Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

114 
halten. Dafs auch Mitglieder angesehener Familien zu ihren An 
hängern zählten, beweist die Liste derjenigen, die 1526 unter dem 
Verdachte des Wiedertaufs über Befehl des Rates verhaftet, in 
den Turm gelegt und verhört worden sind. Es befanden sich 
darunter Fridolin Meiger, Contractuum Notarius und Jörg Tücher, 
der Schwiegersohn des Stadtschreibers, der den täuferischen Kon- 
ventikeln sein eigenes Haus geöffnet hatte. Sein Verhör sagt uns, 
wie es bei diesen Strafsburger Konventikeln zuging. Nach dem 
gemeinsamen Gebet, sagt er, legen sie die Schrift nach eines jeden 
Geist aus. 
Im Laufe des Jahres 1526 hat bekanntlich jene Täufersynode 
in Augsburg stattgefunden, welche unter der Leitung Joh. Denks 
die Organisation des Täufertums und deren Vereinigung zu einer 
selbständigen, von der katholischen und lutherischen Kirche sich 
ab grenzenden Sekte herbeiführte, ein Ereignis, das die Sache der 
Täufer wesentlich beeinflufste und auch in den Strafsburger Verhält 
nissen wesentliche Änderungen hervorrief. Nach Strafsburg hatte 
Denk, der Leiter und Führer dieser Reformbewegung, sein Haupt 
quartier verlegt und von dort aus versucht, der Täuferbewegung 
die seinem Denken und Streben angemessene Richtung zu geben. 
Diese Richtung aber war, wie wir wissen, eine ausgeprägt mystische, 
von durchaus transcendentem Charakter, sie gipfelte in einem 
innerlichen, von jeder äufseren Autorität unabhängigen Glauben 
und wendete sich ebenso gegen die an dem Buchstaben der Schrift 
hängenden frommen, als die in sozialistischer Träumerei be 
fangenen Umsturzmänner. Es ist nun Denk keineswegs gelungen, 
diese Parteien zu Gunsten einer dritten gemäfsigten Richtung zu 
vereinigen oder auch nur eine derselben zum Schweigen zu bringen. 
Es konnte dies schon deshalb nicht sein, weil die Denkschen 
Ideen ihren Flug weit über den Gesichtskreis der grofsen Masse 
nahmen, aus denen sich die Frommen und die Radikalen rekru 
tierten, und weil das durch das innerste Wesen dieser Ideen be 
dingte philosophisch-spekulative Gewand nur eine Religion der 
Gebildeten sein konnte. So sehen wir denn mit dem Erscheinen 
Denks in Strafsburg im Oktober 1526 neben den beiden bereits 
vorhandenen Richtungen des Täufertums eine dritte, die Religion 
der freien Täufer in die Aktion treten. 
Mit aller Macht strebten die lutherischen Prediger Strafsburgs 
darnach, den Einflufs, welchen Denk insbesondere in den besseren 
Bürgerkreisen in überraschend kurzer Zeit gewonnen hatte, zu
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.