Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der Juden in Königswart. 
Bearbeitet von 
Rabbiner Moritz Mandl, Prag. 
Braun hakodesch 
einer kleinen Mittagspause, vor 8 Uhr abends den 
Tempel nicht verlassen. Gottesdienst findet hier nur 
am Samstag und an Feiertagen statt. Zum Tempel 
selbst führen einige Stufen hinein. Über dem Haupt¬ 
eingange an der Westseite lesen wir: Renoviert anno 
1608. Eine zweite Tür führt direkt auf die Galerie, 
die im Rechtecke das Gebäude umzieht, und in die 
darunterliegende langgestreckte, altertümliche Win¬ 
tersynagoge, deren Fenster in den großen Tempel¬ 
gemüsegarten (in dem sich auch noch eine Siikko be¬ 
findet) blicken lassen; diese Baulichkeiten ähneln de¬ 
nen der altehrw., über 700 Jahre alten Pinkais-Syna- 
goge in Prag. Das Innere der Synagoge wird von ho¬ 
hen Bogenfenstern an der Nord- und Ostseite durch¬ 
leuchtet und ist ein freundlicher, hoher, leichtge¬ 
wölbter Raum, mit zwei Seitenschiffen. An dem hoch¬ 
gelegenen Almemor vorbei, der von einem einfachen 
Holzgitter umschloissen ist, führen zu beiden Seiten 
Stufen zur Bundeslade hinan. Die Ornamente dersel¬ 
ben, sowie die Decke des sonst ganz licht gehaltenen 
Innenraumes weisen, einen mehr kirchlichen 
Stil auf und wirken befremdend auf jeden Beschauer. 
Damit hat es, laut dem Archiv dieser alten Gemeinde, 
folgende Bewandtnis. Die oben erwähnte Renovierung 
ließen die Jesuiten, die hier während der Hussiten¬ 
kriege fürchterlichen Verfolgungen ausgesetzt waren 
Der Marienbader Kurgast verabsäumt es niemals, 
bei seinen Ausflügen in die nächste Umgebung dieser 
herrlichen Thermenstadt auch das alte Königs- 
w a r t (c. Kynzvart) mit seinem antiken Fürst-Metter- 
nichschen Schloßmuseum, das auch eine auserlesene, 
auch mit hebräischen Schriftwerken ausgestattete, 
große Bibliothek birgt, aufzusuchen. Er verläßt dieses 
alte, schmucke, 780 Meter hoch gelegene Kurörtchen 
nicht eher, als bis er auch noch die letzte der ehemals 
bestandenen 3 Judengassen, in der sich die weit 
über die Grenzen dieser Gegend hinaus bekannte, 
viele Jahrhunderte zählende Synagoge befindet, 
besucht zu haben. Vom unteren Marktplatze aus ge¬ 
langt man in ein kleines Seitengäßchen, das sich in 
seiner Mitte zu einem sog. Platze erweitert; hier war 
einstmals der Mittelpunkt der großen und angesehe¬ 
nen Judenstadt, in der heute nur noch zwei jüdi¬ 
sche Häuser stehen, das des greisen Vorstehers und 
das alte Rabbinerhaus. Dem ersteren gegenüber befin¬ 
det sich ein alter Holzschupfen, an dessen Stelle sich 
ehemals — vor dem großen Brande im J. 1849 — das 
Geburtshaus des bekannten Baron Königswarter er¬ 
hob. Zwischen beiden genannten Häusern aber ruht 
als Wahrzeichen alter entschwundener Herrlichkeit, 
der weithin sichtbare, massive, überkuppte, quadra¬ 
tisch-freiliegende Bau der „Schul46. In den Sommer¬ 
monaten erinnert hier der starke Verkehr an die 
Prager Altneusynagoge; auch hier ist ganztätiger Füh¬ 
rerdienst eingerichtet und der Rabbiner kann, außer 
Tempel (Außenansicht) 
Kynzvart 1 
320 
Königswart 1
	        
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