Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

133 
insbesondere Paulus davon redet. Der dritte vom Gesetz Mosis 
und dessen Einschreibung in das Herz und in die Tafeln. Der 
vierte vom mündlichen und äufserlichen Hören des Wortes Gottes. 
Der dritte Abschnitt zerfällt wieder in die Unterabteilungen: 
a) Yon den 2 Tafeln der 10 Gebote, b) Von dem Strafgerichte 
Gottes an den Juden, c) Yon den Ceremonien ! ). 
Die erste Schrift Bünderlins schliefst sich am engsten an die 
Ansichten seines Meisters Joh. Denk an, dessen Geist sie auch in 
sofern atmet, als sie in warmen Worten für die Toleranz in Glaubens 
sachen eintritt. Schon in der Vorrede wird bemerkt, dafs den 
Verfasser die Verschiedenheit der Bibelauslegung zur Verfassung 
des ersten Buches bewogen habe, und dafs sie nur den Zweck 
habe zu versöhnen und zu verständigen. Meistens, meint er, sei 
die Verschiedenheit der Meinungen aus Mifsverständnissen ent 
standen und beruhe nur im Wort und im Ausdruck. In der Sache 
herrsche häufig Übereinstimmung. Jedermann solle sich nur Mühe 
geben, in den Sinn und die Meinung des andern einzugehen oder 
sich ihm verständlich zu machen, dann würde alles viel besser 
sein. So aber fahre jeder ohne weiteres hervor und verketzere 
den andern. 
An anderer Stelle eifert das Buch gegen die Ansicht, dafs 
irgendwer um seines Glaubens willen verdammt sei, als Gottes 
lästerung, ja verteidigt geradezu den Satz, dafs alle Menschen 
selig werden. Es stehe deshalb auch uns nicht zu, jemanden seines 
Glaubens wegen zu richten. Wir haben nur zu lehren, sanftmütig 
zu mahnen und zu bekehren. Mit Liebe müssen wir zu überzeugen 
suchen, wie denn überhaupt die Liebe das Wesen des neuen Testa 
mentes sei und mit ihr die Freiheit. Bünderlin tadelt die Intole 
ranz der Katholiken ebenso, wie die der Lutheraner. Den letzteren 
wirft er vor, dafs sie jetzt, wo sie die Oberhand bekommen haben, 
gegen Andersgläubige das Schwert gebrauchen wollen, was ganz 
gegen Christus sei, während sie vorher, als sie noch mit dem Papst 
tum kämpften, die Gewissensfreiheit gepredigt haben. 
A ) Die Angaben Carl Hägens 1. c. III S. 296 über die Einteilung des 
Buches sind ungenau, dagegen dessen Bemerkung, dafs in demselben nicht 
viel systematische Ordnung sei etc., wohl richtig. Ich habe mich deshalb bei 
Darstellung des Inhalts des Buches nicht strikte an die in demselben herr 
schende Ordnung resp. Unordnung gehalten, sondern versucht, die in dem 
selben zum Ausdruck gelangenden Gedanken in logischen Zusammenhang zu 
bringen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.