Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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auch solche Mafsregeln nicht den gewünschten Erfolg hatten* 
scheute man selbst vor Hinrichtungen nicht zurück. In Basel* 
wo der Enthusiasmus der Wiedertäufer selbst bis zu Kirchen- 
und Kanzelskandalen gelangt ist, wurden im Jahre 1530 zwei 
ihrer Anhänger, Conrad Gasser aus Württemberg und Augustin 
Bader, ein Weber aus Stuttgart enthauptet. 
Der Groll gegen die Wiedertäufer scheint es gewesen zu 
sein, der den Leiter der Constanzer Kirche Joh. Zwink bewog, 
Johann Bünderlin, der damals nach Constanz kam, bei sich auf 
zunehmen. Er galt damals bereits als ein Feind der Wieder 
täufer, ein Ruf, welchen ihm seine Schriften mit ihrer Verdam 
mung aller äufseren Ceremonien und alles Sektenwesens ver 
schafft hatten. Die Anwesenheit Biinderlins in Constanz, der wohl 
auch dort versucht haben mag, Anhänger für seine religiösen An 
sichten zu gewinnen, hat aber bald auch den sonst toleranten Zwink 
in Angst und Unruhe versetzt. Den Mahnungen seiner Amtskollegen, 
welche in Bünderlin einen gefährlichen Gast sahen, der fähig wäre, 
den verderblichen Samen des Irrtums und der Uneinigkeit in der 
Gemeinde auszustreuen, und den sie als einen höchst gefährlichen 
Schwärmer und förmlichen Indifferentisten denunzierten, nach^ 
gebend, wandte er sich mit der Bitte um Auskunft über die Person 
seines Gastes an die erste Autorität der reformierten Kirche im 
Westen Deutschlands, an den Baseler Reformator Oecolampadius. 
Dieser kannte Bünderlin jedenfalls nur aus seinen Schriften* 
diese Kenntnis aber genügte ihm, um sich in sehr absprechender 
Weise über ihn zu äufsern, seine .Bücher als dunkel und verrucht, 
ihn selbst aber als einen Heuchler zu bezeichnen, der sich für 
einen Gegner der Wiedertäufer ausgebe und von sich behaupte, 
nicht wenige aus den Banden des Täufertums befreit zu haben, 
der aber sowohl das Sakrament der Taufe als des Abendmahls ver 
werfe und so ein Heilmittel empfiehlt, gefährlicher als die Wunde 
0 S. Joh. Georg Schellhorn, Sammlung für die Geschichte, vornehmlich 
zur Kirchen- und Gelehrtengeschichte. Nördlingen 1779. I. Band 69 u. 70. 
Der Brief des Oecolampad an Zwink vom 30. Januar 1530 ist enthalten in 
der Sammlung der Briefe Oecolampads und Zwinglis, herausgegeben bei 
Thomas Platter und Balthasar Lasius, Basel 1536, S. 170. Die betreffende 
Stelle lautet: „Et Binderlinus ille in libellis suis haereticis et obscuris et 
valde vafris sacramenti, imo ecclesiae Maritati, insidiatur. Talis a me de- 
prehensus est. Yide igitur, qualis hospes sit. Simulat se Catabaptistis ad- 
versarium et a rebaptisatione quosdam revocasse ac interim baptismam cum 
coena tollit. O remedium vulnere nocentius.
	        
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