Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

Rabaul und wurden dann als Chargen in die auf etwa 300 Mann verstärkte Polizei¬ 
truppe eingereiht. Sämtliche in Neupommern und der Nähe wohnhaften wehr¬ 
pflichtigen Leute stellten sich unmittelbar nach der Bekanntmachung der Kriegserklärung 
dem Gouvernement zur Verfügung. Bemerkenswert ist, daß auch die Italiener und 
ein dort ansässiger und angesehener Japaner mit etwa hundert seiner Landsleute dem 
Gouvernement ihre Dienste gegen einen etwaigen Angriff der Engländer anboten. 
Letzteres Angebot wurde mit Rücksicht auf die heimischen Nachrichten jedoch nicht an¬ 
genommen. Die Zahl der im ganzen eingezogenen Deutschen belief sich auf etwa 
fünfzig. Die Bewaffneten wurden vor allem in Herbertshöhe und Bitapaka unter¬ 
gebracht. Schwächere Posten standen in Toma, Neu-Varzin, Wunaditir, am Weber¬ 
hafen, Tobera, Raloana und Kabalane. 
Am 12. August erschien ein aus vier Kreuzern und drei Torpedobooten der 
australischen Flotte bestehendes Geschwader vor Herbertshöhe und Rabaul, verlangte 
mit dem Gouverneur zu verhandeln und forderte die Beamten auf, die Lage der 
Funkenstation bekanntzugeben. Dieses Ansinnen wurde abgelehnt. Daraufhin drohte 
der Flottenkommandant, wenn er bis zu einer gewisien Zeit eine befriedigende Antwort 
nicht erhielte, die Niederlasiungen in Herbertshöhe und Rabaul zu beschießen. Die 
Beamten blieben jedoch bei ihrer Weigerung, und das Geschwader dampfte, nachdem 
sowohl in Herbertshöhe als auch in Rabaul die Postämter von gelandeten Truppen 
zerstört worden waren, wider Erwarten, ohne die Drohung auszuführen, vor Ablauf 
der gestellten Frist wieder ab. 
Über die weitere Entwicklung der Dinge sind wir durch Veröffentlichungen in 
australischen Zeitungen wie folgt unterrichtet: 
„Die australische Flotte erschien am 10. September wieder vor Herbertshöhe. 
Die Landungstruppen wurden am 11. ausgeschifft und konnten Herbertshöhe besetzen, 
ohne Widerstand zu finden. Um IV2. Uhr wurde die britische Flagge gehißt. Der 
Hafen von Rabaul wurde durch Torpedoboote nach etwa von den Deutschen aus¬ 
gelegten Minen abgesucht. Auch nach Rabaul konnte später ohne Widerstand eine 
Besatzungstruppe gelegt werden. Die in Herbertshöhe gelandeten Truppen stießen 
indessen bei dem Vordringen in der Richtung der Funkenstation Bitapaka dicht hinter 
Herbertshöhe auf heftigen Widerstand. Sie rückten bei Tagesanbruch vor, und es ent¬ 
wickelte sich auf einem Gefechtsfelde von der Ausdehnung von ungefähr 7 Kilometer 
ein erbitterter Buschkrieg. Die Wege waren teilweise mit Minen besetzt und die Station 
durch Schanzgräben gesichert. Nach heftigem Widerstande — es wird besonders 
betont, daß auch die eingeborenen Soldaten der Deutschen tapfer kämpften — soll sich 
der befehlshabende deutsche Offizier dieser Verteidigungslinie einige hundert Meter 
von der Telefunkenstation entfernt ergeben haben. 
Die Telefunkenstation selbst wurde weiter verteidigt, und erst als die Engländer 
Geschütze in Stellung brachten, um die Station zu beschießen, vermutlich am 12. Sep¬ 
tember, übergeben und von den Engländern zerstört. Nach dem Falle der Telefunken- 
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