Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der 
Juden in Ronsperg in Böhmen. 
ber. — Der T. V. ist Heinrich Lampi. Von den frü¬ 
heren Rb. konnten nur die Namen Brum 1, Stern. 
An der Westgrenze Böhmens, vor den Böhmerwald¬ 
bergen Lyssa und Hirschstein, liegt in einem hüb¬ 
schen Tal das Städtchen Ronsperg (c. Pobezovice na 
Sumavë). Die jüdische Siedlung in R. reicht bis in das 
16. Jht. zurück. Der erste Tempel soll sich in der ehe¬ 
maligen Christenstadt befunden haben. Der zweite 
Betraum befand sich im Hause des Schuhfabrikanteii 
Otto Mandler in einer Dachkammer. Erst im J. 
1816 wurde ein Tempelgebäude errichtet, welches 
große Ähnlichkeit mit der Prager „Altneusynagoge4* 
hat. Im selben Hause befanden sich die Räume für 
die jüd. Schule und die Rabbinerwohnung. In frühe¬ 
ren Zeiten befand sich auch in R. eine große Jeschiba. 
An der Stelle, an der der gegenwärtige Tempel steht, 
wurde vor einigen Jahren die „Mikwa" freigelegt und 
in derselben ein großer runder Stein gefunden, der eine 
alte hebr. Inschrift aufwies. Nach der Inschrift dieses 
Steines, der aus dem Jahre 1744 stammt, badete in 
dieser Mikwa der bekannte Gelehrte „Baal Schern44. 
In ihrer Glanzzeit zählte die jüd. Gemeinde R. ca 240 
Seelen. Schon im J. 1893 sank diese Zahl auf 130, 
heute auf 50 Seelen herab. 
Gegenwärtig leitet die Geschicke dieser einst blü¬ 
henden jüd. Gemeinde in vorbildlicher Weise Sieg¬ 
mund Mandler, dessen humanitärer Sinn nament¬ 
lich in der Flüchtlingsfürsorge zum Ausdruck kam, 
dessen Stv. Heinr. Lampi, Ausschuß: Rieh. Öster¬ 
reicher, Siegfried M a n d 1 e r, Michael E i s n e r, 
Rudolf L e d e r e r, Hermann Klaube r, Kassier: 
Oberinspektor der St.-B. i. R= Adalbert W e i 1. Ein 
Spatz und Rh. Bernhard Glaser (dzt. Mies) er¬ 
mittelt werden. 
Die K. G. setzt sich aus den Orten Ronsperg, Metz- 
ling, Wassersuppen-Haselbach zusammen; diese haben 
auch eine gemeinsame C h e w r a-K a d i s c h a, deren 
Vorsteher Hermann W eisshut, Gustav und Abra¬ 
ham Langschur waren. Letzterem verdanken wir 
die Renovierung und Katalogisierung des zirka 300 
Jahre alten Friedhofes. Von den um die K. G. ver¬ 
dienten Männern wären zu nennen: der Philanthrop 
Abraham Langschur, Wissenschaftler: Univ.-Prof. Dr. 
Starken stein, Prag (einer seiner Vorfahren war 
Schemen Rokeach). Industrielle: Heinrich 0 est¬ 
reicher, W a -s s] e r s u p p e n (Nemanice) — ge¬ 
storben, Bernh. W e t z 1 e r, Großindustrieller in Wien 
(aus Metzling stammend). Die alte Judengemeinde 
Metzling hatte gleichfalls eine Betstube und 
Friedhof; beide werden seit zirka 50 Jahren nicht 
mehr benützt. Ein eigenes Archiv besitzt die — heute 
sehr arme — Gemeinde nicht, doch dürften im hiesi¬ 
gen Archive des Grafen Coudenhove-Kalergi zahl¬ 
reiche jüd. Urkunden vorhanden sein. 
Abraham Langschur 
geboren in Ronsperg, Haus Nr. 45, am 22. Juni 1841 
als Zwillingskind. Nachdem Abraham L. die jüd. und 
öffentl. Schule des Ortes besucht hatte, war er auf 
der damals noch utraquist. Realschule in Taus. Seine 
Zeichen der Beliebtheit der hiesigen Juden ist es si¬ 
cherlich, daß drei Juden im Gemeinderat sind, u. zw.: 
Siegm. Mandler, Michael Eisner und Ing. Moritz Klau- 
Bie Ronsperger Mikwa 
Der Baalschemstein 
Ein Stein aus der Mikwa von Ronsperg aus dem Jahre Í744 
Pobëzovice 1 
5*5 
Ronsperg 1
	        
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