Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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endlich aber Überzeugungstreue, Begeisterung und seltenen Opfer 
mut zugestehen mufsten, auf die Gemüter gewirkt. 
In Wels wirkten zwei bereits genannte Apostel von hervor 
ragendem Rufe, der Schulmeister Lienhart und Hanns Fischer, 
der Schreiber des Herrn von Starhemberg. Yon ersterem sagt 
Lienhart Stiglitz, ein Passauer Bürger, in seinem Verhör vom 
30. Jan. 1528, er sei der erste Meister und Anführer in Wels ge 
wesen und habe ihn, seine Hausfrau, seinen Sohn, Eidam und 
Tochter getauft*). Der Sohn des Lienhart Stiglitz scheint ein 
besonders eifriger Schüler dieses seines Meisters geworden zu sein, 
denn er rühmt von sich, dafs er in Wels 13, in Perg 1, in Enns 
20 Personen getauft habe 1 2 ). Dafs auch der hervorragendste Apostel 
der österreichischen Wiedertäufer, Hanns Hut sich wenigstens 
vorübergehend in Wels aufgehalten und dort getauft hat, be 
stätigt der in Kadolzburg bei Erlangen gefangene Bruder Am 
brosius Spittelmayr von Linz 3 ). 
Bereits im Jahre 1528 wurden dort mehrere Personen unter 
dem Verdachte, der wiedertäuferischen Sekte anzugehören, ver 
haftet. Ein Bericht des Bürgermeisters, Richters und Rates der 
Stadt Wels an den Landeshauptmann vom 5. Juni 1528 sagt uns 
hierüber, dafs die verhafteten Personen keine Verschreibung 
geben, noch Eid schwören wollen, dafs sie zwar von der Kinder 
taufe, dem Sakrament des Altars und der Beicht nichts halten, 
aber doch keine Aufwiegler, Vorsteher oder Lehrer gewesen seien, 
auch Niemanden getauft haben und kein anderes Bündnis be 
kennen, als dafs sie gesagt, sie wollten vom bösen Wesen ab 
stehen und ihrem Nächsten, soviel möglich, helfen, der Obrigkeit 
aber mit Leib und Gut gehorsam sein 4 ). Sie scheinen deshalb 
verbannt» worden zu sein. Das Stadtarchiv in Wels bewahrt näm 
lich eine Urkunde aus dem Jahre 1528, aus welcher wir erfahren, 
dafs Georg Goldbrunner und Johann Weingartner, sowie deren 
Frauen, welche als Wiedertäufer relegiert worden waren, nach Ab- 
1 ) Passauer Akten im Münchener Reichsarchiv. Stiglitz sagt: der 
Schulmeister von Wels habe Jacob geheifsen und sei eine lange Person ge 
wesen. S. Anh. III. 
2 ) Passauer Akten im Münchener Reichsarchiv. Verhör von Hans Stig- 
litzens Sohn^vom 1. Febr. 1528. S. Anh. III. 
3 ) Anspacher Rel.-Akten, Tom. 38. N. 16 im Nürnberger Stadtarchiv. 
Anh. IV. Neues Verhör des Amb. Spittelmayr, ohne Datum. 
4 ) Original im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Kopie v. Herrn 
Prof. Czerny in St. Florian besorgt. S. Anh. II. 
A. Nicoladoni, Johannes Bünderlin. 
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