denn er leide nicht an Zuckerkrankheit — dabei steht er im letzten
Stadium der Schwindsucht. Woraus zu ersehen, daß mit diesem
einen Beweisgrund die Frage, ob wir den Krieg ins Angemessene
wirtschaftlich durchhalten können, noch keineswegs erledigt, hierzu
vielmehr eine systematische Betrachtung aller Seiten des Pro¬
blems notwendig ist, die ihrerseits wieder eine gewisse Kenntnis der
Wirtschaststheorie voraussetzt.
Daß das eben genannte Problem ein theoretisches ist, leuchtet
ein, sobald wir uns klarmachen, worin die Aufgabe der Wirtschafts¬
theorie besteht. Sie umfaßt zweierlei: zunächst eine genaue, kri¬
tische Beobachtung der Tatsachen auf dem Gebiete des Wirtschafts¬
lebens und zum andern die Darlegung der ursächlichen Verkettung
zwischen den einzelnen Tatsachen. Durch bloße Beobachtung läßt
sich nicht ermitteln, ob wir den Krieg werden durchhalten können —
es fehlt dazu das Erfahrungsmaterial. Nur auf dem Wege der
Schlußfolgerung finden wir die gesuchte Antwort, d. h. indem wir
die beobachteten Tatsachen als wirkende Arsachen ansehen und uns
darüber klar zu werden suchen, welche Folgen ihnen entspringen
müssen. Daß dieses „deduktive" Verfahren seine Schwächen hat,
liegt auf der Land. Aber da es keinen anderen Weg gibt, solche
jenseits der Erfahrung liegenden Tatsachen zu ergründen, während
uns doch Wißbegierde so gut wie praktisches Bedürfnis nach ihrer
Kenntnis verlangen läßt, so müssen wir eben diese Schwäche mit in
Kauf nehmen.
Ist nun das deduktive Verfahren, wie überhaupt die theo¬
retische Betrachtung, keine ganz leichte Sache, so ist es vielleicht
nicht ohne Nutzen, wenn wir uns über die Fehlerquellen oder einige
davon klar zu werden suchen. Zwei solche möchte ich anführen,
die bei jenen unsystematischen, dilettantischen Erörterungen theo¬
retischer Fragen reichlich zu sprudeln pfiegen und uns auch im folgen¬
den begegnen werden.
1. Man unterscheidet nicht genügend zwischen den vorüber¬
gehenden und den bleibenden Folgen einer Tatsache. Ein be¬
liebtes Anterhaltungsthema ist z. B. die Frage, ob der Luxus für
die Gesamtheit vorteilhaft oder nachteilig sei, und gerade für die
Art, wie sich die Verhältnisse nach dem Kriege gestalten werden,
hat diese Frage erhebliche praktische Bedeutung. Die einen sagen:
alle Volksgenossen werden in Zukunft sparen müssen, um die Ver¬
luste, die der Krieg verursacht hat, wieder einzubringen. Nein,
6