Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

läßt sich heute nicht mehr feststellen, ob dieses schon 
immer bestand oder erst nach dem Brande von 1798 
anfgetan wurde, um den Zugang zur Synagoge zu er¬ 
leichtern. Die Häuser sind auf dem Plane mit zwei¬ 
fachen Nummern bezeichnet, mit den römischen von 
1771 und den arabischen von 1880; bei den Häusern 
jedoch, die die neuen Nummern (von 1880) gar nim¬ 
mer erlebt hatten und an deren Stätte nun leere Bau¬ 
stellen oder Schuppen sind, konnten nur die alten 
Nummern angegeben werden. 
Abseits von der alten Judenstadt, jenseits des Flusses, 
stand das Haus Nr. I (nun 159), das ursprünglich ein 
Christenhaus gewesen war und beim Ankauf durch Si¬ 
mon P 1 o c h i. J. 1707 von der Verpflichtung zu militä¬ 
rischen Einquartierungen befreit worden war, von einer 
Last, die nur Christenhäusern oblag. Mit dem Besitze 
eines Judenhauses war immer auch der Sitz in der 
Synagoge, der Platz auf dem „Freithof" und der An¬ 
teil an den Nutzungen der J. G. verbunden, gewöhn¬ 
lich auch das Recht, freien Handel und Wandel zu 
treiben und zu schlachten, aber auch die üble Last, 
daß die Besitzer „die vorfallenden herrschaftlichen 
Victualien" (meist verdorbene Heringe) „und Mobi¬ 
lieri" (altes Vieh und ausgemerzte Schöpsen) „so wie 
bishero alle Juden zu leisten schuldig, versilbern zu¬ 
getan sein sollenMan findet diese Bedingungen in 
jedem Kaufvertrage über Judenhäuser im Neuerner 
Grundbuche. 
Die Neuerner Judenhäuser haben in früheren 
Kriegs- und Friedenszeiten die schweren Schicksale 
der ganzen Stadt geteilt; aus neuerer Zeit sind zwei 
große Brände bekannt, bei denen jedesmal der Tempel 
und die Schule in Flammen aufgingen: Am 6. Septem¬ 
ber 1798 sind „durch einen Donnerschlagwie es in 
den damaligen Berichten heißt13), 7 Christenhäuser 
nebst 6 vollen Scheuern mit der heurigen ganzen 
Fechsung und 4 steuerbaren Judenhäusern, dann 13 
unsteuerbare Judenhäuser und 2 Synagogen ganz ab¬ 
gebrannt und der Schaden belief sich auf 21.476 fl. 
30 kr. Die heutige Synagoge war damals erst im J. zu¬ 
vor fertig geworden und es stand auch noch der alte 
Tempel aufrecht. Aus jener Zeit sind im Bistritzer 
Arch, die Gesuche der Abbrändler um Verkauf von 
Bauholz zu ermäßigten Preisen samt ihren wohl¬ 
wollenden Erledigungen zu finden. Ein zweiter Brand 
brach am 1. August 1861 — wieder im Judenwinkel 
— aus. Er zerstörte den Tempel, die Schule und sie¬ 
ben Häuser14). 
Die Neuerner Jiidenhäuser, 
soweit sie mit römischen Hausnummern (von 1771) 
bezeichnet waren :15) 
I (159). Simon Plach (Simon Bloch, Schimbl Plach) 
aus Nr. XVII kauft 1707 die obere, gegen die steinerne 
Brücke gelegene Seite des Hauses von Georg Irlwekh, 
Bürger und Schneider, für 90 fl. rhein. Simon Plach 
hatte im Jahre zuvor seine Frau Beyle geehelicht. Sein 
Vater war Hersehl, sein Großvater Lazar und sein Ur¬ 
großvater Mayer Bloch (vor 1618 bereits in N. ansäs¬ 
sig, der Stammvater der ausgebreiteten Bloch-Familie). 
1746 an Samson Schmule. 1767 David Salomonische 
Erben, dann Nathan Schmule. 1785 Salomon Bloch, 
der 15 fl. Schutzzins zahlt. 1788 kauft Samuel Fleischl 
dieses Haus, Anton Fleischl. Berthold Fleischl. Beim 
Ankauf durch Simon Bloch (1707) wurde dieses ehe¬ 
malige Bürgerhaus von der Last der Soldaten-Ein¬ 
quartierung befreit „zumalen es nit gebräuchlich, daß 
man einem Juden Soldaten einquartieren thuet." 
II (142). Die Witwe Selik Plochs, Obaure (auch 
Dr our a und Twere geschrieben) kaufte 1727 „von 
der Obrigkeit" das Häusl am Eck, anhangend an das 
Löh Simon Häusel für 34 fl. Ihr Mann Selik Ploch 
(sein Vater Moses Bloch, 1639) war ein Enkel des 
Stammvaters Mayer Bloch (vor 1618) gewesen. Das 
Haus übernahm 1745 ihr Sohn Jakob Küberl; später 
Isak Janowitzer. 1815 Wolf Janowitzer, der 15 fl. 
Schutzzins zahlt. Wenzl Krizek, Georg, dann Katha¬ 
rina Hamperl, Gustav Wallisch. Anna Wallisch. 
III (141). Im J. 1713 besaß das Haus Samuel Ploch 
mit seinem Weibe Minkerl in Pacht. Er war ein Bru¬ 
der des Simon Plach von Nr. I (aus Nr. XVII). Im J. 
1718 kaufte er das halbe Haus von der Herrschaft. 
1746 Löb Simon, 1753 dessen Eidam Wolf Joli mit sei¬ 
nem Weib Bele. 1785 Schmulle Ploch, 1815 Gabriel 
Ploch, der 10 fl. jährlich an Schutzzins zahlt. Löh! 
Ploch, Joel Klauber, Jakob Sicher, Anton Klauber. 
Anton und Theresia Klauber. Therese Klauber. 
IV (139) war ursprünglich eine Hälfte von Nr. Iii. 
Im Jahre 1718 kauft Moyses Schmule Plach die Hälfte 
von der Herrschaft. 1753 übergeht sie an seinen Sohn 
Moses Schmule Plach. 1759 Schaya, 1785 „Schayeri- 
sches Haus", unbewohnt. 1815 zahlt Daniel Fleisch¬ 
mann 15 fl. Schutzzins. Anton Klauber, Therese 
Klauber. 
V 1618. Jannos (Jonas) Windspach. 1646 David 
Windspach. 1713 heißte es im Grundbuch: Dem Lobi 
Windspach ist dieses Haus, das er von seinem Vater 
und dem Ahnherrn in die 50 Jahre besitzt (von der 
Obrigkeit), für 40 fl. verkauft worden. 1702 O Lehel 
Winschbach sein Weib Schönel. 1762 von dem Sohne 
Josef an dessen Sohn David Wünschbach, von diesem 
an David Janowsky. 1797 kaufte die israel. Kultus¬ 
gemeinde dieses Haus zur Erbauung einer Betschule 
und zahlte davon jährl. 10 fl. Schutzzins. 1798 abge¬ 
brannt, dann wieder erneuert. Tempel. 
VI. Leere Baustelle, nun Garten, neben dem Tem¬ 
pel V. Salomon Simon Windspach hatte die Stelle er¬ 
kauft, bar bezahlt, das Bauholz aus dem Choden- 
schlosser Walde erkauft und die Chaluppe erbauen 
lassen (Vater Isak 1636, Großvater Jonas Windspach 
vor 1618, seine Frau seit 1692 Esther von Horaschdo- 
witz). Der Jude Meiler von Kolinetz, verehelicht seit 
1658 mit Ryffka (Schwester des Moyses Bloch [1630] 
und Tochter des Ahnherrn Mayer Bloch [vor 1618]), 
hatte zwei Söhne, Jakob und Josef Meiler. Jakob O 
1703 mit Rosina (aus Biowitz) und Josef O 1711 mit 
Frauet (aus Kuttenplan). Beide Brüder kauften dieses 
Haus und teilten es. Josef Melier verkaufte seine 
Hälfte 1743 an Elias Klaaber für 80 fl., ein anderer 
Klaaber (Vorname unbekannt) kaufte 1746 die zweite 
Hälfte. 1770 kam der Teil des Elias an dessen Erben 
Hersehl Elias und Salomon Elias Klaaber, von diesen 
an Samuel Abraham Janowitz. 1815 zahlte Salomon 
Klauber von seiner Hälfte 7 fl., Elias Klauber (Sohn 
der Sara Klauber) ebensoviel Grundzins von VI b. 
1850 überging das ganze Haus von Isak Janowitzer im 
Wege der Versteigerung an die K. G. 
VII (137). Brandstätte, nun Garten. Vor 1618 Abra¬ 
ham Zaparth. dessen Sohn Wolf Zaparth (1655); 
dessen Tochter Radisch heiratet 1708 den Salomon 
Abraham aus Rabi. Diesem wurde 1727 „von Amts¬ 
wegen das in dem Judenwinkel zu Neuern befindliche 
herrschaftliche Häusel zwischen Joachimb Hann und 
Jakob Melech (Meiler) für 50 fl. überlassen". Er 
zahlte jährlich 10 fl. Schutzgeld. 1742 überging das 
Haus an seinen Sohn Schmula Abraham Janowitz 
(1771 und 1784 der „junge Prager" genannt). 1800 
Samuel Janowitzer, David Porges. 1815 Joachim 
Ploch, Moritz Bloch. Um 1880 Wenzl und Katharina 
Schwarz (Ruaße). Um 1890 abgebrannt, dann wegr 
gerissen. K. G. 
VIII (mit IX zusammen: 136). Wohnhaus des Rabbi¬ 
Neitern 3 
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