Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

Marineluftschiffe den Angriff und bombardierten den Westteil der City von London, 
ferner große Fabrikanlagen bei Norwich und die Hafenanlagen und Eisenwerke bei 
Middlesborough. Trotz scharfer Beschießung sind die deutschen Luftschiffe nach 
glänzender Erledigung ihrer schwierigen Aufgabe wohlbehalten zurückgekehrt. Zahl¬ 
reiche umfangreiche Brände konnten von den Luftschiffen, da die Verhältnisse für die 
Beobachtung äußerst günstig waren, einwandfrei festgestellt werden. Die Menschen¬ 
verluste waren sehr bedeutend. 
Der Londoner Korrespondent der „Tijd" schreibt seinem Blatte: „Obwohl die 
Zensur verbietet, Einzelheiten über Zeppelinangriffe auf London mitzuteilen, so hoffe 
ich doch wenigstens einiges durchzubekommen." Der holländische Berichterstatter be¬ 
schreibt zunächst das Erscheinen der Zeppeline und fährt dann fort: „Nun ist es mit 
der Ruhe vorbei. Von allen Seiten ertönt Geläute, Fenster werden aufgerissen, 
Menschen laufen auf die Straßen, und jeden befällt ein großes Angstgefühl. Hoch in 
der Luft langsam vorwärts gleitend schwebt ein Zeppelin, sicher'vor den Kugeln der 
Abwehrkanonen und nur von den Strahlen der Scheinwerfer getroffen. Man hat das 
Gefühl einer vollständigen Mutlosigkeit, wenn man die Granaten senkrecht aus die 
Stadt fallen sieht." „Es ist ein Rätsel," fährt der Korrespondent fort, „wie die 
Zeppeline London erreichen können, ohne angekündigt zu werden, und warum nicht 
ein Geschwader von Flugzeugen diese Riesen vertreiben kann. Die Klagen darüber 
werden denn auch immer lauter, und obwohl sie nicht in den Zeitungen erscheinen 
dürfen, wird doch immer dringlicher verlangt, daß die militärischen Behörden endlich 
kräftige Maßregeln ergreifen, um die Stadt besser gegen die Luftgefahr zu schützen. 
Denn der Schaden, den die Zeppeline angerichtet haben, ist sehr bedeutend. Viele 
Kreise haben die Überzeugung, daß alle bisherigen Zeppelinbesuche nur Versuche waren, 
und daß man nicht überrascht sein darf, wenn eines schönen Tages ein ganzes Ge¬ 
schwader über London erscheine und ganze Stadtteile vernichte." Der Korrespondent 
beschreibt dann die Stadtteile, in denen bei dem letzten Bombardement keine Fenster¬ 
scheiben ganz geblieben sind, und wie die eingeschlagenen Bomben Wände und Decken 
der Häuser beschädigten. Viele Brände haben zu dem Vernichtungswerk beigetragen. 
Nach jedem Angriffe ist die Totenzahl beträchtlich. Tausende von Neugierigen be¬ 
suchen die zerschossenen Straßen, ballen die Fäuste und lassen sich, wie die Werbe¬ 
agenten behaupten, für das Heer anwerben. Nach einem Berichte des „Amsterdamer 
Handelsblattes" aus London find bei dm Zeppelinangriffen im Hafenviertel von 
London Bombm gefallen, durch die auch neutrale Schiffe in Gefahr gerieten. Es 
wurde darauf verordnet, daß fortan das Löschen oder Laden von Schiffm bei künst¬ 
lichem Licht nicht mehr erfolgen dürfe. „Hierdurch", so fügt des „Handelsblatt" hinzu, 
„werden die Fahrten der Bataviadampfer nach London Verzögerungen erleidm."
	        
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