Volltext: Krieg, Auslanddeutschtum und Presse [27]

die Schilderungen von Augenzeugen, daß in England unsere Lands¬ 
leute unter dem Druck der vergifteten öffentlichen Meinung mehr 
leiden, als irgend durch den Krieg gerechtfertigt ist. Den Jammer 
unserer Landsleute in englischen Konzentrationslagern werden wir 
erst viel später ganz übersehen — wenn es uns auch noch in guter 
Erinnerung ist, daß im Burenkrieg an die zwanzigtausend Frauen 
und Kinder dieser Art englischer Humanität zum Opfer ge¬ 
fallen sind. 
Auch unsere Landsleute in neutralen Ländern haben es heute, 
weiß Gott, nicht leicht. Viele von ihnen sind seit langen Jahren 
draußen, manche schienen in der notwendigen Anpassung an die 
fremden Lebensbedingungen vielleicht den Zusammenhang mit der 
alten Leimat mehr oder minder ganz verloren zu haben. 
Aber als der Krieg ausbrach, als das Inlanddeutschtum sich 
erhob wie ein Mann, als unsere Kolonien, wo irgend sich auch 
nur die Möglichkeit der Gegenwehr bot, entschlossen zu den Waffen 
griffen, da brauste auch ein ungeheurer Sturm durch das gesamte 
Auslanddeutschtum der ganzen Welt. — Nicht nur die Reichs¬ 
deutschen draußen — alles, was irgend die deutsche Sprache als 
seine oder seiner Väter Muttersprache anerkennt, alles, was an¬ 
scheinend längst dem Mutterlande entfremdet war, auch was längst 
Bürger des neuen Vaterlandes geworden war — alles das hat 
sich erhoben und tritt mitten in dem Geheul von Lohn und Laß 
laut und freudig für die alte Leimat ein. Von den Millionen 
der Deutschamerikaner Nordamerikas bis herunter zur südlichsten 
deutschen Estancia in Patagonien, von Samoa und Tientsin bis 
zur Goldküste, wo irgend Deutsche sind: in dieser schweren Zeit 
ist ihnen die Liebe zur alten Leimat wieder wachgeworden, leisten 
sie für die alte Leimat, was irgend ihre Kräfte vermögen. Woher 
auch Nachrichten von Deutschen aus dem Auslande kommen, sei 
es aus Städten, sei es aus weltfernen Arwaldkolonien, sei es 
aus Landels-, sei es aus Wiffenschaftskreisen: überall heißt es 
zum Schluß: Wir sammeln Geld für euch — wir kommen zum 
Leer bei der ersten Möglichkeit — wir wehren uns gegen die 
infame Preßhetze — wir verbreiten deutsche Nachrichten. 
And daraus klingt es über Kriegsjammer und Wirrnis, über 
Länder und Meere hinweg hell wie Trompetenton. Lell klingt in 
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