Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Hörsehl Moyszes aber den Wrbnoer Juden Jacob Khan 
im Namen der Nat eischen Wittwe vorstellig ge¬ 
macht66, an Jakob Kahn verkauft. 
1812 kaufte Löwy Pollak aus Kostial (bei Trebnitz) 
das Haus Nr. VI. 1788 wurde der Jude Emanuel Dirseli 
(Tirsch) aus Schetwar in Galizien in fürstlichen Schutz 
aufgenommen und erwarb 1806 einen Teil des Hauses 
CNr. III. 1789 verkaufte Simon Schulhof seine zwei 
halben Anteile am Hause CNr. 6 an den in fürstlichen 
Schutz aufgenommenen Juden Michael Kay! aus Ly- 
botrotzan (?). 1803 verkaufte Michael Kail, Prager 
Großhändler, an Markus Schüller aus Watislaw, hoch¬ 
fürstlich Schwarzenbergischen Schutzjuden, das Haus 
CNr. 6, dazu fünf Sitze oder Betstühle für Männer und 
Weiber in der Lobositzer Synagoge. 1850 kauften die 
Eheleute Leopold und Elisabeth Pollak aus Jentscliitz 
bei Lobositz das Judenhaus CNr. X. 
Namensänderungen, bzw. Beisetzungen erwähnt: 
1791 Simon Scihulhof, sonst Nathan genannt. 
Abraham Hirsch1! nannte sich Abraham Heim. 
1795 schließt „Dawid Wohl, vorhin David Männl", 
mit seinem „Schwiegersohn und Tochter Lewy 
Klein (vorher Löbl Wolf) und Klara Klein4 
einen Vertrag. 
Am 5. April 1721 „taufdjt bie £)ieftge ßoraofjifcet* 
$ubengemeinbe, ba ifjr rtid£)t nur fdjon lattgfyer allfjier 
SCollerirt, fonbern audj ©eibter ©oraotji ©errnög beê 2lnno 
1702 probucirten herrfdfjaftiidjen S3egnabwtgê=33rief eine 
©djut gu erbauen gnäbigft geftaltet af§ auefj erft oor 
wenigen Sauren Sautfy gleichfalls be Síjtno 1716 irt Rauben 
íjabenbeu Sicentirung Dort ©r. bifcf)öflt(i)ert ©naben gu 
Seut^meri^ if)re alte ©tjnagog raieber aufzurichten erlaubet 
raorben, if)re alte ©d)ul mit bem bat)or liegenben plagt 
bt§ gegen be§ $ofef ©aloman ®ag genfter mit bem $uben 
$faac $oadf)im auf feiner näcfjft barangeftanbenen (Steuer 
fambt Set) geraefgen plat} Sertaufdjet unb barauf bie neu 
^ubenfdjul mit SDÎauer bereite gefaffet(?) unb aufgeführt" 
„93erfdf)reibwtg ber $uben 33egrctbni§§. 
3u raiffen feçe fyemit, betunad) ber Soraofgitjer $uben* 
gemetnbe biê^er mit feinem ortf), rao ©ie i§re ©erftorbene 
beerbigen Tonnen, nerfeí)en geraefgen, ®a^er fein fotd^e hey 
$ijre p. fürftl. ®urd)l gnbfter $errfdjaft Untertpänigft 
©upplicanbo einfommett, rairb ttmb auêgraeifgung einigten 
orti)§ für fot^aner SegräbttiSg einzuräumen gebeten, and) 
buref) ein i)frftt gnäbtgeS Secret ^ur fyofyn frftl gnab 
erhalten, bamit Q^nen bei ßoraofgig ein Orti) Qm folien 
Síot^raenbigfeit auêgeraifgen raerben möchte, bem fyoljen 
frftl. S3efeí)l untertpnigft nadOguIeben (?), ift ©emetter 
$ubengemeinbe Sue Sobofi^ Unraeitïj f)tnber bem ©tabi 
Segni untern SSirtphctuêg an ein raüften 3íanbe ein 
ftüáfjí unbrauchbarer Srben an= unb auêgeraiefen raorben, 
raeícíjeé ©ie mit SRauren umbfangen lafgen unb ¿Jue Q^rer 
©egrabntóg gebrauten iönnen unb mögen .... ®afür 
^aben fie jahriidj brer) fdjocft) Que 23et)hnacht ai 1714 
anfahrenb an bie 2oraofi¿er Renten gu entrichten . . . . 
raorüber ihnen biefeS Qnftrumentum au§ bem í)frftt. Ober* 
amb erteilet raorben. 
©igl Sobofi^ ben 6ten ©eptembrté 1714." 
1781 kaufte die Judengemeinde ein Stück Grund 
hinzu von Frantz Zaschka um 80 fl. und 1803 kaufte 
sie, vertreten durch Simon Schulhof und Joachim Wohl, 
im Namen der hiesigen Judenschaft" ein weiteres 
Grundstück von den Eheleuten Franz und Theresia 
Lerch um 50 fl. 
Auf diesem alten Friedhof liegt auch Jonas Bud ■ 
1 o w «s k y, der im J. 1818 auf der Straße nach There- 
sienstadt ermordet aufgefunden worden war. 
Laut Inhalt des zweiten Judengrundbuches kaufte 
Michael G 1 ä s s n e r, Glasermeister aus L., und David 
Glässner, Fleischhauermeister aus Mileschau, 1842 je 
ein Drittel des Hauses CNr. III, und ersterer 1866 das 
Haus CNr. II von den Kindern nach dem bekannten 
jüdischen Stadtarzt MUDr. Ignaz Freund. 
Michael Glässner ist der Begründer der großen 
Firma M. Glässner & Söhne, seine Erben sind über¬ 
dies an der Schokoladenfabrik in L. (Deli-Werke) und 
an der Zuckerfabrik in L. hervorragend beteiligt. 
1829 verkauft Franziska Edle von H ö n i g s b e r g. 
geb. Köllner, an Soliman Edlen von Hönigsberg die 
Brandstelle des Hauses CNr. XV, welche dann 1842 an 
Philipp Schiller übergeht. — Soweit die beiden 
alten Judengrundbücher. 
Nach Ausweis des jetzigen Grundbuches besitzt die 
K. G. in L. auf Grund des Tauschkoni raktes vom 5. 
April 1721 die Synagoge (die Bauparzelle KZ. 144/1 
mit Synagoge und die unverbaute Bauparzelle KZ. 
144/2), ohne Angabe des Erwerbsdatums das Haus 
CNr. IV (mit dem Betsaal und der Wohnung für Rab¬ 
biner und Gemeindediener) und laut Verschreibung 
vom 6. September 1714 den Beerdigungsplatz KZ. 8, 
während die Ackerparzelle KZ. 632/4 auf Grund des 
Kaufvertrages vom 27. August 1871 der Lobositzer 
Ch. K. zugeschrieben ist. 
Der alte Judenfriedhof KZ. 254 in Cizkowitz, 
auf welchem jetzt nicht mehr begraben wird, ist als 
öffentliches Gut Eigentum der Gemeinde Cizkowitz. 
Auf diesem Friedhofe, der abseits der Reichsstraße 
nach Bilin an dem bei der sogenannten „Ziegel- 
schenke66 beginnenden Feldwege liegt, wurden früher 
die Juden aus der ganzen Umgebung von Trebnitz bis 
Mileschau und bis Theresienstadt, insbesondere auch 
die jüdischen Soldaten der dortigen Garnison, begra¬ 
ben. Das Grundstück für diesen Friedhof wurde den 
Cizkowitzer Juden um das J. 1800 von dem dortigen 
Herrschaftsbesitzer, einem aus der Gegend von B.-Lei- 
pa stammenden getauften Juden Glaser, geschenkt. 
In den Dörfern der Umgebung dürften früher sehr 
viele Juden gewohnt haben, so in Sullowitz und 
insbesondere in Watislaw, das ein bedeutend grö¬ 
ßerer Ort gewesen sein soll als heute. 
Die jüdischen Matriken von L. beginnen 1807. Seit 
1807 finden sich die Juden betreffenden Eintragungen 
auch im christlichen Pfarrbuche von L., und zwar in 
völliger Übereinstimmung mit der jüdischen Matrik 
bis zum J. 1884. 
Aus der Geschichte der Stadt L. ist hervorzuheben, 
daß L. früher ein sehr lebhafter Umschlagsplatz, ins¬ 
besondere für den Handel nach den westlich der 
Elbe gelegenen landwirtschaftlichen Bezirken war, 
und die Juden an diesem Handel ebenso wie an dem in 
der zweiten Hälfte des 19. Jhts. in der Stadt L. stark 
verbreiteten Herrenkonfektionsgewerbe in bedeuten¬ 
dem Maße beteiligt waren. L. hat damals an Wirtschaft- 
licher Bedeutung seine an Einwohnerzahl bedeutend 
größere Nachbarin, die Kreisstadt Leitmeritz, weit 
übertroffen. 
Bis 1848 wohnten die jüdischen Familien fast durch¬ 
wegs in der Judenstadt, erst nach dieser Zeit wurden 
die auf dem Marktplatz errichteten Fleischbänke 
niedergerisisen und Michael Glässner erbaute das 
große, noch jetzt seinen Nachkommen gehörige zwei¬ 
flügelige Haus daselbst, welches den halben Markt¬ 
platz einsäumt. 
Jetzt gehören die beiden Familien Glässner, näm¬ 
lich die Firma M. Glässner & Söhne und die Firma 
Brüder Glässner, sowohl in wirtschaftlicher wie in 
finanzieller Hinsicht zu den ersten der Stadt. 
Lovosice 3 25 
385 
Lobositz 3
	        
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