Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

den Ort angesetzt. Es gelang ihm, bis dicht an und in die Stadt einzudringen. Am 
Bahnhof und zwischen dem Bahneinschnitt in der Nähe der Hafenlandungsbrücke und 
dem Hospital kam es zu heftigen Kämpfen. Aber trotz der Unterstützung durch seine 
Kriegsschiffe, die Tanga heftig, sogar mit 15-Zentimeter-Granaten bewarfen, wurde der 
Feind auf -allen Punkten von unseren, unterdesien ebenfalls verstärkten Truppen in der 
Richtung auf Ras Kazone östlich Tanga zurückgeworfen. Hier fanden am 5. November 
noch kleinere Gefechte statt, in deren Verlauf sich der Feind wieder auf seine Schiffe 
zurückzog. An diesem Tage traten auch, trotz eines einsetzenden heftigen Gewitters mit 
Regen auf unserer Seite einige Geschütze gegen die feindlichen Schiffe erfolgreich in 
Tätigkeit. Ein im Hafen Tangas liegendes englisches Transportschiff wurde durch zwei 
Schüsse in Brand geschossen, und durch zwei weitere wurde ihm ein großes Loch in der 
Breitseite beigebracht. Dies veranlaßte drei andere dort liegende Schiffe sofort zum 
Abfahren auf die Außenreede. Auch der Kreuzer „Fox" erhielt durch einen Volltreffer 
auf Deck ein großes Loch. Eine seiner 15-Zentimeter-Granaten schlug 10 Meter vor 
einem unserer Geschütze ein. Die Europäer der Bedienungsmannschaft wurden betäubt, 
erholten sich jedoch wieder nach wenigen Minuten. 
Die englischerseits ins Gefecht gebrachten Truppen bestanden aus acht Kom¬ 
pagnien des Nordlancashire-Regiments, acht indischen Regimentern und Marine- 
mannschaften. Ihre Gesamtstärke ist auf mindestens 8000 Mann anzunehmen, die 
außerdem noch durch schwere Artillerie zweier Kriegsschiffe bei ihrem Angriff unterstützt 
wurden. 
Die Verluste dieser englisch-indischen Truppm waren sehr schwer. Der Feind 
hinterließ an Toten 150 Europäer und über 600 Inder sowie eine Menge Gefangene. 
Den Engländern wurde außerdem zugestanden, eine große Anzahl Verwundeter wieder 
aufzunehmen, darunter 60 Schwerverwundete einschließlich zweier Oberstleutnants 
und mehrerer anderer Offiziere, die sich -ehrenwörtlich verpflichtet hatten, nicht mehr 
gegen Deutschland zu kämpfen. Stellenweise lagen die Toten gehäuft, so auf dem so¬ 
gmannten Rgomaplatz (Festplatz der Eingeborenm) allein 125 Engländer. Ebenso 
an anderer Stelle, wo der Feind Schützengräben in Etagen angelegt hatte, aber 
durch Maschinengewehrfeuer von der Flanke gefaßt worden war. 
Auch eine Menge Kriegsmaterial mußte der Gegner in unseren Händen lassen. 
Erbeutet wurden u. a. acht Maschinengewehre, über 300 Gewehre, 300 000 Patronen 
und viele Ausrüstungsstücke. Ferner wurden später noch in einem bei Ras Kazone 
trocken gefallenen und im Stich gelassenen Leichter, der der Westdeutschen Handels- und 
Plantagen-Gesellschaft gehörte und seinerzeit von dem englischen Kreuzer „Pegasus" 
weggeschleppt worden war, große Mmgen Proviant, über 1000 wollme Decken, viele 
Hacken und Spaten und Material für Telegraphenlinien, u. a. 30 Feldtelephonapparate, 
vorgefunden. 
Die Stärke unserer, bei Tanga ins Gefecht gekommenen Truppen, die unter dem 
Befehl des Kommandeurs der Schutztruppe, Oberstleutnants von Lettow-Vorbeck, 
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