Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

Archive und alles Eisenbahnmaterial nach dem Innern in Sicherheit zu bringen. Das 
gleiche trifft für die Hafenstadt Tanga, den Ausgangspunkt der Ufambarabahn, zu. 
Von -einem Vordringen ins Innere scheinen die Engländer zunächst abgesehen zu 
haben. 
Im Südwesten der Kolonie, auf dem Njasfasee, überraschte am 14. August der 
englische Regierungsdampfer „Gwendolin", der mit zwei Geschützen ausgerüstet ist, den 
kleinen Dampfer „Hermann von Wissmann" in Sphinxhafen an der Westküste des 
Sees und machte ihn durch Wegnahme von Maschinenteilen unbrauchbar. Der 
Kapitän, der Maschinist und die farbige Besatzung wurden gefangen gesetzt. Dieser, in 
der feindlichen Presse zu einem „Seesieg" gestempelte Erfolg war ebenso billig wie 
harmlos, da das kleine deutsche Fahrzeug, das nur wenige Passagiere und Ladung in 
ganz beschränktem Umfange aufnehmen kann, lediglich einen alten, nur zu Salutschüssen 
brauchbaren kleinen Böller an Bord hatte. 
Heftige Kämpfe fanden Anfang September am Westufer des Njassasees statt. 
An keiner Stelle vermochten englische Truppen zurückweichenden Deutschen auf deutsches 
Gebiet zu folgen. 
über die Kämpfe an der Nordostgrenze berichtet die „Daily Mail" auf Grund 
amtlicher englischer Nachrichten: 
„Im Laufe des September unternahmen die Deutschen längs der Grenze zwischen 
Deutsch- und Britisch-Ostafrika Vorstöße zu dem Zweck, in britisches Gebiet einzu¬ 
dringen und die Ugandabahn zu unterbrechen. Mit Ausnahme der Besetzung einer 
unbedeutenden Grenzstation — gemeint ist wohl Taveta an der Straße Moschi—Voi — 
durch eine schwächere deutsche Abteilung, deren Eindringen entgegenzutreten man zur 
Zeit nicht für angebracht hielt, seien alle Versuche deutscher Truppen, in Britisch-Ost- 
afrika einzudringen, zurückgewiesen worden. Die britischen Garnisonen Ostafrikas und 
Ugandas seien seit Kriegsanbruch durch starke Truppennachschübe aus Indien sowie 
durch berittene und unberittene Freiwilligenkorps aus der Kolonie selbst verstärkt 
worden. Es bestehe somit kein Grund, sich über die dortige militärische Lage zu be¬ 
unruhigen." 
Am 23. September griffen die Deutschen den englischen Außenposten Majoreni 
an, kurz darauf folgten Gefechte in dem Gebiet zwischen der Magadi-Eisenbahn, dann 
bei Mzima am Tsavofluß. Einen schönen Erfolg errang eine Abteilung der deutschen 
Schutztruppe über die bei Kissenji am Nordende des Kiwu eingedrungenen belgisch- 
kongolesischen Truppen. Nach einem vom belgischen Gouverneur von Katanga in 
Havre eingetroffenen Telegramm sollen hier die Truppen eine vollständige Niederlage 
erlitten haben. 
Auch für die weiteren Kämpfe bildeten die Grenzgebiete, insbesondere zwischen 
Deutsch- und Britisch-Ostafrika, den Kriegsschauplatz. Nach Londoner Telegrammen 
vom 24. November landeten auf die Meldung, daß eine „wichtige deutsche Eisenbahn¬ 
station" nur schwach besetzt sei, die Engländer am 2. November zwei Meilen von dieser 
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