Volltext: Hygienische Betrachtungen über Volksernährung im Kriege [43]

des Backmehls werden hierdurch kaum geändert; das Kartoffel¬ 
mehl enthält prozentig mehr Stärke und weniger Eiweißsubstanz 
als unser altgewohntes Weizen- oder Roggenbackmehl; dagegen ist 
das neue, stärker durchgemahlene Roggenmehl eiweißreicher und 
stärkeärmer als das frühere; das eine ergänzt das andere, so daß 
das neue Kriegsroggenbrot dem alten in allen wichtigen Bestand¬ 
teilen entspricht. 
Erfahrungsgemäß haben diese Maßregeln nicht genügt, vor 
leichtsinniger Brotvergeudung zu schützen. Man hat sich daher 
entschlossen, allerorts auch die Brotzuteilung behördlicherseits 
zu ordnen. Ein einfaches Block- oder Zettelsystem gestattet jeder 
Laushaltung- wöchentlich 2 Kilogramm Brot pro Kopf zu 
kaufen. Dies entspricht dem durchschnittlichen Bedarf gro߬ 
städtischer Bevölkerungen, während es hinter dem in kleinen 
Städten und auf dem Lande üblichen allerdings erheblich zurück¬ 
bleibt. Natürlich dürfen und werden die zahlreichen Familien, 
deren Brotkonsum geringer ist, die überschüssigen Marken zur 
Berechtigung des Broteinkaufs an andere abgeben. Die wich¬ 
tige Maßregel zieht ganz automatisch eine umfangreichere Ver¬ 
wendung der Kartoffeln nach sich; Kartoffeln sind ja reichlich 
vorhanden, und ihre Bestände sind durch das Abschlachten von 
Schweinen und durch die Beschränkung der Spiritusbrennerei ge¬ 
schont; freilich bedarf die Regelung des Kartoffelmarktes noch 
viel Nachdenken und Arbeit, denn die Vorräte sind höchst ungleich 
über das deutsche Land verteilt; wahrscheinlich ist auch hier sehr 
energischer staatlicher Nachdruck nötig, um Ordnung zu 
schaffen. 
Die Ausfuhrverbote und die besprochenen großzügigen und 
einige andere minder wichtige Maßregeln der Bundesregierung 
gehen von der Annahme aus, daß wir während des Krieges auf 
den im Lande vorrätigen Nahrungsmittelbestand und auf eigene 
Produktion angewiesen sind. Dies trifft glücklicherweise nicht 
ganz zu. Wieviel wir von außen erhielten, entzieht sich der 
öffentlichen Kenntnis; die Zufuhr war schwankend. Angesichts 
der politischen Gesamtlage und der Abhängigkeit der Nachbar¬ 
länder von dem immer mehr gefährdeten Seeverkehr ist es ganz 
unsicher, ob uns das Ausland weiterhin beachtenswerte Nahrungs¬ 
mengen liefern kann; daher haben mit Recht alle bisherigen Auf¬ 
stellungen und auch die Maßregeln der Regierung etwaige Ein-
	        
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