Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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sie zu belehren und im Glauben zu stärken. Das Buch, wegen 
dessen Biinderlin zur Rede gestellt worden ist, war jedenfalls die 
im Jahre 1529 in Strafsburg unter dem Titel: „Ein gemayne Be 
rechnung über der Heiligen Schrift Inhalt“ erschienene Schrift. 
Wenn wir den Inhalt dieses Buches mit den Angaben seines 
Verhörs in Zusammenhang bringen, so müssen wir daraus 
schliefsen, dafs Biinderlin sich zur freiesten Richtung des Täufer- 
tums, sowie es Joh. Denk verkündet hatte, bekannte 1 ). 
Zahlreich sind die Anhänger Bünderlins zur Zeit seiner An 
wesenheit in Strafsburg und später sicher nicht gewesen. Schon 
die spekulative Natur seiner Religion schlofs deren grofse Ver 
breitung aus. Bünderlin hat, wie dies wohl jeder zu thun pflegte, 
der durch die Wiedertaufe in die Täuferkirche aufgenommen war 
und das Apostelamt versah, bei seiner Ankunft in Strafsburg alle 
Brüder zusammenberufen. Wenn sich alle diejenigen, die diesem 
Rufe Folge geleistet haben, der in Strafsburg herrschenden refor 
mierten Kirche, sowie den Katholiken gegenüber auch als die 
Mitglieder der einen, auserwählten Gemeinschaft fühlten, sich 
durch dieses Gefühl der Gemeinsamkeit in ihrem Glauben gehoben, 
in ihrem Gottvertrauen gestärkt fanden, sich nach aufsen hin auch 
als die Brüder einer Kirche gaben und von den weltlichen und 
geistlichen Obrigkeiten als solche behandelt wurden, so gehörten 
doch sicher nicht alle diese zu den Gesinnungsgenossen Bünderlins. 
1 ) Kur Unkenntnis der Blinder lins chen Schriften kann es rechtfertigen, 
wenn Röhrich in seiner Reformation im Elsafs S. 342 ihn einen Zeloten aus 
Österreich nennt. Bünderlin war alles eher als ein Zelot. Von mehreren 
späteren Schriftstellern wird Bünderlin als einer der Führer der Wieder 
täufer genannt, so von Sebastian Frank, Welthuch Pars II Fol. 44: „Ich 
wollt yr vil anzeygen, deren ein jeder sein eygen kirch, opinion und auch 
Glauben hat, aldann ist der Bähst, Luther, Zwingei, Teuffer mancherley, 
Joan Campianus, Joannes Bünderlin, Schwenkfeldt, Melchior Hoffmann, 
Bilgra, Böhem, Pikarden, Armenier, Mesobiter“ —, so von Gabriel Prateolus 
de vitis, sectis et dogmatibus omnium haereticorum Köln 1569 p. 28: Neque 
nunc pauciora sunt hydrae (sc. Anabaptistae) capita, sunt enim alii Münze- 
riani, alii Orantes, alii Silentes, Somniantes, pueris similes, Synceri, Impeci- 
biles, a Baptismo liberi, Binderliani, Sahbetarii, Haderoni, Hoffmanici et post 
hos exorti circumcisi etc., so endlich von Preger, Tischreden Luthers aus den 
Jahren 1531 und 1532 nach den Aufzeichnungen von Joh. Schlaginhaufen, 
Leipzig 1888 S. 116 und 438: 
Sectae Anabaptistarum Pinden’schen dicunt omnia evangelica esse per- 
sonalia h. e. tantum ad personam quibus dicta, dicta esse.
	        
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