Volltext: Wirtschaftliches Durchhalten [80]

denn er leide nicht an Zuckerkrankheit — dabei steht er im letzten 
Stadium der Schwindsucht. Woraus zu ersehen, daß mit diesem 
einen Beweisgrund die Frage, ob wir den Krieg ins Angemessene 
wirtschaftlich durchhalten können, noch keineswegs erledigt, hierzu 
vielmehr eine systematische Betrachtung aller Seiten des Pro¬ 
blems notwendig ist, die ihrerseits wieder eine gewisse Kenntnis der 
Wirtschaststheorie voraussetzt. 
Daß das eben genannte Problem ein theoretisches ist, leuchtet 
ein, sobald wir uns klarmachen, worin die Aufgabe der Wirtschafts¬ 
theorie besteht. Sie umfaßt zweierlei: zunächst eine genaue, kri¬ 
tische Beobachtung der Tatsachen auf dem Gebiete des Wirtschafts¬ 
lebens und zum andern die Darlegung der ursächlichen Verkettung 
zwischen den einzelnen Tatsachen. Durch bloße Beobachtung läßt 
sich nicht ermitteln, ob wir den Krieg werden durchhalten können — 
es fehlt dazu das Erfahrungsmaterial. Nur auf dem Wege der 
Schlußfolgerung finden wir die gesuchte Antwort, d. h. indem wir 
die beobachteten Tatsachen als wirkende Arsachen ansehen und uns 
darüber klar zu werden suchen, welche Folgen ihnen entspringen 
müssen. Daß dieses „deduktive" Verfahren seine Schwächen hat, 
liegt auf der Land. Aber da es keinen anderen Weg gibt, solche 
jenseits der Erfahrung liegenden Tatsachen zu ergründen, während 
uns doch Wißbegierde so gut wie praktisches Bedürfnis nach ihrer 
Kenntnis verlangen läßt, so müssen wir eben diese Schwäche mit in 
Kauf nehmen. 
Ist nun das deduktive Verfahren, wie überhaupt die theo¬ 
retische Betrachtung, keine ganz leichte Sache, so ist es vielleicht 
nicht ohne Nutzen, wenn wir uns über die Fehlerquellen oder einige 
davon klar zu werden suchen. Zwei solche möchte ich anführen, 
die bei jenen unsystematischen, dilettantischen Erörterungen theo¬ 
retischer Fragen reichlich zu sprudeln pfiegen und uns auch im folgen¬ 
den begegnen werden. 
1. Man unterscheidet nicht genügend zwischen den vorüber¬ 
gehenden und den bleibenden Folgen einer Tatsache. Ein be¬ 
liebtes Anterhaltungsthema ist z. B. die Frage, ob der Luxus für 
die Gesamtheit vorteilhaft oder nachteilig sei, und gerade für die 
Art, wie sich die Verhältnisse nach dem Kriege gestalten werden, 
hat diese Frage erhebliche praktische Bedeutung. Die einen sagen: 
alle Volksgenossen werden in Zukunft sparen müssen, um die Ver¬ 
luste, die der Krieg verursacht hat, wieder einzubringen. Nein, 
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