Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

Bereits in der letzten Veröffentlichung konnte über ein am 25. September statt¬ 
gehabtes, für unsere Schutztruppe siegreiches Gefecht am Longido berichtet werden. Es 
war ferner erwähnt worden, daß nach englischen Meldungen am 3. oder 4. November 
dortselbst ein weiteres Gefecht stattgefunden habe, in Verfolg dessen die Engländer den 
„bedeutenden Platz" Longido nach Zurückweisung der Deutschen besetzt, dann aber 
„wegen Wassermangels" wieder aufgegeben haben wollten. Die Art der Darstellung 
des Gefechtsverlaufs ließ von vornherein erkennen, daß der Vorgang sich ganz anders 
abgespielt haben mußte. Daß diese Annahme zutreffend war, beweist der kurze amt¬ 
liche Bericht des Gouverneurs über dieses Gefecht. Er lautet: 
„Detachement Major Kraut am 3. November am Longido von etwa 350 Rei¬ 
tern und anscheinend indischen Kompagnien mit acht Maschinengewehren und sechs 
Geschützen angegriffen. Nach Ib^stündigem, ununterbrochenem Gefecht ging der 
Gegner fluchtartig Richtung Erok zurück, nachdem vorher verschiedene Abteilungen 
einzeln geschlagen. Beim Feind mehrere Massengräber. Bei flüchtiger Zählung 
außerdem 35 tote Inder und Europäer gesehen. Seine Verluste muffen bedeutend 
größer sein. Unsere Maschinengewehre oft mit sichtbarem Erfolg in Reitermaffen ge¬ 
schossen. Gegner gab wirkungslos etwa 300 Schutz aus 7-Zentimeter-Geschützen ab. 
Angriff gleichzeitig Süd-, Nordost- und Nordfront, wurde im Süden, wo nur Ka¬ 
vallerie, zuerst zurückgeschlagen. Im Zentrum heißes Ringen; unsere im Süden frei¬ 
werdenden Truppen griffen die linke Flanke des Gegners an, was den Kampf zu unseren 
Gunsten entschied. 
Erbeutet 20 Reittiere, viele Sättel und Zaumzeuge, zwei Arzneimittelkisten, 
Gewehre, viel Munition, auch für Maschinengewehre, zehn große Wassertanks, viele 
Ausrüstungsstücke. Gefangen ein Engländer, zwei Inder." 
Danach kann von „drei, seitens der englisch-indischen Truppen mit größter 
Bravour genommenen Stellungen" und „einem zurückgeschlagenen deutschen Gegen¬ 
angriff", wie es in dem englischen Gefechtsbericht hieß, keine Rede fein. Auch haben 
die englisch-indischen Truppen den „bedeutenden Platz Longido" nicht besetzt und nachher 
„wegen Wassermangels" wieder aufgegeben und „sich auf ihre Basis" zurückgezogen, 
sondern sie find nach einem allerdings hartnäckigen Kampf mit schweren Verlusten 
zum fluchtartigen Rückzug gezwungen worden. 
Aus Nr. 51 des „Illuftrated Star", Johannesburg, vom 28. November v. I. 
erfahren wir auch die Stärke der am Longido eingesetzten englischen Streitkräfte. Diese 
bestanden angeblich aus: 350 Mann der ostafrikanischen berittenen Schützen (Europäer) 
mit zwei Maschinengewehren, zwei Sektionen der 27. reitenden Batterie (Europäer), 
einer Kompagnie indischer Freiwilliger (Europäer), vier Kompagnien des 29. indischen 
Pendschab-Regiments und vier Kompagnien indischer Karpüthala-Infanterie. Auf 
Vollständigkeit kann diese Stärkeangabe zwar keinen Anspruch machen, denn sie unter¬ 
schlägt allein sechs Maschinengewehre und zwei Geschütze! 
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