Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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zu bekennen und den Namen eines Christen zu tragen und eben 
darum gegen Andersgläubige stolz zu sein. Die Hauptsache des 
Christentums ist die Prüfung seiner selbst. Die Unreinen werden 
trotz ihres äufserlichen Bekenntnisses von dem Erkenner der Herzen 
wohl erkannt werden. 
Auch die Kirche ist ihm eine innerliche, rein geistige Ver 
sammlung von Menschen, die tausende Meilen und weiter ausein 
ander liegen. Das, was man jetzt Kirche nenne, sei nur ein 
äufseres Zeichen der Gemeinde der Gläubigen, und es sei unver 
ständig, an sie die Seligkeit zu binden. Er ist deshalb keiner 
bestehenden Kirche Freund. Hängen am Aufserlichen und Intole 
ranz wirft er den Katholiken und den Evangelischen vor. 
Am Luthertum tadelt er insbesondere, dafs es blofs negativer 
Art sei, dafs es zwar die Greuel des Papsttums aufdeckte, aber 
sich von der Lehre und der Wahrheit nur das ausgeklaubt habe, 
was uns schmecke. Es ist auch zweifellos an die Adresse Luthers 
gerichtet, wenn er meint, das Reich Gottes werde nicht blofs durch 
Schimpfen begründet, wie es denn auch nicht mehr nötig sei, 
gegen den Papst zu fechten, da das Reich schon zu Grunde ge 
gangen sei, sondern etwas Neues, Positives zu errichten. Der 
katholischen Kirche ist er insbesondere ob ihres Ceremoniendienstes 
gram. Ihm waren ja alle Ceremonien, die Sakramente inbegriffen, 
durchaus unnützer Tand. Im alten Testament, sagt er, konnten 
sie wohl noch bestehen, weil die Juden für den Geist noch nicht 
reif genug waren. Im neuen Testament aber, wo das Äufserliche 
nichts mehr ist, und nur vom Geiste die Rede ist, mufsten sie 
wegfallen. Das Abendmahl ist ihm nichts weiter als eine Erinne 
rung an Christus, eine neuerliche Ermahnung, eine Aufmunterung, 
in seine Fufsstapfen zu treten. Unsere Opfer dürfen in nichts weiter 
bestehen, als in der Kreuzigung des auswendigen Menschen, in 
der Bekämpfung unserer Leidenschaften, so lange, bis sie zerbrochen 
sind. Wir mögen Einen absolvieren, so oft wir wollen, dies hilft 
nichts, wenn der Mensch innerlich noch gebunden ist. 
Das zweite Werk Biinderlins erschien unter dem Titel: 
„Aus was ursach sich Gott in die Nyder gelassen und in Christo 
vermenschet ist, durch welchen und wie er des menschen Fall in 
ihm selbs durch den gesandten Messiah versunnt und widerpracht 
hat. Ro. 11. Denn aus in und durch in und in in sein alle Dinge, 
anno 1529.“ Am Schlüsse: „Durch Joh. Bünderlin von Lyntz.“ 
Es ist gleichfalls in Strafsburg gedruckt. Von Denkschen Ge-
	        
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