Volltext: Wofür kämpfen die Engländer? [78]

einen Deutschen mit Genugtuung zu erfüllen geeignet sind. Aber 
es trägt doch zur Klärung der Situation ungemein bei, wenn in 
diesem Zusammenhang auf das hingewiesen werden kann, was 
ein früherer japanischer Minister, Marquis Itonoye, über die 
Zukunstsrolle der englischen Politik sagt. Der japanische 
Staatsmann schreibt: 
„Wir haben ein Bündnis mit England, das ganz gegen 
unsere Interessen geschloffen war. Wir lebten bei Abschluß des 
Bündnisses unter einer Wahnidee. Wir hatten die Suggestion 
der unzerstörbaren, unüberwindlichen Weltmacht¬ 
stellung Englands. Wir glaubten, daß England tatsächlich 
binnen wenigen Tagen die Flotte Deutschlands vernichtet haben 
würde, wie es das so oft vorausgesagt hatte. Wir glaubten, daß 
Frankreich im Verein mit den Riesenheeren Rußlands Deutsch¬ 
land bald zu Boden werfen würde. Nichts von alledem geschah. 
Die Flotte Englands liegt fest verankert zwischen den schottischen 
Inseln, unfähig, von ihrer Kraft überhaupt freien Gebrauch zu 
machen. Trotz ungeheurer Übermacht vermögen unsere Verbün¬ 
deten keinen Vorteil zu erringen. Unfähigkeit, Zerfahren¬ 
heit, Großsprecherei, hinter denen sich die Mutlosigkeit ver¬ 
birgt, kennzeichnen die Kriegführung der Alliierten. 
„Sehen wir mit klaren Augen. Der englische Zusammen¬ 
bruch beginnt. England kämpft den verzweifeltsten Kampf, den 
ein Land je um seine Existenz gekämpft hat. Die Welt hat Eng¬ 
land in seiner Schwäche erkannt und wird mit England Abrech¬ 
nung halten. Wir aber, die wir von den Deutschen so unendlich 
viel gelernt haben, werden über Indien hinweg die Land unserer 
Lehrer ergreifen. Zwischen uns und Deutschland gibt es keine 
Gegensätze. Wir wollen unseren Platz in Asien, der uns gebührt, 
Deutschland seinen Platz in Europa, den man ihm argwöhnisch 
verweigerte. Die englische Suggestion mußte ein Ende haben, 
und sie hat ihr Ende — bei uns — erreicht." 
Es ist das, wie gesagt, ein Zeugnis von etwas zweifelhaftem 
Charakter, da die nackte, kahle Intereffenpolitik, wie sie uns hier ent¬ 
gegentritt, auf den Deutschen abstoßend wirken muß. Selbst das 
kühne Zukunftsbild von der — über Indien! — entgegengestreckten 
japanischen Land vermag uns nicht zu erwärmen. Aber gerade 
weil die japanische Politik so vollkommen frei ist von jedem 
Gefühlsmoment, weil sie nichts ist als kalte, nüchterne Berech- 
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