uns folgendes Bild des Vor¬
standes. Vorsteher sind Angelus Pick, Fleischhauer in
Teplitz, Stellvertreter Eduard Rindskopf, Repräsen¬
tanten *S. Askonas, David Kopezki sen., Moritz Taus¬
sig, Berthold Perutz, Lippmann Samuel, David Fi¬
scher, Philipp Oesterreicher, Ersatzmann Hermann
Bloch. Tempelvorsteher David Kopezki; Beamte:
Rabbiner Dr. A. Rosenzweig, Oberkantor Lazarus,
zweiter Kantor Em. Kohn; Lehrer an der israeliti¬
schen Schule seit 25 Jahren David Sohr; im selben
Jahre wird Hermann Freund als Religionslehrer an
Volks- und Bürgerschulen, ebenso Lehrer Simon in
gleicher Stellung angestellt, Gemeindeschächter ist
Kohn, Chordirigent Tausche, Gemeindediener Her¬
mann und Dasch, Sekretär Horwitz, Organist ist Kayl
und Totengräber Klausnitzer. Die Ausgaben dieser
Jahre betragen etwa 7845 fl., die Einnahmen rund
7600 fl. Der Synagogenbedarf beträgt an 1150 fl. An
Wohltätigkeitsanstalten bestehen in dieser Zeit ein
Gewerbeverein, die Beerdigungsbrüderschaft, der
Tempelverein, der Verein frommer Frauen, das
Lokalarmeninstitut, das Krankeninstitut, der Kran¬
kenunterstützungsverein, der Verein Talmud Thora
und viele Stiftungen.
Das religiöse Leben nimmt seinen Verlauf in der
von jener gemäßigten Reform gewiesenen Richtung.
Zur größeren Würde des Gottesdienstes wurde der
Segenspruch nach den Toralesungen (mischeberach)
auf einen beschränkt, außer bei besonderen Anlässen,
das deutsche Kaisergebet bei offener Toralade ein¬
geführt, das deutsche Seelengebet gekürzt und auch
beim Morgengebet der betreffenden Tage angeord¬
net, 2 Torabehälter nach Wiener Muster zum Ab¬
stellen der Torarollen angeschafft, der Predigtstuhl
zur besseren Vernehmbarkeit des Predigers an einem
geeigneten Platze gebaut, dem Tempelchore und der
Ausbildung der Sänger besondere Aufmerksamkeit
zugewendet, die Laubhütte renoviert, die Friedhofs¬
wege in Ordnung gebracht und vom Tempelverein ein
bronzenes Gitter um den Altar gestiftet, humanitäre
Stiftungen wurden genehmigt, der Bau einer Zeremo¬
nienhalle auf dem Friedhofe war vom Vorsteher ange¬
regt worden, zu welchem die Chewra Kadischa einen
Beitrag zu leisten hätte. Ja sogar der Bau eines neuen
Gemeindehauses war geplant. Das alte Aschenhaus, das
durch viele Jahrzehnte ein begehrtes Pachtobjekt ge¬
wesen war, wird nun an K. Gärtner verkauft und der
Erlös von 6000 fl. sollte als Fond zu diesem Neubau
dienen. Der Unterricht in der israelitischen Schule
wird durch regelmäßige Inspektionen, auch von
Seiten des Rabbiners durch Schulprüfungen gefördert.
Ein Einbruch in die Synagoge veranlaßt Sicherungs¬
maßnahmen für den Tempel.
Die Vertretung für den nach Berlin berufenen
Rabbiner Dr. A. Rosenzweig übernimmt Dr. Porges,
Karlsbad, bis im Jahre 1888 Dr. Adolf Kurrein aus
Bielitz unter 26 Bewerbern das Raibbinat erhält. Ober¬
kantor Lazarus erteilt den Unterricht an den Mittel¬
schulen. Im. Drachmann war als erster Kantor vor¬
gesehen, gibt jedoch sein Amt in Teplitz binnen kür¬
zester Zeit wieder auf, das am 1. September 1890
J. Großkopf gegen 1400 fl. Jahresgehalt übernimmt,
der aber nur zwei Jahre hier amtiert. Die Tep-
litzer Gemeinde war eine der größten Böhmens ge¬
worden, bemühte sich vergebens in die Landesjuden-
schaftrepräsentanz zu gelangen, um in der Frage der
Regelung der Verhältnisse der Religionsgenossen mit¬
telst eines von Dr. Willner verfaßten und durchbe¬
ratenen Entwurfes ein günstiges Resultat zu erzielen.
Auch die Verhandlungen mit dem Teplitzer Reichs¬
ratsabgeordneten Sigmund führen vorderhand zu kei¬
nem Ziele.
Zwischen der Stadtgemeinde und dem Vorstand
werden in dieser Zeit vielfache Verhandlungen ge¬
pflogen, die einen Vergleich zeitigen, wonach die
Gemeinde 8000 fl. für das Sofienbad an die Stadt¬
gemeinde bezahlt, wofür ihr das Servitut des Wasser¬
bezugsrechtes sicherzustellen sei; die Forderung der
Stadtgemeinde an die Judenschaft, anläßlich der
Quellenkatastrophe im Jahre 1879 im Betrag von
10.000 fl. gilt als erloschen und der im Jahre 1861
vereinbarte Vertrag bezüglich der Erhaltung der
israelitischen Schule durch die Stadt und der jüdi¬
schen Armenpflege durch den Vorstand der Juden¬
gemeinde sei als erfüllt zu betrachten.
Im Jahre 1890 legte der langjährige Vorsteher A.
Pick aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder,
der bisherige Vertreter Ed. Rindskopf rückte an seine
Stelle, Dr. Willner wurde Stellvertreter. D. Kopetzki
blieb Tempelvorsteher, Moritz Taussig wurde sein
Vertreter.
Der Armenfürsorge wendete man dauernd volle
Aufmerksamkeit zu. Am 20. März 1890 beschlossen
unter dem Vorsitze des Kultusvorstehers die Damen
Frau Henriette Cantor und Eva Samel vom frommen
Verein der Frauen, Sophie Glogau und Pauline Katz
vom Frauenunterstützungsverein, und Rabbiner Dr.
Kurrein für das Armeninstitut, Ludwig Hahn für das
Krankeninstitut, S. Fürth, H. Bloch und Dr. Glässner
für d. Beerd. Brüderschaft, die Vereinigung der
Armenpflege (auch zugunsten der Passanten) und die
Anstellung eines Armenarztes in der Person des Dr.
Moritz Löwy gegen 200 fl. Jahresgehalt.
Der Leiter der israelitischen Privatschule regt an,
das Öffentlichkeitsrecht für sie beim Magistrat an¬
zustreben, das freilich erst nach geraumer Zeit zu¬
erkannt wird.
Das 40 jährige Regierungsjubiläum des damaligen
Kaisers wurde zum Anlaß genommen, das Gemeinde¬
haus in der Breitengasse nach einem zweckgemäßen
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