Geschichte der Juden in Chiesch.
Bearbeitet von
Johann Stockt, Chiesch.
Die Zweiggemeinde Ch. besitzt das Haus Nr. 224
neben dem Tempel, welches vermietet ist.
Neben der K. G. besteht in Gh. eine Ch. K., derzeit
Vorsteher Herr David K o h n. Das vorhandene Rech-
Tempel
/Vis älteste Quelle für die Geschichte der Juden in
Chiesch (c. Chyse) gelten die Inschriften auf den
Grabmälern im alten Judenfriedhof. Der Grabstein
für Esther Schnürdreher, geb. Lucka aus Prag (1657),
wird als ältester bezeichnet. Ein Großteil der Steine
ist isehr verwittert und wohl nicht mehr zu entziffern.
I. J. 1679 erfolgt die erste schriftliche Erwähnung
der Juden in Ch. in einem Schätzungsprotokolle, betr.
der Chiescher Herrschaft, laut dessen die Juden einen
Schutzzins an die Herrschaft zu entrichten hatten:
Jakob mit seinem Sohne jährlich 20 fl, Moses 3 fl 30 x,
Kapl 3 fl 30 x, David Schneider 4 fl 30 x, Liebermann
3 fl 30 x, David, Samuel und Jakob zusammen 39
Schock. Bei der erst später erfolgten Annahme von
Zunamen wurde auch ,,Kisch" verwendet und kommt
heute noch als solcher vor. Abraham K i s c h, ein be¬
rühmter Arzt in Prag, starb 1763.
mit den übrigen K. G. des politischen Bezirkes L u-
ditz erfolgte; seither gehört Ch. zur K. G. Luditz,
woselbst seit 1896 auch die Matriken geführt werden.
Moritz Kupfer
Bernhard Fischer
In den vorhandenen Ch. Ratsprotokollen, begin¬
nend von 1760, geschieht der Juden öfter Erwähnung,
insbesondere wegen Streitigkeiten mit den Bürgern
um das Recht zum Branntweinbrennen und zum Aus¬
schank oder wegen Ankaufs von Grund und Boden
außerhalb der „Judenstadtwas die Bürger als ihren
Privilegien widersprechend nicht genehmigten.
Die Juden hatten von der Herrschaft die Häuser
Nr. 220 bis 224, später auch Nr. 225 bis 229, dann 91,
100 und 101 zugewiesen, die außer den 3 letzten rings
um den alten hölzernen Temipel lagen. Seit 1848 be¬
steht der jetzige gemauerte Tempel. In einem Räume
desselben bestand bis 1870 eine Judenschule, die sehr
fleißig besucht war. I. J. 1912 wurde der Tempel re¬
noviert, während des Weltkrieges waren dort galizi-
sche Flüchtlinge untergebracht.
Die jüdischen Matriken, mit 1788 beginnend, er¬
liegen beim Pfarramte Ch. Die Zahl der Juden in Ch.
betrug: Im J. 1870: 135, 1880: 107, 1890: 78, 1900:
54, 1910: 35, 1921: 20. Bis 1893 bildete Ch. eine
selbständige K. G., in welchem Jahre die Vereinigung
7 empel (Innenansicht)
nungsbuch der Ch. K. stammt aus d. J. 1858 und ist
bis 1871 geführt. Der bestehende neue Friedhof wurde
im Jahre 1883 errichtet.
Endlich sei der Name des menschenfreundlichen
Herrn Moritz Kupfer genannt, der i. J. 1869 beim
91
Chiesch 1