Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Der Tempelschatz besitzt eine große Zahl solcher Pe- 
rachoths und im hl. Schrein selbst stehen vier Tora¬ 
rollen, deren herrliche Mäntelchen die Namen der 
Stifterinnen nennen: Fran Eva Auer aus Weißensulz, 
Frau Jetti Weiß, geb. Österreicher (Neustadtl), Eleo¬ 
nore Sendler aus Haid, Philipp Weil, Siegmund Lang 
und Simon Lang, Therese und Josef Lederer aus Neu¬ 
stadtl u. a. 
Zeit das altehrwürdige Gotteshaus vor dem Verfalle 
rettete und zu seinem heutigen Glänze erhob. Un¬ 
weit von ihm liegt sein Vater Aharon Weiss aus 
Pernatitz, der im J. 1914 im Alter von 75 Jahren 
gestorben ist. Ferner: David Hölzer aus Haid, dessen 
Sohn Benjamin Holzer (1869—1887), Rosalia Schwarz 
(1816—1847), Icik Zeiner (1843—1890), Moritz Zei- 
ner (1827—1910), Anna Fischer, geb. Spitz, 1890 
(70 Jahre), Moritz Fischer, Ludwig Fischer (çest. 
8. Jänner 1920, 69 Jahre); neben dem letztgenann¬ 
ten ist eine Mazewa: „Zur Erinnerung an Edi Fi¬ 
scher, Leutnant i. R., der am 8. Juni 1918, 20 Jahre 
alt, an der Piave den Heldentod fand,.4*; 
Auf dem alten Teile des Friedhofes finden wir 
für die Kohanim und die Lewiten eigene Gräber¬ 
reihen mit den sie betreffenden Zeichen (Doppel¬ 
hände, Kannen) ; doch auch an den übrigen Grab¬ 
steinen finden sich häufig Bilderzeichen, so z. B. ein 
Hirsch („Zwi"), eine Gans, Rose, Wolf usw. Den Zu¬ 
sammenhang der südböhmischen Judenfamilien mit 
denjenigen Südböhmens beweisen die zahlreichen 
Familiennamen der „Rosenberger66. Hier ruhen auch 
die Juden aus weiter Ferne, die in den kleinen Dör¬ 
fern des Böhmerwaldes einzeln und verstreut wohn¬ 
ten und wo heute — seit längster Zeit nicht mehr — 
ein Jude anzutreffen ist. Bezeichnend ist das hohe 
Alter fast sämtlicher, hier ruhenden Jüdinen: Pau¬ 
line Brauch, Neudorf, 92 Jahre, Sara Abeles, Moko- 
til, 83 Jahre, Fanny Glaser, 78 Jahre, Berta Gut¬ 
willig, Haid, 98 Jahre; von den N. Juden gibt es 
Alfred Lang Rudolf Holzer 
vor allem die Familien zu nennen: Simon Öster¬ 
reicher (61 Jahre), dessen Frau Katharine (77 J.), 
die jung verstorbene Anna Weil, geb. Kohner (33 J.), 
Sara Klein (75 J.), Berta und Emil Klein (1855 bis 
1921) ; die erstere ist die Mutter, die zweiten der 
Bruder und die Schwägerin des bekannten Prager 
Großhändlers Nathan Klein. Eine lange Generations¬ 
reihe findet hier die Familie Lang, deren Namen 
mit der Geschichte der N. Judengemeinde eng ver¬ 
knüpft ist. Auch die Familie des derzeitigen lang¬ 
jährigen Kultusvorstehers Alfred Lang, die sich 
einer ungemeinen Beliebtheit in allen Kreisen ihrer 
Mitbürger erfreut, hat auf diesem Friedhofe ihre 
zahlreichen Vertreter; so ist hier sein Verwandter, 
Julius Lang (geb. 26. Jänner 1861, gest. 21. April 
1924), ein frommer Mann, hervorragend durch sein 
hebräisches Wissen, so daß die Worte auf seinem 
Mazewa ,, . . . er trug den Ewigen im Herzen4" nur 
die Wahrheit künden. Sein Sohn, Fritz Lang, wan¬ 
derte früh aus seiner Heimat aus und lebt jetzt in 
Kalkutta. Sein materieller Wohlstand ermöglicht 
es ihm, daß er von Zeit zu Zeit seinen Geburtsort 
im Böhmerwalde besucht. Der Onkel des K. V., 
Siegmund Lang, ist T. V.; auch er erwarb sich große 
Verdienste um den Bestand der Synagoge, die nach 
Simon Weiss David Grotte 
Der erste Grabbesuch gilt hier dem ehemaligen 
Tempelvorstande Simon Weiss (geb. 11. März 
1868, gest. 26. November 1923), welcher dieses Amt 
in den schwersten Kriegsjahren versah und in dieser 
Der Friedhof ist unweit des Städtchens auf 
einem Berge angelegt, stammt in seinem älteren Teile 
aus dem J. 1330. Der neuere Teil, unmittelbar an den 
alten angegliedert, wurde erst im J. 1923 mit einem 
recht ansehnlichen Kostenanschlag renoviert. Ein 
schönes Gittertor, in dessen Stäben ein riesiges Mo- 
gen-David steht, macht die äußere Ansicht des Fried¬ 
hofes sehr gefällig. Der Friedhof selbst ist in der 
größten Ordnung und pietätvoll gehalten, wofür dem 
derzeitigen, jahrelangen Chewra-Gabbe Rudolf Hol¬ 
zer der größte Dank zukommt. Dieser Mustergabbe 
verfaßte bereits im J. 1928 einen großen Friedhofs¬ 
plan, auf welchem alle Gräber, vom J. 1330 an bis 
heute (soweit die Mazewot nicht etwa in die Erde 
gar tief eingesunken sind), verzeichnet sind. Die 
neueren Gräber sind nicht allein mit Namen, sondern 
auch Geburtsjahr, Sterbedatum (des allgem. und auch 
des jüdischen) versehen. Jeder Grabstein ist mit einer 
Nummer versehen, die mit dem angelegten Plan ge¬ 
nau übereinstimmt. Rudolf H o 1 z e r, ein gottes- 
fürchtiger Mann, hat sich durch die vorbildliche Re¬ 
novierung des Friedhofes noch zu dessen Lebzeiten 
ein Denkmal gesetzt. 
S trdz 3 
459 
Neustadtl 3
	        
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