Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Im J. 1761 verkaufte Josef Kohla einen Obstgarten 
(zwischen der ehemaligen Ratsscheuer und den jiid. 
Häusern) um 300 fl. rhein. dem Juden Moisés Josef 
zur Erbauung eines Hauses. Von diesem Juden lesen 
wir später, daß er am 3. Mai 1764 unweit E. er¬ 
schossen wurde. 
Im J. 1765 verkaufte die J. G. ihr jiid. Gemeinde- 
Spital in 6 Teilen an verschiedene Parteien. 
Im J. 1779 kommt Naphtali Herz aus Emden 
aus der Familie Heilbronn als Rh. in E. und KRb. 
des Saazer und Elbogner Kreises vor. Auch ein Kt. 
und ein Diener der Synagoge wird erwähnt. Die Ge¬ 
meinde hat ein eigenes Siegel mit der hebräischen 
Umschrift: Kohl (Gemeinde) Eidlitz. 
Im J. 1782 wurde die Eidlitzer Synagoge erweitert 
und feuersicher gebaut. 
Im J. 1809 wurden auch die Juden von E. für alle 
Polizeigegenstände dem dortigen Magistrate zuge¬ 
wiesen und dem Amte Rotenhaus abgenommen. 
Im J. 1809 waren in E. 597 Juden. Im J. 1811 war 
Israel S t e r n als Rb. in E. angestellt. Er starb im J. 1831 
Am 16. September 1815 wurde die ganze Juden¬ 
stadt (die sogenannte Judengasse) von E. ein Opfer 
der Flammen. Von der Synagoge brannten nur die 
Fensterrahmen und die Seite des Hochaltars ab. 
Im J. 1822 wurde der jüd. Gemeinde von E. be¬ 
willigt, eine eigene jüdisch-deutsche Elementarschule 
zu errichten. An derselben war der geprüfte Lehrer 
Isak G e r s e u s (?) aus Teplitz angestellt. Er blieb 
in E. bis zu seinem im J. 1863 erfolgten Tode. 
Im J. 1824 zählte E. 40 jüd. Häuser mit 111 Wohn¬ 
parteien mit 227 männlichen und 254 weiblichen 
Individuen. 
Im J. 1831 wurde, nach Sterns Ableben, Markus 
Fürth aus Kalladei zu E. als Rb. angestellt. 
Im J. 1837 kam zu E. unter dem Vorsteher (Haus¬ 
vater) der K. G. Jakob Löwy die Steinpflasterung 
in der ganzen Judenstadt zu Stande. Jeder Haus¬ 
eigentümer bestritt selbe bei seinem Hause, die an¬ 
dern Plätze wurden auf Kosten der Gemeinde be¬ 
sorgt. Unter demselben Vorsteher kam auch eine 
Renovierung der Synagoge zu Stande, besonders 
wurden die Ornamente vor der Toralade vergoldet 
und staffiert. Ein Umbau des Innern erfolgte im 
J. 1840, unter dem erst im J. 1870 verstorbenen Vor¬ 
steher Isaak Kohn, indem die beweglichen Stände 
(Betbücherpulte) entfernt und feste Sitze und Bänke 
vorgerichtet, vor der hohen Lade eine erhöhte, um¬ 
gitterte Estrade für den Vorbeter und zur Tora-Vor¬ 
lesung erbaut, an der Nordseite eine Galerie für 
Frauen und an der Westseite für den Chor errichtet 
wurde. 
Nachdem durch mehrere Jahre David 0 b e r e c k, 
welchem Abraham Grünfeld aus Kolin folgte, 
als Kt. fungiert hatte, wurde im J. 1839, nach Aus¬ 
tritt des Letzteren, Valentin Müller, welcher an 
der sogenannten Chorsynagoge zu Brandeis fungiert 
hatte, als Kt. angestellt. 
Da die bisherigen, mitunter der Didaktik ganz un¬ 
kundigen Privatlehrer, welche den Unterricht im jüd. 
Schriftum und in der Religion erteilten, den Anfor¬ 
derungen der Zeit nicht mehr entsprachen, wurde im 
J. 1844 eine Gemeinde-Religionsschule errichtet. In 
dieser Schule sollten die Kinder einen gleichförmigen 
Unterricht in der hebräischen Sprache, in der Bibel, 
in der Verdeutschung der vorzüglichsten hebräischen 
Gebete und in der eigentlichen Religionslehre er¬ 
halten. Vorerst wurden die Lokalitäten hergerichtet 
und die Mittel für die Erhaltung beschafft. Als 
Hauptlehrer wurde D. Jeiteles aus Prag, dem im 
J. 1847 Israel Weiss folgte, angestellt. 
Rb. Israel Weiss wurde am 5. Sept. 1819 zu Dob- 
ruschka in Böhmen geboren. Er war Schüler des 
Rabbi Aron Kornfeld in Goltsch-Jenikau und des 
ORb. Samuel Löb Rappaport in Prag. Er hatte 
sich aber auch ein allgemeines Wissen angeeignet und 
die Prüfung für Haupt- u. Normalschulen abgelegt. 
Schon im J. 1841 kam er als Privatlehrer nach E., um 
dann als Lehrer an der öffentlichen jüd. Schule in E. 
zu wirken. Nach dem Tode dies Rb. Markus Fürth 
übte er auch die rabbinischen Funktionen aus. Mit 
der Gründung der Gemeinde Komotau wurde er auch 
deren geistlicher Führer und erteilte den Religions¬ 
unterricht an der Komotauer Bürger- und Mittel¬ 
schule. Nach vollendetem 80. Lebensjahre trat er in 
den wohlverdienten Ruhestand. Er starb am 21. März 
1907 in Komotau, unvergessen von der Gemeinde E. 
und Komotau, welch letztere ihm ein Ehrengrab wid¬ 
mete, unvergessen von seinen zahlreichen Schülern. 
Im J. 1851 wurde David Löwy, später Prediger 
in Wien, als Lehrer an der israel. Schule in E. an¬ 
gestellt. 
Im J. 1853 wurde in E. ein abgesondertes jüd. 
Armen-Institut errichtet. Anfänglich wurde es bloß 
aus den jährlichen Beiträgen der Gemeindemitglieder 
erhalten. Aus mehreren größeren Beiträgen, die spä¬ 
ter der Anstalt zufielen, bildete sich ein eigener 
Armenfond. Im J. 1858 zählte E. 637 Juden. 
Im J. 1688 brachte die Obrigkeit zu Horschenz ein 
Häusel an sich, in welches sie Juden hineinsetzte. 
Das Synagogenbuch von Horschenz beginnt mit 
dem J. 1748. Die Synagoge zu Horschenz wurde im 
J. 1839 am Platze der alten Synagoge erbaut, doch 
soll in alter Zeit die Synagoge im Dorfe selbst ge¬ 
standen haben. Im J. 1901 mußte der Gottesdienst in 
H. aufgelassen werden. Horschenz ist der Geburtsort 
des am 20. August 1845 geborenen, bekannten Sozial¬ 
politikers Dr. Julius 0 f n e r. In einer, zu dessen 70. 
Geburtstage erschienenen Festschrift schreibt Popper 
Lynkeus: „Ich sage mit aller Bestimmtheit, daß es 
keinen einzigen Menschen gibt (der es ja gewagt 
hätte), trotz aller gegenseitigen Gehäßigkeiten und 
Kämpfe der Parteien, Nationalität und Rassen, die 
wir bei uns reichlich genießen, daß es Niemanden 
gibt, der es je gewagt hätte, über den Charakter 
Ofners nur die geringste tadelnde Bemerkung zu 
machen, oder es versucht hätte, die kleinste Ver¬ 
leumdung oder Verdächtigung auszusprechen. Man 
wagte es nicht, nicht nur, weil auch der geringfügig- 
ste Anhaltspunkt hie für nicht vorlag, sondern auch, 
weil man wußte, daß die Überzeugung von seiner 
unübertreffbaren Integrität und Uneigennützigkeit, 
der vollsten Reinheit seines Charakters und der edel¬ 
sten Menschenfreundlichkeit Ofners eine allgemeine 
und feststehende war und ist. Kurz gesagt, Ofner ist 
einer unserer besten, edelsten und geistig hervor¬ 
ragendsten Menschen 
Im J. 1767 überließ die fürstl. Obrigkeit der Bie- 
lenzer jüd. Gemeinde die dortigen 15 jüd. Wohnun¬ 
gen um einen Betrag von 300 fl. rhein. als Erbeigen¬ 
tum, wie dies schon früher bei E. etc. im J. 1727 
geschehen war. Sie sollen unter einer Strafe von 
20 Talern keinen Hausgenossen einnehmen, ehe 
solcher nicht zur Bezahlung des Schutzgeldes dem 
Amte angezeigt worden ist. Der diesfällige Kontrakt 
ist von allen, darunter einem Judenrichter und zwei 
Geschworenen, gefertigt und steht in dem im J. 1767 
begonnenen Amts-Verschreibungsbuch der Bielenzer 
Schutziudenschaft käuflich überlassenen Wohnungen. 
Im J. 1770 (27. Nov.) bewilligt der Fürst, die Bie¬ 
lenzer Branntweinhaus-Wohnung samt dem dazu ge¬ 
hörigen Stück Grund den drei Schutzjuden Salomon 
Eidlitz 3 
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