Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Erst in diesem J. wurde durch die Initiative des 
Herrn Jakob Hirsch in K. ein Friedhof geschaffen 
und gleichzeitig eine Ch. K. gegründet. Dem ersten 
Ausschuß gehörten folgende Herren an: Jakob 
Hirsch, Friedrich Ritter, Edmund Feld¬ 
mann, Julius J. Fischer, Julius Mandl und 
Theodor Konirsch. Herr Jakob Hirsch, der 
seit Bestand der K. G. dem Ausschuß derselben an¬ 
gehörte und auch als T. V. und Schriftführer fun¬ 
gierte, verstand es auch als erster Obmann der Ch. 
K. mit Energie und Tatkraft in kurzer Zeit den jun¬ 
gen Verein zu einer ansehnlichen Höhe emporzu¬ 
bringen. Für seine Verdienste um den Verein wurde 
er am 12. Dezember 1897 zum Ehrenmitgliede er¬ 
nannt. Andere Ehrenmitglieder des Vereines sind: 
Prof. Dr. Karl Thieberger, Edmund Feld- 
mann, Karl Gans, Siegfried Heller, Dr. S. 
Kirchenberger und Julius Mandl. Unter 
der Ägide des Herrn Jakob Hirsch spendete die 
Ch. K. 1000 Kc für die Erbauung eines Jemeniten¬ 
heimes und wurde auch im J. 1910 die Bethalle auf 
dem Friedhofe zu einer Zeremonienhalle erweitert. 
Im J. 1919 trat Herr Hirsch wegen hohen Alters von 
seiner Stelle als Obmann zurück und wurde zum 
Ehrenobmann ernannt. Ihm folgte Herr Siegfried 
Heller, der bereits seit 1903 die Stelle eines Ob- 
mannsstv. bekleidete und sich nun als Obmann be¬ 
stens bewährt. Nachdem Herr Heller infolge Über¬ 
bürdung im J. 1921 auf seine Stelle resignierte, wur¬ 
de Herr Alfred Ries zum Obmann gewählt, welcher 
dieses Amt bis zum heutigen Tage in gewissenhafter 
Weise versieht. 
Die Renaissancebewegung im Judentum fand auch 
in unserer Gemeinde Eingang und führte im J. 1904 
zur Gründung des Vereines ,,Theodor Herzl6\ Dieser 
Verein hat sich um die Verbreitung und Vertiefung 
des zionistischen Gedankens und des jüd. Lebens in 
unserer Gemeinde große Verdienste erworben. Der 
erste Obmann war Herr Dr. Friedrich Weihs, dz. 
Rb. in Teplitz. Ihm folgte Dr. Hermann Hirsch, 
der für seine Verdienste um den Verein zum Ehren¬ 
obmann ernannt wurde, ferner Ing. T h e i n und 
Dr. Seligmann. Seit drei Jahren steht an der 
Spitze des Vereines ein Präsidium, bestehend aus 
dem Obmann Robert Heller und den Stv. S. 0. 
Lichtner und Willi Konirsch. Als National¬ 
fondkommissär fungiert seit vielen Jahren Leopold 
Schiller. Am 25. und 26. Mai 1929 wurde der 
25 jähr. Bestand des Vereines, sowie der 25. Todes¬ 
tag Herzls durch ein Bankett und einen feierlichen 
Gottesdienst begangen. Beide Veranstaltungen stan¬ 
den auf einem hohen Niveau und haben dem Verein 
viele Freunde und Anhänger gewonnen. Nach den 
Unruhen in Palästina im August 1929 wurde eine 
Notstandaktion durchgeführt, welche einen nahm¬ 
haften Betrag erzielte. Auch die Aktion anläßlich 
des 80. Geburtstages des Präsidenten Masaryk zei¬ 
tigte ein sehr schönes Ergebnis. 
Der jüd. Sport- und Turnverein „Makkabi" wurde 
im J. 1920 durch Robert Heller ins Leben gerufen 
und macht sich die körperliche Ertüchtigung und 
sittliche Hebung unserer Jugend zur Aufgabe. Seit 
Bestand des Vereines bis zum heutigen Tage wirken 
Hugo Hirsch als Obmann und Robert Heller 
als Turnwart. Im Juni 1930 feierte der Makkabi K. 
in Verbindung mit dem Brudervereine Brüx, Aussig 
und Teplitz das 10 jähr. Vereinsjubiläum durch Ver¬ 
anstaltung eines großen Sportfestes in Teplitz. 
Einer unserer jüngsten Vereine ist die durch Frau 
Dr. Berta Brill bewerkstelligte Gründung der 
Ortsgruppe K. des Landesverbandes jüd. Mädchen 
und Frauen. Dieser Verein, welcher unsere Frauen 
vertraut machen will mit den kulturellen und sozia¬ 
len Problemen des Judentums und der speziellen 
Aufgabe der jüd. Frau, hat in der kurzen Zeit seines 
Bestandes sich viele Anhänger und Freunde erwor¬ 
ben. Die Ortsgruppe K. zählt heute bereits zu den 
mustergültigsten im böhm. Landesverbände. Seit 
Rücktritt der ersten verdienstvollen Präsidentin, 
Frau Dr. Berta Brill, führte Frau Anna Hirsch mit 
geschickter Hand die Leitung des Vereines. Als Vize¬ 
präsidentin fungierte Frau Dr. Krakauer. 
Zu erwähnen wäre noch, daß die Bibliothek eines 
ehemals bestandenen Geselligkeitsvereines „Concor¬ 
dia64 nach dessen Auflösung in den Besitz der Ge¬ 
meinde überging, welche ihrerseits die Verwaltung 
der Bibliothek dem hiesigen Techeleth-Lawan über¬ 
trug. 
Komotau 6 
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