Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Pflichtgefühl und Gemeinsinn, so gab das Anlaß zu 
peinlichen Zwischenfällen. 
Am 2. November 1920 verließ Rb. Ignaz Löwy 
seine Stellung. 
Am 29. Juni wählte die Hauptversammlung den 
Rabbiner Dr. theol. et phil. Josef S a g h e r in So- 
borten zum hiesigen Seelsorger. 
Als eine Folge der lang hinwirkenden Kriegsnach¬ 
wehen muß wohl der rasche Wechsel der Kultus¬ 
vorsteher zu werten sein, welche mit jeder neuen 
Wahlperiode einander ablösten. Nach dem Verzichte 
Dr. Pressers, der vom 21. Jänner 1912 bis zum 
13. Jänner 1918, also auch fast während der ganzen 
Dauer des Krieges, die Gemeinde mit fester Hand zu 
leiten gewußt hatte, stand an ihrer Spitze vom 
13. Jänner 1918 bis 2. Jänner 1921 der Mühlenbesitzer 
Emil Steinkopf, von da bis 3. Feber 1924 der 
Advokat Dr. Rudolf Schönberger, nach ihm bis 
zum 21. April 1927 der Kaufmann Julius Böhm und 
zuletzt gar nur durch anderthalb Jahre der Kaufmann 
Nathan Weiskopf bis zum 9. Dezember 1928. Nach 
einer vierteljährigen Sedisvakanz wurde am 16. März 
1929 der Großkaufmann David Schneider zum 
K. V. und' i. J. 1932 H. Otto U 11 m a n n gewählt. Die 
Gemeinde, die jetzt 263 Seelen zählt, sieht in dieser 
Stadt einer hoffnungsfrohen Zukunft entgegen, wo 
die alten Juden einstmals wenig Recht und viel Leid 
erfuhren, wo durch lange Zeiträume kein Jude sein 
Heim gründen oder auch nur sein Haupt zur Ruhe 
niederlegen konnte und wo erst duldend und schaf¬ 
fend der Boden für die Pflanzung neuen jüdischen 
Lebens geebnet werden mußte, wo aber auch heute 
noch in manchen Kreisen der christlichen Mitbewoh¬ 
nerschaft bei aller äußeren Duldung und regem 
Wechselverkehr ein leiser Unterton von Feindseligkeit 
und Geringschätzung als Nachhall altererbter Gefühle 
nicht verstummt ist. 
* 
Quellen und Literatur: 
Kaadner Stadtbuch v. J. 1465 und 1516. Die einschlägigen 
Auszüge stellte Herr Dr. R. Wenisch in zuvorkommendster 
Weise zur Verfügung, wofür ihm wärmstens gedankt wird. 
Kaadner Rechtsbuch v. J. 1519. 
Gerichtsbuch v. J. 1544, 1565, 1579. 
Amtsbuch v. J. 1587, 1631, 1639, 1645. 
„ Abschiedbuch v. J. 1602. 
„ Arrestbuch v. J. 1612, 
„ Amtsregister v. J. 1619. 
„ Grünes Memoriaibuch v. J. 1645. 
Aktenfaszikel, die Kaadner Juden betreffend, im Archiv des 
Ministeriums des Innern in Prag und im Kaadner Stadtarchiv. 
Protokoll- und Kassabuch der Kaadner Kultusgemeinde. 
Nikolaus von Urbanstadt, Geschichte der kgl. Stadt Kaaden. 
1841. Handschrift. 
Josef Stocklow, Buch der Heimat. Kaaden. Meyer, O. J. 
* 
*) Im folgenden wird der jedem jüdischen Namen beigefügte 
Zusatz „Jude" abgekürzt durch J. wiedergegeben, 
2) Nur hier, sonst überall Holleschau. 
Kadah 17 
239 
Kaaden 17
	        
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