Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

für die Deutschen schwarze Strafgefangene in Sträflingskleidung herangezogen! 
Immerhin sollen die Verhältniße in Ibadan im ganzen weit erträglicher gewesen fein 
als später auf dem Transportschiff „Obuasi". 
Am 20. Oktober nachmittags erfolgte in Lagos die Einschiffung der Gefangenen 
auf die „Obuasi". Die über die Verhältnisse auf dem Schiff hier vernommenen Frauen 
erzählten, daß die Behandlung der Männer unangemessen, zum Teil empörend gewesen 
sei, die Verpflegung ungenügend, oft unreinlich und minderwertig. Im besonderen aber 
sei die Unterbringung der Männer im höchsten Grade gesundheitsschädlich gewesen. Die 
Männer hätten in den Laderäumen des Schiffes auf Holzgestellen, immer vier Per¬ 
sonen übereinander, die Nacht zubringen müssen. Wenn das Zusammenlegen von 
Hunderten von Weißen in solche Räume — wobei die Abortverhältnisse die denkbar 
primitivsten und schlechtesten gewesen sein sollen — unter Bewachung schwarzer Soldaten 
dem Rasiegefühl, aber auch der Stellung und Lebenshaltung vieler, die dort hätten 
Hausen müßen, geradezu ins Gesicht geschlagen habe, so sei auch eine Fahrt unter solchen 
Verhältnissen, zuerst durch die Tropenhitze und nachher durch den kalten Norden, vor 
allem für die Gesundheit höchst gefährlich gewesen. So hätten denn auch die Männer, 
von denen unterwegs einer am Hitzschlag gestorben, ein anderer am Typhus krank ge¬ 
worden fei, unter diesen Verhältnißen ganz besonders gelitten. Denn sie seien schon 
durch die Strapazen, die sie bei ihrem längeren Aufenthalt in dem Kameruner Tropen¬ 
klima und nachher in der Gefangenschaft in Nigerien durchgemacht hätten, in ihrer 
Gesundheit heruntergekommen gewesen. Dazu seien bei weitem nicht alle mit den für 
die Witterungswechsel erforderlichen Bekleidungsstücken, zum Teil sogar nur mit 
Tropenkleidern ausgerüstet, auch nicht mit Chinin versehen gewesen. In einem ge¬ 
schwächten und zum Teil kranken Zustand seien die Männer in die Konzentrationslager 
nach England gebracht worden — ohne Geldmittel, die wie ihnen auch den Frauen bis 
auf geringe Beträge ohne Quittung weggenommen worden sind. 
Über Trinkwaßer- und Reinlichkeitsverhältniße wurde seitens der Betroffenen 
besonders geklagt. 
Die Angaben sämtlicher Frauen stimmen darin überein, daß bei einem großen 
Teil der Männer die Art und Gleichmäßigkeit der Nahrung, die auch zeitweise mangel¬ 
haft und ungenügend gewesen sei, auf die Dauer von zwei Monaten Gefangenschaft zur 
Unterernährung führte und die Verdauungsorgane in einen krankhaften Zustand 
versetzte. 
Soweit Kranke mit dem Transport ankamen, sind sie in England in Kranken¬ 
häuser gebracht worden. 
Die Reichsregierung hat sofort auf Grund des vorliegenden, umfangreichen 
Materials die erforderlichen Schritte getan, um den nach England übergeführten 
Deutschen die nötige Fürsorge zu verschaffen. 
Nach der „Times" sind die Engländer und Franzosen in langsamem Vor¬ 
dringen nach dem Innern des Schutzgebietes begriffen. Die Franzosen haben dann 
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