Feiertagen die Zeichenschule des Vereines zur Er¬
munterung des Gewerbegeistes. 1857 wurde er an der
isr. Hauptschule in J. als Lehrer angestellt, wo er
20 Jahre lang in hervorragender Weise tätig war.
1858 heiratete er Elise Tutseh aus Gewitsch in Mäh¬
ren. Im April 1876 legte er die Bürger schulprüfung
(I. Gruppe) und im Oktober desselben Jahres die
Prüfung aus Französisch für Bürgerschulen und Leh¬
rerbildungsanstalten ab. 1877 übersiedelte er nach
Prag, wo er bis 1886 als Privatlehrer tätig war,
Als seine Kinder ihre Studien beendet hatten und
er der Sorge enthoben war, kehrte er nach J. zurück,
wo er als Privatmann lebte. Er hatte ein sehr großes
allgemeines Wissen, war ein ausgezeichneter Steno¬
graph (deutsch und cechich) und beherrschte 9 Spra¬
chen (Deutsch, Hebräisch, Cechisch, Französisch, Eng¬
lisch, Spanisch, Latein u. Griechisch sowie Italienisch).
Im Jahre 1891 zeichnete er für die am Ende des
Jahres 5651 auf dem isr. Friedhof in J. vorhan¬
denen Gräber den Plan, den er im Selbstverlag
herausgab und der große Bewunderung erregte und
viel Anerkennung fand.
Da er die altertümlichen Tempelparamente der
Jungb. Gemeinde sorgfältig aufbewahrt wissen wollte,
gab er die Anregung zur Errichtung eines jüdi¬
schen Museums, das sich nun im Gebäude der
ehemaligen isr. Schule befindet und das eines der
ersten der österr.-ung. Monarchie war.
1900 erschienen seine Hebräischen Ge¬
dichte ebenfalls im Selbstverlag. Da er keinen
Setzer fand, ließ er die Typen herstellen und ver¬
richtete die Setzerarbeit ganz allein. Der Satz einer
Seite befindet sich im jüd. Museum in J.
Mit zu den markanten Persönlichkeiten der J. G.
aus der Vorkriegszeit gehörte auch Oberlehrer Joachim
Hoffmann, welcher durch mehr als 40 Jahre an der
der K. G. gehörenden öffentlichen Volksschule wirkte.
Zahlreich sind seine Schüler, welche den ersten Unter¬
richt an der Jungbunzlauer isr. Schule genossen haben
und sich gerne noch nach vielen Jahren ihres Lehrers,
eines anerkannten Pädagogen, erinnern. Viele derselben
haben hervorragende Stellungen im bürgerlichen Le¬
ben erreicht.
Geboren im J. 1837 trat er nach Absolvierung der
Prager Lehrerbildungsanstalt im J. 1860 einen Posten
in Prelouc an. 1865 wurde ihm eine Lehrerstelle
an der isr. Hauptschule in J. verliehen. Die Bestätigung
derselben erfolgte im J. 1868 durch die k. k. Statthal-
terei über Vorschlag des Leitmeritzer Konsistoriums,
nachdem dieses die Oberaufsicht über die Schule hatte.
Er wirkte an dieser Schule gemeinsam mit seiner
Gattin, welche die Mädchen in den weiblichen Hand¬
arbeiten unterwies, durch mehr als 40 Jahre und er¬
hielt für „seine ersprießliche Tätigkeit und
aufopfervollen Diensteifer" im J. 1905 ein
belobendes Anerkennungsschreiben des k. k. Bezirks¬
schulrates in J., sowie von der k. k. Statthalterei in
Prag die „Ehrenmedaille für vierzigjährige
treue Dien s te46.
Die Geschichte der Juden in Jung-
bunzlauin hebräischer Sprache blieb un¬
gedruckt, denn am 20. August 1901 verschied er nach
kurzer Krankheit während eines Besuches bei Ver¬
wandten in Mutenitz (Mähren). Er wurde auf dem
Jungbunzlauer Friedhofe bestattet.
Das Ms. zur erwähnten Gesch. d. Juden in Jung-
bunzlau ist im Besitze der Familie des Verewigten.
Er hatte 4 Kinder, davon verstorben: MUDr. Alois
Pollak in Prag und eine Tochter, zwei leben in
Prag. Alle drei Töchter waren, bzw. sind Lehrerinnen.
Seine Gattin starb im J. 1875 in J.
Nähere Daten über seine Mutter Sara Pollak sowie
über iseinen Vater Abraham Grauaug, sind unbekannt.
Sein Geburtsschein (mit 15 Kreuzer gestempelt)
lautet: „Der Gefertigte bestätigt unter obhabender
Eidespflicht mit diesem eigenhändig geschriebenen
und gefertigten Zeugnisse, daß nach Inhalt der von
ihm geführten Geburtsmatrik Nr, 2, S. 16 Sara Pol¬
lak von Aussee in Mähren, Olmützer Kreis am
27. März 1828 (acht und zwanzig) in Aussee Nr. C.
36 einen unehelichen Sohn geboren habe, welcher am
8. Tage nach der Geburt in der Synagoge zu Aussee
den Namen Herschel erhielt.
Als Vater unseres Herschel Pollak hat sich Abraham
Grauaug von Aussee bekannt.
Urkund dessen nachstehende Fertigung und Siegel-
beidrückung.
Mährisch-Aussee den 12. Oktober 1854.
Dr. M. Duschak, Rabbiner.
*
Es existieren 6 Vereine: Zedoko, Talmud-Thora,
Bikkur-Chólim, Synagogenbau, Chevra-Kadisa, Frauen-
Verein.
Der Tempel hat ungefähr 228 Männersitze und
gleichviel Frauensitze.
*
In dem hebr. Manuskript des verew. Lehrers Herr*
mann Pollak b") findet sich u. a. die interessante
Bemerkung, daß die christl. Bevölkerung J. den Juden
vor etwa 300 Jahren nicht erlaubte, ihre Leichname
über den Stadtplatz zu tragen; isie mußten daher einen
großen Umweg über den Vorort „PtákÍÉ (heute Stadt¬
bezirk) machen, um auf den Friedhof gelangen zu können.
*
Dem Andenken meiner verewigten Mutter, Frau
Cäcilie Goldmann Tf
gest. am 11. Ijar 5690.
wrm
*
Quellen-Angabe: >
Denkschrift: „Die Zigeiner-Großenhof- und Neusynagoge in
Prag" von Dr. Aladár Deutsch. Prag 1907. S. 41—47.
Jüd. Buch- u. Kunstverlag, Brünn: ,„Die Juden u. Judengem.
Mährens." S. 147.
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Svikala V Ml. Boleslavi 1920); díl I. (Öeskomor. tisk. podn.
V Ml. Bol. 19 2 2).
Kronyka mladobol. od mistra Girziho Bydzovského (1650?),
Descriptio civitatis Neo Boleslaviae a Joanne Floriano Ham¬
merschmied, 1785.
Listy úrední korespondence m. Boleslava Mladého z l. 1588—
1589—1599, sdëluje Frantisek Bares — Ml. Boleslav 1916.
Dr. Rieh. Feder, ¿id. Besídky, vi. nákl., Kolin n. L. 1924. Str.
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K historii ¿idu v Cechách, na Morave a ve Slezsku 906—1620
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Casopis „Rozvoj", roc. VI., c. 34, v Praze 23. srpna 1912.
Dr. Ot. Kraus: „PhDr. Morie Grünwald."
V. Fr. Rudolf: ¿idé v Ml. Bol. Casopis „Rozvoj", roc. VI.,
c. 34.
Bares: Soupis památek histor. a umëleckych v polit, okresu
Ml. Bol. Praha 1905, nákl. archeolog. komise pri Ceské akademii
pro vëdy, slovesnost a uméní. Str. 283—290.
„Sipurim", 5. Sammlung, 2. Abteilung, Prag 1864, Verlag Wolf
Pascheies. „Mesusah." Eine Ghettosage aus Jungbunzlau. Von
David Mendl.
„Das Jüd. Centraiblatt" von Dr. M. Grünwald, Rb. in Jung¬
bunzlau, VII. Jahrg., November 1888, Prag, Jakob W. Pascheles-
Verlag. „Jungbunzlauer Rabbiner."
Prager Tagblatt, Nr. 69 vom 21. März 1930. „Oberrabbiner
Dr. Brody
M. Polák: ¿idé v hudbë. (Mésícník Za hudebním vzdeláním,
Plzeñ, roc. III. Str. 78.)
Recensionen. Seite 54. „Das Jüdische Centraiblatt", von Dr.
M. Grünwald, VII. Jahrg. im Juni 1888, Prag, Jakob W.
Pascheies.
Ml. Boleslav 18
Jungbunzlau 18