Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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fährt er fort, mit der er getauft ist, begehre auch ich getauft zu 
werden.“ Zugleich stellt er Campanus in Aussicht, dafs er ihm 
und den Brüdern Bünderlin schicken werde, damit er ihnen pre 
dige, denn er sei wahrlich ein Mann, fest und stark in der Schrift 
und begabt mit einem durchlauchtigen und besonderen Verstände, 
mächtig, um die Widersacher zu verstricken und zu überwinden. 
Doch wolle er sich um des Glaubens willen in keinen Streit oder 
Zwist stecken, denn seine Ansicht sei, dafs ein Christ kein Zwist 
säer und Streiter sein, sondern sein Vorbild und Exempel nur in 
Christo und seiner ersten Kirchen haben soll. Er nehme auch 
alle Ursachen in der Schrift wahr, wisse, warum etwas gesagt sei, 
und lege sie nach dem Geiste aus, nicht nach dem Ton und Laut 
des Buchstabens, wie die Schriftgelehrten, vornehmlich Luther. 
Ob Bünderlin sein Bruder im Glauben sei, schliefst der Brief, 
wisse er nicht, aber er sei ein angenehmer und begehrter Gast, 
freimütig und, aufrichtig gesprochen, viel gelehrter und gottes- 
fürchtiger als er, elender Mensch! Und darum soll er (Bünderlin) 
mit seinen Thaten viel mehr Genüge thun, als er (Frank) thun 
oeffenunge vnde meynunge van God maken, nämlich eynen die sich alle wege 
jn menicherley gestaltenifse verändert vnde gantz ongestadig ifs, God wil 
vnser erbarmen. Amen. 
Nu broder jck en solde niet konen genouch geschryuen, wie dat ick dor 
die genade Gotz, mit der herten wilde, eynen tyt lanck by v tegenwordig 
wesen, op dz (so dat God gaue) der eyn den anderen mondelick mochte an- 
spreken. Want ick sol kopen vile mit v wt to richte, om dat ghy die oren 
noch niet gefloten hebt, vn God noch soucke de syt. Baldet niet op vn 
geynfs menschen hulp suis tu gebreck hebben, God sal v helpen, der defs 
minschen last draget, vn mit gewin alle dynck wrricktet. Die Schrifture 
vn eyn mensch, kan alleyn eynen anderen mensch vnd synen broder eyne 
getuychnifse geuen, mär niet leeren dat God delick jfs. Want hot god- 
fruchtig dat die mensche syn, so syn sy noch geyn Leeraers, als ook die 
Schrifture niet leert, sonder syn getuygen vnde getuychnifsen. Darum werdt 
dat geloof niet geleert wt eynen bouck, oft van eynen mensch wie keylich 
hy ifs, mar werdt van God jn die Schole des Heren vnder dat cruce geleert 
vnde jngestort. Ephef. z. 
Waer dat nu Bunderlinus myn broder jnt gelooue jfs, weet ick niet. 
Als hy eyns ankommen sal, wil ick hem (so dz God wilt) tot v schicken, 
wan ick versta dat hy v sol eyn angenaem vn begeerich gast vn broder 
wesen. Want hy jfs seer reymoedig, vn (vp dat ick van hertzen spreke) 
vile geleerder vn godfrucktiger, dan ick ellendig minscke bin. Vnde darum 
sal hy v by auonturen jn vilen saken meer genouch doen, dan ick sol. Daer 
beneuen jfs hy oick vile vryer vn ongebonden, als die geyn echte vrauwe 
noch kinderen heift, gelyck ick hebbe.“
	        
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