Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

ging. So erklärt es sich, daß die Verfolgung dem Sieger Tausende unverwundeter 
Gefangener und reiches Kriegsmaterial in die Hände brachte, und daß der abdrängende 
Feind eine ungewöhnliche Zahl von Toten und Verwundeten einbüßte. Ohne Zweifel 
haben sich die Rüsten mit Tapferkeit geschlagen; immerhin entfiel doch manchem unter 
der Wucht deutscher Angriffe der Mut. So erklärt sich eine Mitteilung, die mir aus 
dem Feldpostbrief eines Kämpfers in Polen zuteil wurde: 
„Es ist hier oft sehr interestant, wenn die Rüsten überlaufen. Gestern sind 
nicht weniger denn 1000 Mann zu uns gekommen. Einen haben wir wieder zurück¬ 
geschickt, er sollte noch Kameraden holen. Schon dampfte er ab und kam kurz 
darauf mit einigen wieder, natürlich nur bei der Dämmerung. Meine Kameraden 
klettern sogar auf den Graben und rufen ihnen zu: Panje, komm! In den Nächten 
greifen die Rüsten stark an und wollen durchbrechen, doch wird es ihnen nicht ge¬ 
lingen." 
Der Sieg bei Wloclawec und die sich anschließenden Kämpfe waren von großer 
Bedeutung; der Feind verlor nach Schätzung mindestens 23 000 Mann an Ge¬ 
fangenen und 70 Maschinengewehre, sowie zahlreiche Geschütze; die besten Truppen 
waren geschlagen, Offiziere kampfunfähig gemacht. Der Verlust an Kriegsmaterial 
war bei dem Tiefstand rustifcher Industrie aus eigener Kraft nicht ersetzbar, und die 
in Galizien in Defensive gehaltenen tapferen Truppen unserer Bundesgenosten ver¬ 
mochten das Nachlasten des rustifchen Druckes zu kräftiger und erfolgreichster 
Offensive auszunutzen, die ebenfalls durch Gefangennahme von Tausenden und durch 
Erbeutung reichen Kriegsmaterials gekrönt wurde. Endlich war vor aller Welt der 
Beweis erbracht, daß Rußland unfähig war, feine eigene Sache zu führen und gar 
nicht daran denken konnte, seinen aufs äußerste bedrängten Bundesgenvsten irgend¬ 
welche Hilfe zu bieten. Hindenburg war der feindlichen Übermacht mit glänzender 
Feldherrnkunst ausgewichen, aber er hat den Feind gezwungen, die Schlacht auf dem 
Plane anzunehmen, den er für gut befand. Und feine prachtvollen Führer haben 
den Feind geschlagen. Die deutschen Truppen nutzten den Sieg durch scharfe Ver¬ 
folgung des fliehenden Gegners aus und brachten ihm in verschiedenen Treffen neue 
gewaltige Verluste bei, so bei Mlawa und Plock, bei Lodz und bei Czenstochau. Noch 
einmal versuchten die Rüsten das fliehende Kriegsglück zu meistern, aber ihr starker 
Gegenangriff aus der Gegend Lowicz—Strykow—Brceziny sowie in der Gegend von 
Czenstochau brachen vor unserer Front zusammen. In den Schlachten bei Lodz und 
Lowicz entriß von Mackensen dem enteilenden Feinde eine ungeheuere Beute an Ge¬ 
fangenen und Kriegsmaterial. Allein in diesen Schlachten verloren die Russen etwa 
40 000 unverwundete Gefangene, 70 Geschütze, 160 Munitionswagen und 156 Ma¬ 
schinengewehre. Bei Lodz entzog sich ein deutscher Truppenteil feindlicher Um¬ 
zingelung und schlug sich in dreitägigen Kämpfen durch den von Rüsten bereits ge¬ 
bildeten Ring; hierbei gelang noch die Gefangennahme von 12 000 Rüsten und die 
Erbeutung von 25 Geschützen, ohne daß wir selbst auch nur ein Geschütz eingebüßt 
W 12 
177
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.