Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

„Die Technologie und Terminologie des Beleuchtungswesens in 
der Mischna," „Die Kosmonogie des Maimonides," „Die Art des 
Rezitierens des Schema, insbesondere im Punkte pores al 
Schema, von den Anfängen bis hinab zu den Decisoren," „Die 
Geschichte der Juden in Lundenburg," „Über die zweite An- 
siedlung der Juden in Lundenburg," „Die jüdische Schule in 
Lundenburg," „Die Namensgebung der Juden in Kostel im 
Jahre 1787," „Öechische und slawische Erklärungen in rabbi- 
nischen Schriften;" wirkte als Rh. und Religionslehrer von 
1907 bis 1911 in Neuhaus (Böhmen), von 1911 bis 1931 in 
Lundenburg (Mähren), seit 1. August 1931 in Saaz. 
* 
An dieser Stelle muß eines Mannes gedacht werden, der in 
der Nähe von S. geboren wurde und dann eine Zeitlang in S. 
lebte, des berühmten Arabienreisenden 
Dr. Eduard Glaser. 
Derselbe war am 15. März 1855 in Deutsch-Rust, in der Nähe 
von Saaz, als Sohn eines Landwirtes geboren. Er besuchte die 
Unterrealschule in Komotau und die Oberrealschule in Prag; 
er war immer Vorzugsschüler und kam als Korrepetitor seines 
Mitschülers, des gleichaltrigen Sohnes des kommandierenden 
Generals, in dessen Haus. Dort lernte er nicht nur Reiten und 
Turnen, sondern auch fremde Sprachen. Nach Absolvierung der 
Realschule studierte er Astronomie und Arabisch und wurde 
Assistent an der Sternwarte in Wien. Es erwachte in ihm die 
Forscher- und Reiselust und so reiste er 1880 nach Tunis, wo 
er zwei Jahre beim dortigen österreichischen Konsul Dr. Theo- 
dorowitsch Erzieher war, um Reisegeld und Kenntnisse für 
Arabien zu erwerben. Dr. Eduard Glaser führte 1883/84, 1885/86, 
1887/88, 1892/94 unter den allergrößten Schwierigkeiten und 
Entbehrungen seine Forschungsreisen in Südarabien durch; er 
sammelte Altertümer, ethnographische Gegenstände und kost¬ 
bare alte Handschriften und finanzierte aus deren Verkauf 
neue Fahrten. Die Zahl der von ihm angefertigten Kopien bis¬ 
her unbekannter Inschriften beträgt etwa 1000. Neben der Er¬ 
forschung der arabischen Dialekte ist seine Großtat die Auf¬ 
hellung der Saba-Sprache, deren erster Kenner Glaser war. 
Seine Werke: „Skizze der Geographie und Geschichte Arabiens," 
„Die Abessinier in Arabien und Nordafrika," „Alt emenitische 
Nachrichten" legen Zeugnis von seinen Aufsehen erregenden 
Forschungen ab. Die Universität Greifswalde ernannte ihn 1890 
zum Ehrendoktor. Dr. Glaser starb am 7. Mai 1908 in München. 
Nach seinem Tode wurden seine Sammlungen von besten, be¬ 
sonders englischen Museen angekauft, seine Bibliothek kam in 
das Dropsie College, Philadelphia. Glaser war nicht nur der 
Anreger der Hedschas-Bahn, sondern er propagierte die An- 
siedlung der Juden in Jemen (Arabien) und geriet darüber in 
eine Pressefehde mit Dr. Theodor Herzl. In längeren Aufsätzen 
beschäftigte er sich auch mit jüdischen Fragen (Ost und West 
1905 über das biblische Gebot der Nächstenliebe), insbesondere 
mit der Geschichte der Juden in Arabien. 
Als Oberkantoren wirkten in Saaz: Samuel Rubin 
bis zum Jahre 1878, L. Stössel von 1878—1881, 
Ignaz Erb er von 1881—1905, Leo Kornitzer 
von 1905—1906 und Josef Reiner seit 1906. 
Als Kantor und Religionslehrer wirkte von 1871 
bis 1900 Josef Koch, starb am 9. Dezember 1900; 
dessen Sohn ist der Direktor der Saazer Hufnägel¬ 
fabrik Gustav Koch. Nachfolger Kochs war David 
Alt von 1900—1905, seit 1909 als Kantor und 
Religionslehrer Josef Nürnberger. In S. bestand 
auch eine konzessionierte zweiklassige jüdische Volks¬ 
schule, welche von der Statthalterei mit Dekret vom 
31. Juli 1862 bewilligt wurde. 
An dieser Schule wirkten als Lehrer: Israel 
Köllner aus Litschkau, Lazar Margolius, spä¬ 
ter Bürgerschuldirektor in Prag, Bernard Schwarz, 
am 30. April 1873 wurde die Schule aufgelassen. 
Im J. 1911 wurde der Tempel renoviert, die Male¬ 
rei von den Familien Alois und Fanny L ö b 1 und 
Karl und Anna Glaser gestiftet. 
Der vom J. 1914—1918 dauernde Weltkrieg ließ 
auch hier seine Spuren zurück; folgende Söhne der 
Gemeinde fielen im Weltkriege, bzw. starben infolge 
einer im Felde erworbenen Erkrankung. Julius Abe¬ 
les, Eduard B ö h m, Josef B ö h m, Max Böhm, 
Oberleutnant Friedrich Epstein, Oberleutnant 
Gustav Epstein, Norbert Grünfelder, Josef 
Geduldiger, Leutnant Fritz G r ü n b a u m, Fritz 
Heller, Herbert K o li n, Wilhelm Heinemann, 
Oberleutnant Otto Keil, Walther Keil, Josef 
Kopetzky, Rudolf Kopetzky, Karl K u s s y, 
Oberarzt MUDr. Wilhelm Lie r, Leutnant Max 
Mautner, Leutnant Otto Mautner, Oberleut¬ 
nant Felix M e n d 1, Leopold Mühlstein, Otto 
Platowsky, Leutnant Josef P o 1 1 a k, Oberleut¬ 
nant Dr. Ludwig Robitschek, Oberleutnant Emil 
Scherme r, Ernst Schwarzkopf, Maximilian 
Stein, Hugo Singer, Leutnant Paul W o t i t z k y. 
Während der ganzen Kriegsdauer waren hier einige 
Hundert jüdischer Kriegsflüchtlinge aus Galizien und 
Dr Adolf Anspach 
Dr. Eugen Grünfeld 
Dr. Hugo Löwy 
Stadtrat Siegfried Melzer 
der Bukowina untergebracht, für deren religiöse und 
materielle Bedürfnisse das hiesige jüdische Fürsorge¬ 
komitee aufkommen mußte. 
Gegenwärtig zählt die K. G. 800 Seelen (360 
Steuerzahler) ; K. V. MUDr. Hugo Löwy, K. V. Stv. 
Karl Herrmann; T. V. Karl K a t z ; Mitglieder 
des K. V.: Moritz Abeles, MUDr. Hans A u e r- 
bach, Moritz Herrmann Leopold Hübsch, 
Karl Körper, Karl K ü c h 1 e r, Rudolf N e u- 
m a n n, Emil P r i s k e r, Moritz Reiß, Walther 
Straß, Karl T e 1 a t k o. 
Bei der K. G. bestehen einige Stiftungen für Arme, 
Studenten und Ausstattungen für arme Bräute, bei 
der Ch. K. zahlreiche Jahrzeitsstiftungen. Zur K. G. 
Saaz gehören die Ortschaften des Gerichtsbezirkes S.; 
im J. 1931 wurden die benachbarten K. G. L i e b e- 
schitz (c. Libësice) und Michelob aufgelöst und der 
hiesigen K. G. angegliedert. Seit Jahrhunderten ist 
Liebeschitz von Juden bewohnt; die zu derselben 
gehörigen Glaubensgenossen hatten hier ihre Synagoge 
und Begräbnisstätte. Der alte in ziemlicher Entfer¬ 
nung südlich vom Orte gelegene Friedhof, enthält 
Grabsteine aus dem 17. und 18. Jht. Im J. 1897 
wurde der alte Friedhof aufgelassen und eine neue 
Begräbnisstätte unweit Dubschan an der nach 
¿atee 5 
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Saaz 5
	        
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