Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Tempelsitze und wurde im J. 529—1769 vom 'Üí'ft ipìF1 
#|VT Rb. Jakob in N. Z. angelegt. Es ist sehr genau ge¬ 
führt, die Stelle und die Lage eines jeden Sitzes 
genau beschrieben und außerdem noch mit einer Nr. 
bezeichnet. Ein jeder Sitzbesitzer mußte seine Eigen¬ 
tumsrechte erweisen und nur auf Grund einwandfreier 
Eigentumsbeweise wurde das Eigentumsrecht des Be- 
Tempel in Neu-Zedlisch 
treffenden in der Kolumne des betreffenden Tempel¬ 
sitzes einverleibt. 
Aus einem anderen Buche vom J. 5548 — 1788 er¬ 
fahren wir nähereis von diesem Tempel. Dieses Buch 
hat folgendes Geleitwort in hebräischer Sprache: 
„Das Neue durch Erneuerung der Sache gelte als 
Zeichen und zum guten Andenken, damit Euere Kin¬ 
der nach Euch nicht sagen: „Was ist das für ein Bet¬ 
haus? Baut ein schönes Gotteshaus! 
Vorher waren die Mauern unseres Hauses aus Bret¬ 
ter von Holz, der Ort war klein und beengt, die Wän¬ 
de schwach und baufällig, der Eingang führte durch 
das Haus des Israel Lob Sohn des Zwi g. s. A., denn 
dessen Haus stand der ganzen Breite nach vor dem 
Tempel. Wir schlössen uns zusammen und stärkten 
uns mit der Hilfe Gottes. Viele unserer Zerstreuten 
kamen und so haben wir heute ein schönes geräumiges 
Haus erbaut. Wir waren genötigt für schweres Geld 
Grund zu kaufen, um einen großen Platz nach allen 
Seiten hin zu gewinnen. Wir werden auch noch ein 
Gemeindehaus mit einer Schule brauchen, für jetzt 
war die Gemeinde zu sehr in Anspruch genommen, wir 
nehmen jedoch die Verpflichtung auf uns, ein solches 
Haus zu erbauen, bis uns Gott geholfen haben wird. 
Das Gotteshaus war vollendet Ende des Monates 
Elul im J. 5548 — 1788. 
Diese neue Buch ist angelegt worden, um darin alle 
einzutragen und lobend hervorzuheben, die da beige¬ 
tragen, dieses geräumige Haus erbauen zu können, daß 
es ein Andenken für kommende Geschlechter sei. 
Möge es uns als Verdienst angerechnet werden, daß 
aufgebaut werde unser herrliches Heiligtum, bald in 
unseren Tagen, Amen!" 
Es erübrigt sich hier eine weitere Erklärung zu 
dieser Einleitung über den alten Tempel zu geben, 
durch die sich ein jeder leicht ein Bild machen kann. 
Der neue Tempel war ein massives architektonisches 
Gebäude mit massiven Schwibogenwölbungen, welches 
schon in «seinem Äußeren, seinen Zweck erkennen 
ließ. Hinter dem Tempelgebäude war ein geräumiger 
Garten, in dem sich ein Wohnhäuschen mit mehreren 
Gelassen befand, das jedenfalls, das in der Einleitung 
angedeutete Gemeinde- und Schulhaus gewesen ist. 
In diesem Buche finden wir die genaue Rechnung 
der Kosten des Tempelbaues und entnehmen aus die- 
ser Berechnung, daß der Bele — Witwe des Monoali 
ein Haus für 250 Gulden abgekauft wurde, ferner dem 
Schneider Motz, dem Finter Hannes und dem Mosche 
je ein Stück ihres Gartens. Der ganze Baugrund hat 317 
Gulden gekostet. Die Baumaterialien sind einzeln mit 
ihrem Preis angeführt und berechnet. Die Baukosteu 
des Tempels betrugen 3299 Gulden 4 Kreuzer. Zum 
Schlüsse der Abrechnung wird bemerkt, daß Samuel 
Bloch die Bundeslade auf eigene Kosten herstellen 
ließ, mit Ausnahme der Vergoldung der Kapitäle 36). 
Diese Bundeslade nebst einem Gitter aus Kunsl- 
schmiedeeisen, hat beim Baue des neuen Tempels in T. 
Verwendung gefunden. 
Bei den Verrechnungen finden wir einen Betrag 
von 14 Gulden für ein eisernes Gitter angeführt, wel¬ 
ches an der Seite der Bundeslade und vor dem Luster 
angebracht war, dieses wird jedenfalls das kunst- 
schmiede eiserne Gitter sein, welches im Tachauer 
Tempel verwendet wurde á'). 
Der Tempelbau wurde im Siwan des J. 5547—1787 
in Angriff genommen und schon zum Neujahrsfeste 
5549 — 1788 wurde daselbst der Gottesdienst abge¬ 
halten. Die Verrechnungen vom Tempelbau wurden 
am 18. Ijar 5553 — 1793 abgeschlossen. Mit jedem 
Einzelnen wurde Abrechnung gepflogen, jeder Einzel¬ 
ne hatte sein Folio mit soll und haben, verblieb ein 
Guthaben zu Gunsten des Einen, wurde der Betrag 
sofort auf alle aufgeteilt, welche Quote sogleich dem 
Betreffenden ausbezahlt werden mußte, ebenso um¬ 
gekehrt; eventuell wurde ein Guthaben mit einem Sal¬ 
do in gleicher Höhe kompensiert. Am 2. Siwan 5555 
war diese Aktion beendet und die Eigentumsrechte der 
Tempelsitze festgestellt. 
Diese Aktionen wurden vom Rb. Kaiman Mibudin 
im Vereine mit dem Kt. und Sekretär Josef Kohn 
Wertvoller Tempelvorhang der ehemaligen 
Judengemeinde Neu-Zedlisch 
durchgeführt; jede Eintragung ist von beiden ge¬ 
fertigt38). 
Die Verrechnungen vom J. 1793 lassen auf 54 Mit¬ 
glieder schließen. Eine Umänderung und Neuanord¬ 
nung der Tempelsitze im J. 1860 verursachte eine Ein¬ 
buße der Übersichtlichkeit über diese, so daß eine ge¬ 
naue Feststellung ihrer Anzahl nicht gut möglich ist. 
Es scheinen 60 Männer- und 44 Frauensitze vorhanden 
gewesen zu sein. 
Tachan 10 
640
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.