Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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punkt der freien Täufer, eines Joh. Denk und Sebastian Frank 
gestellt. 
So wie diese Männer hat auch ßünderlin schon in der Jugend 
den Keim der Unzufriedenheit mit den herrschenden religiösen 
Zuständen in sich aufgenommen und, kaum zum Mann herangereift, 
die Mitarbeiterschaft an ihrer Besserung als die Aufgabe seines 
Lebens erkennen gelernt. Sowie diese Männer hat er Jahre hin 
durch forschend und tastend nach dem Wege gesucht, der ihn zu 
einer Geist und Gemüt befriedigenden Religion führen könnte. 
Wie die Besten jener Zeit suchte er sie zuerst in dem Evange 
lium Luthers, in den diesem Evangelium ergebenen Kreisen eines 
österreichischen Aristokraten. Als er aber Luther sich von dem 
mystischen Reformationsgedanken ab wenden und nach einer staats 
kirchlichen Gestaltung seines Werkes streben sah, wandte er sich 
enttäuscht ab, und suchte, was er bei ihm nicht gefunden, in den 
Reihen der Täufer, die damals eine stattliche Anzahl vorzüglicher 
Männer in sich vereinigten. Er glaubte wohl auch eine Zeitlang, 
insbesondere aber zur Zeit des Aufschwungs des Täufertums in 
folge der Bemühungen Denks, Hubmayrs und anderer, das er 
sehnte Ideal in ihrer Kirche gefunden zu haben, sah sich jedoch 
auch auf dieser Bahn zur Sonderung und Sichtung genötigt und 
langte endlich, beeinflufst durch die gewaltige Persönlichkeit 
Denks, bei jenem spiritualistischen undogmatischen Christentum an, 
von dem seine Schriften Zeugnis geben. 
In einer eigentümlichen Beleuchtung erscheint dieses Christen 
tum Bünderlins durch die Stellung, welche er zu Sebastian Frank 
einnahm. Auf diesen bedeutendsten Litteraten und vornehmsten 
Vertreter des Spiritualismus in der Zeit der Reformation haben 
die Schriften Bünderlins, der ihn persönlich wohl erst während 
seines Aufenthaltes in Strafsburg kennen gelernt hat, entscheiden 
den Einflufs genommen. 
Sebastian Frank, der sowie Biinderiin als katholischer Theo 
loge seine öffentliche Wirksamkeit begann, um sich dann der 
Reformation Luthers anzuschliefsen und endlich, unbefriedigt von 
ihrem Verlaufe und ihren Ergebnissen, ihr den Rücken zu kehren 
und als zum Teil selbständiger, zum Teil in den Spuren der 
deutschen Mystiker wandelnder Denker eine ausgesprochen indi 
vidualistische Religion zu predigen, ist als Verfasser eines viel 
gelesenen Buches: „Von dem greulichen Laster der Trunkenheit, 
Justenfelde 1528“ und als Übersetzer der Dialoge Althameri, eines
	        
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