Weltliche Tendenzen waren es, welche nunmehr an ihr und
in ihr vorwiegend zur Geltung gelangten. Die theologische
Fakultät büfste ihre Präponderanz ein, die juristische und medi
zinische Wissenschaft nahmen vorerst den von jener verlassenen
Sitz ein, mufsten denselben aber bald mit der neugeschaffenen
Artisten-Fakultät, für deren Zustandekommen sich Maximilian,
animiert von seinen humanistisch gesinnten Räten Bernhard
Perger, Johann Krachenberger und Joh. Fuchsmagen lebhaft
interessiert hatte, teilen.
Humanisten von Namen und Ruf wurden nunmehr von aus
wärts für die Lehrkanzel der artistischen Fächer berufen, so 1497
der berühmte Conrad Celtis, der in Verbindung mit dem fein ge
bildeten Superintendenten der Universität Cuspinian wohl in erster
Linie das Verdienst in Anspruch nehmen darf, die Wiener Hoch
schule zu einer Humanistenschule ersten Ranges umgestaltet zu
Orationes Vienae Austriae ad divum Maximüianum Caes. Aug. aliosque illu-
strissimos Principes habitae in celleberimo trinm regum ad Caes. conventu.
Anno MDXV.
im Jahre 1516 zu Wien auf Kosten des M. Alantsee im Druck erschienen
sind. Siehe Panzers Annales typog. IX p. 30 N. 160. Ein Exemplar dieser
Orationes besitzt die Stiftsbibliothek in St. Florian.
Diese Orationes enthalten sub fol. 22 ein Gedicht mit dem Titel: Ad
illustrissimam Mariam Sebastiani Bunderlii carmen.
Fol. 28 beginnt die Rede an Mathäus Lang mit der Aufschrift:
Oratio ad Reverendiosissimum in Christo patrem etc.
In congratulatione adventus nomine florentissimae Universitatis Viennae
Panoniae per Sebastianum Winderlium etc.
Gleich darauf folgt ein Gedicht eines Credorestio, welches mit den
Worten schliefst:
Hoc meus altiloquo Bunderlius credidit ore,
Tu lege qui tendis scandere quoque decus.
Dann folgt auf fol. 29 die Rede. Im Eingänge derselben nennt sich
der Sprecher, welcher soeben Bunderlius und Winderlius geheifsen hat, wieder
Sebastian Winderl.
Als weiteres Beispiel, wie W und B im Anlaut wechseln, möge der
Steyrer Stadtrichter Wischofer vom Jahre 1527 gelten, der auch Bischoffer
genannt resp. geschrieben wurde. Siehe Valentin Prevenhuber Annales
Styrienses, Nürnberg 1740 S. 235 und 238: Darauf, dafs der täuferische
Schriftsteller Johann Bünderlin von Linz kein anderer ist, als der Mann,
welcher sich in den Strafsburger Verzichten auch Johann Wunderl von Linz
nennt, hat bereits Pfarrer J. Bossert, Jahrb. der Gesch. des Protest, in
Österreich 11. Jahrg. T. III, Juli—Sept. 1890 hingewiesen.