Volltext: Krieg, Auslanddeutschtum und Presse [27]

1 
Wirkung umgesetzt, nämlich in die Furcht vor dem Erobertwerden, 
könnte ja wohl schon einige Abneigung rechtfertigen. 
Aber selbst mit diesem stärksten Argument kommt man nicht 
endgültig weiter. Was unseren Militarismus angeht, müßte sich 
doch z. B. wenigstens Nord- und Südamerika, zum mindesten in 
diesem Kriege, friedlich verhalten. Nord- und Südamerika zu 
erobern würde, ganz abgesehen von unserer mangelnden Absicht, 
auch dem stärksten deutschen Militarismus für absehbare Zeit nicht 
möglich sein. Die nord- und südamerikanische öffentliche Meinung 
ist aber mit wenigen Ausnahmen ebenso unfreundlich in ihrer 
Haltung gewesen wie die öffentlichen Meinungen in anderen Län¬ 
dern und — nun kommt der Kernpunkt — nicht etwa nur 
jetzt, durch diesen Krieg, um der belgischen Neutralität willen, 
oder was weiß ich, sondern aus lieber alter Gewohnheit. 
Der Kernpunkt der unfreundlichen Gesinnung gegen das 
Deutschtum, drinnen und draußen, beruht eben sehr viel weniger 
auf dem Inhalt dieser überlieferten Schlagworte als auf dem 
Amstand, daß sie überhaupt so volkstümlich draußen werden 
konnten. Trotz des starken Gegengewichts der Tatsachen, trotz der 
glänzenden Leistungen der Auslanddeutschen in der ganzen Welt. 
Was regiert denn die öffentliche Meinung eines Landes? 
Zu mindest drei Vierteln seine Presse. And woher bezieht die 
Presse fast der ganzen Welt ihre Nachrichten über Deutsch¬ 
land? Nicht etwa erst jetzt, sondern seit langen Jahren? Von 
unseren Feinden. 
Seit langen Jahren beherrschen die Berichte, namentlich aus 
London und Paris, einen ungeheuren Teil der gesamten Auslands¬ 
presse. Seit langen Jahren haben Londoner und Pariser Blätter 
systematisch gegen Deutschland gehetzt. Daß es dabei, wie überall 
in der Welt, mit natürlichen Dingen zugeht, daß die Meinungs¬ 
äußerungen der Presse, soweit man einzelne Zeitungen oder Zei¬ 
tungsgruppen darunter versteht, von den Ansichten einzelner Kapi¬ 
talisten oder Finanzgruppen, beziehungsweise einzelner Politiker 
oder politischen Gruppen ausgeht oder abhängig ist, ist jedem 
Eingeweihten klar. Man braucht deswegen nicht von bezahlten 
Journalisten zu sprechen. Der Journalist selber kann möglicher¬ 
weise aufs ernsthafteste seine Meinung vertreten; daß er aber dazu 
12
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.